Südafrika, Kapstadt, Groote Schuur Hospital (13.01.2025-09.03.2025)
Meine Zeit in Kapstadt war einfach unglaublich! Die Kombination aus spannender Medizin am Groote Schuur Hospital, internationaler Erfahrung, beeindruckender Natur und tollen Menschen hat meinen Aufenthalt unvergesslich gemacht! Ich kann es wirklich jedem empfehlen, der über ein PJ-Tertial im Ausland nachdenkt! Es lohnt sich in jeder Hinsicht!
Warum gerade zu einem PJ-Abschnitt nach Kapstadt/Südafrika?
Ein halbes Tertial meines PJ habe ich in Kapstadt am Groote Schuur Hospital in meinem Wahlfach, der Neurologie, absolviert. Für dieses Lehrkrankenhaus der University of Cape Town hatte ich mich entschieden, weil es durch seine langjährige medizinische Exzellenz und bahnbrechende Forschung weltweit anerkannt ist und ich für meinen Auslandsaufenthalt in der Fachrichtung, die ich später einschlagen möchte, an eine renommierte Klinik gehen wollte. Und welches Krankenhaus eignet sich dafür besser als das, in dem am 3. Dezember 1967 durch den südafrikanischen Chirurgen Dr. Christiaan Barnard die erste erfolgreiche Herztransplantation durchgeführt wurde!
Auch die Neurologie Abteilung des Groote Schuur Hospitals überzeugt durch ihre fachliche Expertise in der Behandlung komplexer neurologischer Erkrankungen, darunter Schlaganfälle, Epilepsie und neurodegenerative Erkrankungen. Ein besonders herausragendes Beispiel, welches mich sehr begeistert, ist ihre Forschung zur Behandlung von Schlaganfällen, bei der innovative Techniken zur Thrombektomie entwickelt wurden, um Blutgerinnsel effizienter zu entfernen und somit die Prognosen der Patient*innen deutlich zu verbessern.
Meine Bewerbung an der University of Cape Town und weitere Vorbereitungen
Die erste Kontaktaufnahme für den PJ-Platz an der University of Cape Town in Kapstadt erfolgte etwa eineinhalb Jahre vor Antritt meines Auslandstertials per E-Mail mit der dafür zuständigen Krankenhauskoordinatorin Kelly. Ich denke, diese eineinhalb Jahre hatten in meinem Fall gereicht, da ich mich für die Neurologie entschieden hatte. Sollte man in das Surgical Department gehen wollen oder besonders in die Trauma Unit, würde ich tatsächlich einen Vorlauf von mindestens zwei Jahren, wenn nicht mehr, empfehlen, um sicher einen Platz zu bekommen.
Bei der zuständigen Ansprechpartnerin konnte man sich mit einigen erforderlichen Unterlagen bewerben. Da sie die Vergabe der Plätze allein koordinierte, konnte es manchmal mit ihrer Antwort einen Moment dauern. Auf eine Rückmeldung konnte man sich jedoch in jedem Fall verlassen. Die Formalitäten, um die man sich direkt nach der Ankunft kümmern musste, waren schnell erledigt.
Der erste Tag des PJ-Abschnittes war nicht im Krankenhaus, sondern für Organisatorisches vorgesehen. Alle Medizinstudierenden, die neu am Groote Schuur Hospital anfingen, trafen sich am Montag für eine Einführungsveranstaltung bei Kelly im Büro. Dort wurde alles Wichtige bezüglich des Praktikums erklärt. Die SIM-Karte würde ich online in Form einer e-Sim kaufen, das ist am unkompliziertesten. Ein Visum ist für einen Aufenthalt unter 90 Tagen nicht erforderlich.

Kapstadt von oben
(Anm. d. Red: Um wirklich auf der sicheren Seite zu sein, sollte man sich immer rechtzeitig bei der Botschaft des jeweiligen Landes nach den aktuellen Einreisebestimmungen erkundigen. Hierbei sollte man unbedingt erwähnen, dass man sich nicht zu Urlaubszwecken, sondern zu einer medizinischen Tätigkeit im Rahmen seines Medizinstudiums im betreffenden Land aufhalten wird.)
Neben den normalen, vom deutschen Gesundheitssystem geforderten beziehungsweise von der „STICKO“ empfohlenen Impfungen, waren damals zu meiner Zeit für den Aufenthalt in Südafrika keine weiteren Impfungen notwendig. Soweit ich mich erinnere, wurde nicht nach dem Impfstatus gefragt, ich würde also einfach für den eigenen Schutz sicher gehen, dass der Impfstatus aktuell ist. Kapstadt gehörte nicht zu den Malaria Risikogebieten, sodass auch keine Malaria-Prophylaxe notwendig war. An Medikamenten reichten die üblichen Hausmittel, die man sowieso immer auf Reisen mitnimmt. Fast jede Person bekommt zu irgendeinem Zeitpunkt gastrointestinale Beschwerden, sodass es sich lohnt, dahingehend Medikamente mitzunehmen.
Versicherungen kann man abschließen, muss man aber nicht. In welchem Bereich es jedoch wichtig ist, eine Versicherung abzuschließen, ist im Krankenhaus. In Deutschland ist man zumeist über das jeweilige Lehrkrankenhaus im PJ versichert, im Ausland nicht. Auch eine Auslands-Krankenversicherung wäre eine Versicherung, die ich empfehlen würde. Theoretisch kann man noch viele weitere Versicherungen wie eine Versicherung gegen Diebstahl etc. abschliessen, das habe ich jedoch nicht gemacht. Ich denke die beiden genannten Versicherungen sind die wichtigsten, ob man noch mehr Versicherungen abschließen will, weil es einem beispielsweise ein Gefühl von Sicherheit gibt, ist wahrscheinlich Geschmackssache, schaden tut es mit Sicherheit in keinem Fall.
Mein PJ in der Neurologie am Groote Schuur Hospital in Kapstadt
Meinen PJ-Abschnitt am Groote Schuur Hospital habe ich, wie bereits erwähnt, in der Abteilung für Neurologie absolviert, die sowohl stationäre Patient*innen auf der Station E7, als auch ambulante Patient*innen in der „Outpatient Clinic“ betreute.
Montags startete der Tag in der Klinik um 08:00 Uhr mit dem Journal Club im MacGregor Room in E8. Von 09:00 bis 12:00 Uhr fand die allgemeine Klinik in E7 für alle Assistenzärztinnen und Assistenzärzte statt. Anschließend gab es von 13:00 bis 14:00 Uhr die NCS/EMG-Klinik, die von den Neuro-Assistenzärzt*innen betreut wurde. Danach folgte von 14:30 bis 15:30 Uhr die „Stroke-Round“ in E7, woraufhin direkt die Oberarztvisite begann.
Dienstags begann der Arbeitstag um 08:00 Uhr mit der Oberarztvisite. Um 10:00 Uhr folgte die abteilungsübergreifende Besprechung und am Nachmittag gab es von 13:00 bis 15:00 Uhr eine Epilepsie-Klinik. Von 15:00 bis 16:00 Uhr folgte eine EEG-Lehrveranstaltung für Assistenzärzt*innen mit Dr. Butler, die sowohl über Zoom als auch vor Ort stattfand. Am Mittwoch startete der Tag um 08:00 Uhr mit dem Radiologie-Meeting. Danach fand von 09:00 bis 12:00 Uhr wieder die allgemeine Klinik in E7 für alle Assistenzärzt*innen statt. Dort wurden ambulante Patient*innen, meist zur Verlaufskontrolle, gesehen.

Das berühmte Groote Schuur Hospital der University of Cape Town in Südafrika
Donnerstags startete die Visite der Oberärzt*innen um 08:00 Uhr. Danach folgte von 09:30 bis 12:30 Uhr die Sprechstunde. Nachmittags gab es eine Lehrveranstaltung für Assistenzärzt*innen, an der auch rotierende Assistenzärztinnen und Assistenzärzte teilnehmen durften. Der Freitag startete um 09:00 Uhr mit verschiedenen Spezialsprechstunden, darunter für Motoneuronerkrankungen (MND), Myasthenia gravis (MG), Schlaganfall und neuroinfektiöse Erkrankungen. Nach einer Mittagspause gab es von 13:00 bis 14:00 Uhr akademische Präsentationen im NSI.
„Student Teaching“ fand während der Vorlesungszeit dienstags und donnerstags für jeweils eine Stunde statt. Falls Ihr die Möglichkeit habt, kann ich diesen Unterricht sehr empfehlen! Er fand in Form von „Bedside Teaching“ in interaktiven Kleingruppen statt und hing thematisch von den Patient*innen auf Station ab. Wie viel man sich einbringen möchte, war einem bis zu einem gewissen Grad selbst überlassen.
In den meisten Fällen war man tatsächlich Beobachter*in, wenn man Glück hatte, beziehungsweise sich gut anstellte, konnte man auch kleinere Aufgaben wie klinisch-neurologische Untersuchungen übernehmen oder bei Liquorpunktionen assistieren. Das Gute war, dass lästigere Aufgaben wie Blutentnahmen – anders als in Deutschland- nicht von Medizinstudierenden erwartet wurden. Dementsprechend baute man sein Können in praktischen Fähigkeiten eher eingeschränkt aus, dafür gewann man einiges an theoretischem Wissen. Ich habe in Südafrika zum Beispiel häufiger neurologische Krankheitsbilder infektiöser Genese gesehen, andererseits gab es natürlich auch in Südafrika Krankheitsbilder wie Schlaganfälle, Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson, die ich auch in Frankfurt am Main auf Station gesehen hatte.
Unterkunft, Sicherheitsaspekte und Finanzielles
Ich habe in der „Freeland Lodge“ in Observatory gewohnt, einem beliebten Viertel für Studierende und junge Berufstätige. Dort wohnte man mit etwa 40 deutschen PJler*innen zusammen, sodass es leicht war, Anschluss zu finden. Man konnte ein Einzelzimmer (etwa 600€/Monat) oder ein „Shared Room“ (etwa 350€/Monat) buchen. Außerdem war die Lodge etwa acht Gehminuten vom Groote Schuur Hospital entfernt, sodass man morgens in Gruppen dorthin laufen konnte. Es gab auch einige PJler*innen, die in kleineren WGs oder Airbnbs gewohnt haben.
Für den Transport ist „Uber“ die sicherste Option, man sollte auch nichts anderes nutzen. Selbst von „Bolt“ wird abgeraten. Alternativ konnte man sich natürlich ein eigenes Auto mieten, das kostete etwa 12€/Tag. Wegen gewisser Sicherheitsrisiken, insbesondere in bestimmten Stadtteilen und besonders abends, würde ich empfehlen eine kleine Bauchtasche mitzunehmen, sodass man zumindest sein Handy immer nah an sich unter der Kleidung tragen kann. Wertsachen sollte man möglichst nicht offen tragen!
Einschließlich der Gebühren für die Universität, Flug, Unterkunft, Lebenshaltungskosten und Freizeitaktivitäten beliefen sich die Gesamtkosten für zwei Monate auf ca. 4.000 €. Davon waren die University Fees mit 1.500€ für zwei Monate am teuersten. Ich kann daher empfehlen, sich um ein Stipendium zu bemühen.
Leben in Kapstadt & Freizeitaktivitäten
Kapstadt bietet ein unglaubliches Angebot an Freizeitaktivitäten, welchen man nach der Arbeit nachgehen kann. Was gibt es Schöneres, als den Feierabend mit einer wunderschönen Wanderung auf dem Tafelberg, einem Nachmittag am „Clifton Beach“ oder einem Sunset Hike auf den „Lion´s Head“ zu verbringen. Die Landschaft ist unglaublich, sodass Kapstadt vor allem im europäischen Winter (südafrikanischer Sommer) ein wunderschöner Ort ist. Jeden Tag unternimmt man etwas Neues und trotzdem hat man am Ende des Aufenthaltes noch längst nicht alles gesehen!

Der Clifton 2nd Beach – einer der schönsten Sandstrände in Kapstadt
Hier sind meine Empfehlungen! So viele Wanderungen wie möglich. Ich finde die Natur und die Views sind zwei der schönsten Dinge an Kapstadt, Surfen in „Muizenberg“, eine „Free Walking Tour“ und das „District Six Museum“ zum Thema „Apartheid“. Zumindest einmal Mittwochabends auf den „Oranjezicht Night Market“ – ist sehr schick und nicht jedermanns Geschmack, aber die Location ist toll. Dann der „Chapman´s Peak Drive“, Sunset auf „The Rock“, Padel Spielen in „Camps Bay“, Joggen Gehen an der Promenade in „Sea Point“, eine „Robben Island Tour“ buchen.

Der imposante Lion’s Head bei Nacht – neben dem berühmten Tafelberg einer der Hausberge Kapstadts
Für Safari in den „Krüger Nationalpark“ bei Johannesburg fliegen, für noch mehr Wanderrouten und eine Auszeit die „Garden Route“ fahren, an Wochenenden die Vineyards besuchen und „Wine Tastings“ machen, am „Clifton Strand“ bis zum Sonnenuntergang bleiben, das Nachtleben auf der „Kloof Street“ erleben, die Cocktails und die Aussicht auf der „Roof Top Bar“ des „14 Stories Hotels“ genießen und, und, und… Es gibt wirklich so viel zu tun in Kapstadt und wenn man dann noch die richtigen Menschen kennenlernt, aus denen in der Zeit super enge Freund*innen werden, wird es eine unvergessliche Zeit!
Mein Blick zurück!
Meine Zeit in Kapstadt war einfach unglaublich! Die Kombination aus spannender Medizin, internationaler Erfahrung, beeindruckender Natur und tollen Menschen hat meinen Aufenthalt unvergesslich gemacht!

Blick auf die 12 Apostel in Camps Bay – Kapstadt, Südafrika
Ich kann es wirklich jedem empfehlen, der über ein PJ-Tertial im Ausland nachdenkt. Es lohnt sich in jeder Hinsicht!
E-R. Ume
Frankfurt am Main, März 2025
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