Famulatur in Südkorea – Plastische Chirurgie

Südkorea, Seoul, Asan Medical Center (21.08.-05.10.2023)

Famulatur in der Plastischen Chirurgie. Im Sommer 2023 habe ich für insgesamt sechs Wochen eine Famulatur am Asan Medical Center (AMC), Lehrkrankenhaus der University of Ulsan, in Seoul, Südkorea, absolviert. Insgesamt hatte ich während meiner Famulatur in Südkorea eine wirklich gute Zeit und möchte gerne meine Erfahrungen hier mit Euch teilen! 

Meine Motivation 

Südkorea, insbesondere Seoul, hatte mich schon immer gereizt und da ich mir auch mal die Plastische Chirurgie anschauen wollte, war die Famulatur dafür ideal. Südkorea ist für dieses Fachgebiet sehr bekannt. Jedoch bietet die Famulatur in einem Krankenhaus, anstatt beispielsweise in einer Privatklinik, auch nicht nur ästhetische, sondern auch viele rekonstruktive Eingriffe an. 

Der Gyeongbokgung Palast in Seoul ist definitiv einen Besuch wert!

Der Gyeongbokgung Palast in Seoul ist definitiv einen Besuch wert!

Als ich mich eigenständig im Internet nach möglichen Krankenhäusern informiert hatte, welche internationale Medizinstudierende aufnehmen, war ich dabei auf das Asan Medical Center, Lehrkrankenhaus der University of Ulsan, in Seoul gestoßen. Es ist eines der größten Krankenhäuser Südkoreas und bietet so ziemlich jede Fachrichtung an. Außerdem gibt es eine extra internationale Abteilung für sowohl Patient*Innen als auch für Ärzt*Innen und Student*Innen aus dem Ausland.

Der Bewerbungsablauf 

Etwa acht Monate vor meinem Aufenthalt hatte ich angefangen, mich am Asan Medical Center, Lehrkrankenhaus der University of Ulsan, zu bewerben. Es könnte wahrscheinlich auch etwa ein halbes Jahr vorher ausreichen. Auf dessen Webseite gab es ein eigenes Formular, auf dem man sich bewerben konnte. Man brauchte jedoch vorher die Zusage eines Arztes der Fachrichtung, bei der man gerne seine Famulatur ableisten wollte. Dies hatte sich als etwas schwierig herausgestellt, da ich persönlich dort niemanden kannte. Zum Glück war ich aber auf die Kontaktdaten des Chefarztes der Plastischen Chirurgie gestoßen und hatte ihm einfach eine E-Mail mit meinem Anliegen geschrieben. Er hatte mir sofort zugesagt und seine Antwort auch an das internationale Büro weitergeleitet. Daraufhin konnte ich dann meine Bewerbung auf der entsprechenden Webseite einreichen. 

Für die Bewerbung benötigte ich zunächst eine ausgefüllte „Application Form“, ein Empfehlungsschreiben meiner Heimatuniversität, einen Lebenslauf, eine Immatrikulationsbescheinigung und eine Kopie meines Ausweises sowie ein Foto von mir. Erst wenn man die Unterlagen eingereicht hatte, erhielt man eine Zusage des Krankenhauses. 

Nach der Zusage musste man dann ein Formular des Asan Medical Center von seinem Hausarzt ausfüllen lassen, innerhalb von drei Monaten vor dem geplanten Aufenthalt, den Nachweis von verschiedenen Impfungen. Das Formular für den Hausarzt beinhaltete auch ein Röntgen des Thorax, was man eventuell selbst zahlen muss. Außerdem war Teil des Impfnachweises ein Tuberkulose-Test, welchen ich beim AMD meiner Heimatuniversität machen lassen konnte. Und schließlich war die Kopie einer Auslandskrankenversicherung erforderlich.

Zum Schluss gab es dann nochmals eine Zusage, dass man am Asan Medical Center angenommen sei. Das internationale Büro, vor allem die Koordinatorin des Programms, war stets zur Verfügung, falls es Fragen gab. Insgesamt fand ich, dass der gesamte Ablauf gut geregelt war. Ich habe, so glaube ich, nie länger als ein oder zwei Tage auf eine Antwort zu meinen Fragen gewartet. 

Visum, Unterkunft und Finanzierung 

Für meinen Aufenthalt von insgesamt acht Wochen in Südkorea musste ich damals kein Visum beantragen. Im Sommer 2023 hatte Südkorea eine Initiative gestartet, um mehr Tourist*Innen anzulocken. Dies bedeutete, dass man als Tourist*In oder Praktikant*In ohne Gehalt für bis zu 90 Tage ohne Visum oder ähnliches einreisen durfte – jedenfalls mit einem deutschen Pass. Inzwischen bin ich mir nicht sicher, ob diese Regelung noch gilt. Ansonsten kann man aber bei der südkoreanischen Botschaft eine Einreisegenehmigung für bis zu 90 Tage beantragen, da man in der Zeit der Famulatur auch kein Gehalt bekommt. Das lässt sich ziemlich einfach online beantragen. 

(Anm. d. Red: Um wirklich auf der sicheren Seite zu sein, sollte man sich immer rechtzeitig bei der Botschaft des jeweiligen Landes nach den aktuellen Einreisebestimmungen erkundigen. Hierbei sollte man unbedingt erwähnen, dass man sich nicht zu Urlaubszwecken, sondern zu einer medizinischen Tätigkeit im Rahmen seines Medizinstudiums im betreffenden Land aufhalten wird.)   

Zusätzlich musste ich mich selbst auch um eine Unterkunft kümmern. Leider stellte das Asan Medical Center in Seoul keine Unterkünfte für Medizinstudent*Innen zur Verfügung, man bot aber Hilfe bei der Suche an. Die meisten Vorschläge waren Hotels, die für einen Zeitraum von acht Wochen ziemlich teuer geworden wären. Letztendlich hatte ich eine Art Hostel in der Nähe des Krankenhauses gefunden. Es ist gut zu wissen, dass Airbnbs und das Vermieten von Privatwohnungen in Südkorea offiziell verboten sind. Es wäre also besser, eine Art Residence, welche auch offiziell als Unterkunft ausgeschrieben ist, zu buchen. Diese findet man aber auch über Anbieter wie Airbnb. 

Finanziell war die Famulatur leider nicht gerade günstig. Zum Zeitpunkt meiner Bewerbung für die Famulatur hatte ich kaum Stipendien oder Förderungen dafür gefunden, weshalb ich alles selbst gezahlt habe. Soweit ich weiß, gibt es aber Förderungsmöglichkeiten, über die man einen Zuschuss beantragen kann. 

Meine Famulatur in der Plastischen Chirurgie am Asan Medical Center 

Meine Famulatur am Asan Medical Center in Seoul habe ich die gesamten sechs Wochen in der Abteilung der Plastischen Chirurgie verbracht. Die Abteilung war ziemlich groß, mit drei Untergruppen, welche auf Gesichts- und Kieferchirurgie, Brustchirurgie und Mikrochirurgie spezialisiert waren. Ich war dem Team der Gesichts- und Kieferchirurgie zugeteilt, durfte aber auch bei den anderen Teams zuschauen, wenn ich danach gefragt habe. 

Das riesige Asan Medical Center, direkt am Flus Han, ist vom Lotte Tower aus gut zu sehen.

Das riesige Asan Medical Center, direkt am Flus Han, ist vom Lotte Tower aus gut zu sehen.

An meinem ersten Tag wurde ich vom internationalen Büro des Asan Medical Center empfangen. Dort habe ich meine Zugangskarte für das Krankenhaus bekommen, einen Ratgeber auf Englisch mit den wichtigsten Anlaufstellen und wurde dann auf die Station gebracht. Ich fand es sehr angenehm, dass meine Ankunft und mein Aufenthalt gut strukturiert waren. Vor allem, wenn man kaum koreanisch spricht, kann das Krankenhaus sehr groß und verwirrend sein. Sollte es während meines Aufenthaltes irgendwelche Probleme geben, konnte ich jederzeit der Ansprechpartnerin aus dem internationalen Büro schreiben.

Mein Tagesablauf auf der Plastischen Chirurgie

Die meiste Zeit meiner Famulatur war ich den Tag über mit im OP. Dort habe ich mir die verschiedenen Eingriffe angeschaut und von den Ärzt*innen erklären lassen. Selten durfte ich auch mal mit an den Tisch und aushelfen. Als internationaler Besucher durfte man jedoch nicht viel selbst machen. Ansonsten war man noch bei den Besprechungen dabei. So gab es einmal die Woche eine Besprechung mit der ganzen Abteilung, bei der auch interessante Studien und Veröffentlichungen vorgestellt wurden. Zudem gab es ebenfalls wöchentlich Meetings innerhalb der Untergruppe, in denen interessante Fälle vorgestellt wurden. Weiterhin durften wir bei den „Research Meetings“ mit dabei sein, bei denen über den aktuellen Stand der gruppeninternen Studien und Forschungen diskutiert wurde. 

Je nachdem, ob morgens ein Meeting anstand oder nicht, begann mein Tag entweder um 7:30 Uhr oder etwas später um 8:30 Uhr. Wenn es in der Früh kein Meeting gab, wurde mir angeboten, erst in den OP zu kommen, wenn die Patientin/der Patient auch kommt. Daher waren die Arbeitszeiten recht angenehm. Meistens endete mein Tag so um 16:00 Uhr. Hin und wieder gab es auch mal längere Eingriffe, aber die Ärzt*Innen haben mir dann meist angeboten, auch etwas früher zu gehen. 

Das Asan Medical Center in Seoul, Südkorea

Das Asan Medical Center in Seoul, Südkorea

Ab und zu war ich auch bei den Visiten auf Station mit dabei, jedoch konnte man selbst mit den Patient*Innen nicht viel machen, da die Kommunikation fast ausschließlich auf Koreanisch war. Die Ärzt*Innen haben uns dann aber immer im Nachhinein übersetzt, was gerade besprochen wurde. 

Einmal die Woche durften wir zudem bei der ambulanten Sprechstunde dabei sein. Der Arzt, welcher das uns zugeteilte Team leitete, hatte die Sprechstunde mit den jeweiligen Patientinnen und Patienten auf Koreanisch gehalten. Doch immer vor und nach dem Gespräch hat er sich die Zeit genommen und uns den Fall auf Englisch erklärt! 

So wie ich es mitbekommen habe, war auch die Lehre im Medizinstudium in Korea eher theorielastig. Ich habe kaum südkoreanische Medizinstudierende im OP gesehen, auch wenn das Asan Medical Center in Seoul ein Lehrkrankenhaus der University of Ulsan ist. Auch die sogenannten „Interns“, welche sich im ersten Jahr nach ihrem Medizinstudium befanden und in den verschiedenen Fachbereichen rotierten, übernahmen beispielsweise im OP nur kleine Aufgaben. Die Hierarchie im Krankenhaus scheint in Südkorea auch noch deutlicher ausgeprägt zu sein als in Deutschland. Es ist allgemein Tradition in Südkorea, den Älteren gegenüber sehr respektvoll zu sein. Das ließ sich auch dem Personal anmerken. 

Bei den wöchentlichen Dinner wurde gerne traditionell koreanisches Essen serviert.

Bei den wöchentlichen Dinner wurde gerne traditionell koreanisches Essen serviert.

Ich hatte aber das Glück, das fast alle südkoreanischen Ärzt*Innen uns internationalen Medizinstudierenden sehr offen und positiv gegenüber waren. Im OP selbst wurde uns auf Englisch alles erklärt und auch Fragen wurden immer beantwortet. Außerdem gab es gefühlt jede Woche irgendeine Art von Dinner, sei es im eigenen Team oder einmal im Monat mit der gesamten Abteilung, zu dem man eingeladen wurde. Insgesamt würde ich sagen, dass man leider nicht viel selbstständig arbeiten konnte, da die Sprachbarriere dafür einfach zu groß war. Jedoch habe ich trotzdem in dieser Zeit sehr viel über das Fachgebiet Plastische Chirurgie gelernt und viele neue Leute und Freunde kennengelernt. 

Außerdem waren neben mir auch noch viele andere internationale Besucher*Innen vor Ort. Vor allem andere Ärzt*Innen aus dem Ausland haben sich auch die Plastische Chirurgie angeschaut, um ihr Wissen über die verschiedensten Eingriffe zu vertiefen. So hatte ich die Möglichkeit, Ärzt*Innen aus unter anderem den USA, Indien, Spanien oder der Türkei kennenzulernen, mit denen ich mich auch mal außerhalb des Krankenhauses getroffen habe. Es waren aber auch andere Medizinstudent*Innen aus z.B. Neuseeland oder Taiwan da.

Die Wochenenden hatte ich eigentlich immer frei, wodurch ich die Möglichkeit hatte, das Land zu bereisen. Zweimal war ich aber auch am Wochenende im Krankenhaus, da es ein paar Eingriffe gab, die ich persönlich sehr interessant fand und mir anschauen wollte.

Das Land Südkorea

Ein Grund, weshalb ich meine Famulatur in Südkorea absolviert habe, war, weil ich unbedingt dieses Land mal sehen wollte. Seoul ist eine riesige Stadt mit unglaublich vielen Sehenswürdigkeiten und Attraktionen. Seien es die historisch alten Dörfer und Paläste, unzählige Museen und Theater, als auch die beeindruckende moderne Architektur. Außerdem gab es an jeder Ecke Restaurants mit traditionell koreanischem Essen, welches für unsere Verhältnisse preislich sehr erschwinglich ist. 

Das historische Viertel Bukchon Hanok mitten in Seoul

Das historische Viertel Bukchon Hanok mitten in Seoul

Die meiste Zeit meines Aufenthaltes war ich in Seoul selbst. Das Asan Medical Center liegt in einem etwas reicherem und schönem Teil der Stadt, in der Nähe des „Lotte Towers“ und des Olympischen Parks, in dem man auch gut spazieren gehen konnte. Außerdem liegt auch eines der Baseballstadien in der Nähe, in dem man sich definitiv mal ein Spiel ansehen sollte. 

In meiner Freizeit in Südkorea war es auch mal spannend, ein Baseball Spiel zu besuchen.

In meiner Freizeit in Südkorea war es auch mal spannend, ein Baseball Spiel zu besuchen.

Da das Land selbst nicht besonders groß ist, hat man auch die Möglichkeit, an die Küste im Süden des Landes zu fahren oder auch an die Grenzzone zu Nordkorea, welche an manchen Stellen für Touristen zu besuchen ist. Insgesamt finde ich das Land sehr beeindruckend und definitiv einen Besuch wert. Die Leute können manchmal eher zurückhaltend und verschlossen gegenüber Fremden sein, aber ich habe trotzdem viele nette Leute in meiner Zeit vor Ort kennengelernt. 

Mein Fazit 

Insgesamt hatte ich während meiner Famulatur in Südkorea eine wirklich gute Zeit. Wie schon erwähnt, war die Lehre am Asan Medical Center in Seoul, Lehrkrankenhaus der University of Ulsan, eher theoretisch und man durfte nicht viel selbst machen, aber die Abteilung der Plastischen Chirurgie war sehr nett und freundlich und war auch immer hilfsbereit. 

Der Zusammenhalt war zudem wirklich groß und durch die wöchentlichen Dinner hatte man insbesondere die Möglichkeit, die Ärzt*Innen, auch die Oberärzte und den Chefarzt, persönlich kennenzulernen. Es wurde viel Wert daraufgelegt, dass man eine gute Zeit in Südkorea hat. Ich würde also jederzeit nochmal das Asan Medical Center in Seoul besuchen! 

Pflaum, Sarah, Alena

August 2024