Österreich, Schladming, Klinik Diakonissen Schladming (01.03.-15.03.2024)
Mir hat die Famulatur an der Klinik Diakonissen Schladming in Österreich sehr gut gefallen! Alle waren sehr freundlich und ich wurde direkt von Anfang an sehr herzlich und liebevoll aufgenommen. Besonders durch die Saison konnte ich sehr viele Sportunfälle mitbehandeln und vor allem den unfallchirurgischen Aspekt kennenlernen. Ich hatte eine unglaublich schöne Zeit und bedanke mich bei allen, die diese Famulatur so unvergesslich gemacht haben!
Meine Motivation, mein Ziel
Bereits seit meiner Kindheit spüre ich zu Österreich eine besondere Verbundenheit. Die Menschen, besonders in der Steiermark, sind die freundlichsten und die Landschaft ist traumhaft schön. Das Sportangebot ist je nach Saison vielfältig und für jeden ist etwas dabei.
Für mich stand von Anfang an fest, dass ich während des Medizinstudiums im Ausland famulieren möchte, um über den Tellerrand hinauszuschauen und auch andere Gesundheitssysteme kennenzulernen. Für mich ist es sehr wichtig, einen Vergleich zu Deutschland zu haben, um einschätzen zu können, was gut läuft und was man noch verbessern kann.
Aufgrund der fehlenden Sprachbarriere und meiner Liebe zur Steiermark schien mir Österreich die perfekte Wahl für den ersten Auslandsaufenthalt. Fachlich entschied ich mich für die Unfallchirurgie/Orthopädie. Ich möchte Chirurgin werden und alle anderen chirurgischen Fächer habe ich mir schon angeschaut. Zusätzlich liegt der Fokus in Deutschland besonders auf Orthopädie, sodass ich mir erhofft habe, in einem Skigebiet die Unfallchirurgie besser kennenlernen zu können – und ich wurde nicht enttäuscht ;).
Vorbereitung und Bewerbung
Vorangegangen meiner Bewerbung für eine Famulatur in Österreich war ein Urlaub im September 2023 in Schladming. Weil es mir in der Steiermark so gut gefallen hat, schrieb ich noch an einem Abend im Urlaub eine Mail an die Klinik Diakonissen Schladming. Ich hatte von Freunden, die selbst Patienten in diesem Krankenhaus gewesen waren, nur Gutes gehört und auch auf „pj-ranking.de“ erhielt die Klinik Bestnoten.
Das Klinikum in Schladming antwortete direkt und wir vereinbarten einen telefonischen Gesprächstermin. Bewerbungen für nicht-österreichische Medizinstudierende sind maximal ein halbes Jahr vorher möglich, da die wenigen Plätze für die Student*Innen der österreichischen Partneruniversitäten reserviert sind. Ich war glücklicherweise zeitlich genau im Rahmen und erhielt direkt einen Platz für März 2024.
Analog der österreichischen Medizinstudierenden entschied ich mich lediglich für eine Dauer von zwei Wochen, es wäre aber auch länger möglich gewesen. In Thüringen konnte ich mir die Famulatur zwar nicht anerkennen lassen, aber ich habe die Zeit als Zusatz-Erfahrung betrachtet.
Insgesamt hatte ich mich schon länger mit dem Thema „Auslandsfamulatur“ beschäftigt. Ich habe sowohl an Informationsveranstaltungen meiner Universität als auch an Vorträgen von Herrn Peter Karle, Chefredakteur von Medizinerlaufbahn.de, teilgenommen. In unseren Telefongesprächen im Rahmen seiner Sprechzeit hat er mir zudem viele wichtige Tipps vermittelt, die ich dankend angenommen habe und auch für die Zukunft gut gebrauchen kann.
Unterlagen für meine Famulatur in Schladming
Meiner Famulatur Anfrage hatte ich bereits meinen Lebenslauf und eine aktuelle Studienbescheinigung angehangen.
Ansonsten sollte ich vor Ort meinen Impfausweis mitbringen, der dann von der Arbeitsmedizinerin geprüft wurde. Hier reichten die Impfungen, die man auch für andere Praktika im deutschen Gesundheitswesen benötigt. Weitere Versicherungen oder ein Visum benötigte ich nicht.
Bei Bedarf konnte man noch den Wunsch nach einer Unterkunft angeben.
Die Klinik Diakonissen Schladming
Das Krankenhaus liegt am Stadtrand der Stadt Schladming. Von der gestellten Unterkunft waren es ungefähr 20 Minuten zu Fuß oder fünf Minuten mit dem Auto. Wir sind aber meistens gelaufen und haben den Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang sehr genossen.

Herrlicher Blick bei Sonnenaufgang auf dem Weg zur Arbeit in der Klinik
Insgesamt handelt es sich um ein eher kleines Krankenhaus, das die Fachgebiete Allgemein-, Unfallchirurgie/Orthopädie, Innere Medizin und Anästhesie vereint. Es besteht aus vier Stationen mit insgesamt 100 Betten. Saisonbedingt sammeln sich in der Wintersport- und Wandersaison vor allem Sportunfälle, daher ist die strenge Aufteilung einer Station auf ein Fachgebiet hier aufgehoben. Stattdessen befinden sich die Patient*Innen der Unfallchirurgie/Orthopädie auf allen Stationen, sodass es keine klare Station gibt, der man zugeordnet ist.
Meine Famulatur auf der Unfallchirurgie/Orthopädie
Die Klinik Diakonissen Schladming ist ein akademisches Lehrkrankenhaus. Ich wurde von Anfang an voll ins Team integriert. Am ersten Tag sollte ich mich 6:45 Uhr vor dem Büro des Primars einfinden. Er bot mir direkt das Du an und stellte mich in der anschließenden Besprechung vor. Danach nahm mich die andere KPJ-Studentin (KPJ = Klinisch Praktisches Jahr in Österreich) an die Hand und zeigte mir das Krankenhaus. Wir holten gemeinsam meine Arbeitskleidung ab, ich erhielt einen Spint sowie mein eigenes Arbeitshandy. Man bekam ab Tag 1 einen Zugang zum Kliniknetzwerk und im Laufe der Zeit auch eine Hygieneschulung.
Zu den täglichen Aufgaben gehörte die Blutabnahme auf den Stationen, wozu man auf dem Handy von den Pflegekräften angerufen wurde. Man konnte auch in den OP gehen und dort als zweite Assistenz, teilweise sogar erste Assistenz aktiv mitarbeiten. Weiterhin konnte ich auch in die Notaufnahme oder in die speziellen Ambulanzen am Nachmittag gehen. Hier bestand die Haupttätigkeit aus aktivem Zuhören und Lernen, aber ich durfte auch eigene orthopädische Untersuchungen durchführen und Behandlungsvorschläge einbringen.

Ich vor der Klinik Diakonissen Schladming am ersten Morgen meiner Famulatur
Generell war der Umgang mit allen Kolleg*Innen sehr freundlich und ich habe wirklich viel gelernt. Im Unterschied zu Deutschland wurde der Tagesablauf vollkommen individuell gestaltet. Man durfte nach eigenem Interesse frei wählen, wo man hingehen möchte und sich auch seine Arbeitszeiten einteilen. Dies erforderte ein gewisses Maß an Engagement und Flexibilität. Ich fühlte mich am Anfang ein bisschen ins kalte Wasser geworfen, weil ich die Lehre in Deutschland bisher doch anders erlebt hatte. Besonders in einem neuen Umfeld stellte dies am Anfang eine kleine Herausforderung für mich dar, aber durch den freundlichen Umgang im Krankenhaus konnte ich mich sehr schnell eingewöhnen.
Schilderung eines typischen Tagesablaufes
Die Morgenbesprechung fand jeden Morgen um 7:00 Uhr statt. Hier wurden die Aufnahmen der Nacht und der Plan für den heutigen Tag vorgestellt. Danach teilten sich die Ärzt*Innen auf und gingen auf Visite oder in den OP.
Nach der Visite gingen die Ärztinnen und Ärzte anhand ihrer Einteilung zu den verschiedenen Stationen oder Ambulanzen. Entweder war man direkt an einer Position eingeteilt oder man suchte sich selbst aus, was einen an diesem Tag am meisten interessierte. Man konnte auch jederzeit zwischendurch wechseln.
Mittags um 12:15 Uhr fand die Mittagsbesprechung statt. Hier wurden der OP-Plan des Folgetags sowie die geplanten und akuten stationären Aufnahmen inkl. der Röntgenbilder besprochen.
Danach gingen die Ärzt*innen zusammen Mittagessen.
Nach dem Mittagessen konnte man entweder noch einmal in den OP gehen oder sich in eine der Ambulanzen setzen. Diese unterteilten sich in die Kindertraumatologie, Hand/Ellbogen, Knie und Schulter. Der Arbeitstag endete offiziell um 15:00 Uhr. Wochenend- und Feiertagsdienste waren immer möglich und gerne gesehen, habe ich aber persönlich nicht genutzt.
Meine Unterkunft während der Famulatur in Österreich
In der Bewerbung für die Famulatur konnte man sich direkt für eine Unterkunft anmelden. Die Wohnung wurde von einem privaten Vermieter gestellt und kostete 30€/Woche. Hier waren schon alle Wohn- und Nebenkosten eingeschlossen. Auch Internet war dabei, auch wenn das nicht immer gut funktionierte. Wenn man mit dem Auto anreisen wollte, war nach Rücksprache mit dem Vermieter auch ein Parkplatz verfügbar.
Es gab zwei Wohnungen, die im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses lagen. Man
konnte zwischen einem Einzelzimmer und einem Mehrbettzimmer wählen. Die Einzelzimmer waren aber meistens für die KPJ-Studierenden vorbehalten und kosteten u.U. auch mehr. Die Mehrbettzimmer waren mit Doppelstockbetten und einem Schrank sowie einem Tisch mit Stühlen eingerichtet. Bettwäsche und Handtücher erhielt man vom Krankenhaus, aber ich hatte zusätzlich noch eigene mitgebracht.

Panorama Blick aus dem Schwimmbad
Je Wohnung gab es ein Bad, das man sich mit den anderen Mitbewohner*Innen teilte. In einer der Wohnungen gab es einen gemeinsamen Wohn- und Kochbereich, zu dem alle Mitbewohner*Innen Zugang hatten. Die Küche war voll ausgestattet und verfügte sogar über einen Geschirrspüler. Im Wohnbereich befanden sich ein Sofa sowie ein Fernseher, auf dem man auch Netflix & Co. empfangen konnte.
Lebensmittel konnte man sich in den nahegelegenen „Spar“ oder „Billa“ kaufen, die jeweils fünf Minuten zu Fuß entfernt waren. In der Nähe gab es außerdem ein Schwimmbad mit Sauna sowie ein Fitnessstudio, die man als Klinikmitarbeiter kostenfrei nutzen konnte. Die Wohnung befand sich direkt an der Talstation sowie an einer bekannten Après-Ski-Bar, sodass auch der Spaß nicht zu kurz kam.
Finanzierung der Auslands-Famulatur
Eine Aufwandsentschädigung wurde nur für die KPJ-Student*Innen gezahlt. Allerdings konnte man zu allen Mahlzeiten kostenlos im Krankenhaus essen. Über ein Online-Programm konnte das Essen vorbestellt werden und war wirklich sehr gut und abwechslungsreich. So bestand jedes Mittagessen aus einer Suppe, einem Hauptgang und einem Dessert.
Hinsichtlich der Kosten fielen hier lediglich die Anreise sowie 30€/Woche für die Unterkunft und die jeweilige Verpflegung an. Ansonsten kann es natürlich je nach Saison in Sachen Freizeitgestaltung teuer werden. Beispielsweise kostete ein Tag Skifahren um die 90€, wobei es auch hier Saisontickets gab, was sich bei mehreren Wochen Famulatur auf jeden Fall lohnt.
Leben in Schladming
Besonders gut gefallen, hat mir die Freundlichkeit und Offenheit der Österreicher. Die ausgeprägte „Du-Kultur“ und die flachen Hierarchien haben das Arbeiten zu einer Freude gemacht.
Da die Klinik Diakonissen Schladming ein akademisches Lehrkrankenhaus verschiedener Universitäten ist, sind auch viele andere Medizinstudierende vor Ort, mit denen man größtenteils auch zusammenwohnt. Im Nachhinein würde ich die Famulatur an einem Montag beginnen. Ich hatte aufgrund des Monatsanfangs an einem Freitag begonnen und war am Donnerstag angereist. Da die österreichischen Student*Innen aber meistens nur zwei Wochen am Stück famulieren, waren meine ersten neuen Bekanntschaften direkt Freitag abgereist und meine neuen Mitbewohner*Innen teilweise erst Sonntag angereist.

Winterwanderung um den Steirischen Bodensee
Insgesamt lässt sich in Schladming und Umgebung sehr viel erleben. Da die Schneebedingungen am ersten Wochenende nicht ideal waren, entschied ich mich für eine Winterwanderung um den „Steirischen Bodensee“, die ca. eine Stunde gedauert hat. Die restliche Freizeit war ich meistens mit meinen Mitbewohner*Innen Skifahren oder wir haben die Zeit im Schwimmbad verbracht. An einem Wochenende waren wir auch auf einem Konzert von DJ Ötzi im Nachbarort.

Beim DJ Ötzi Konzert im Nachbarort
In der WG haben wir fast jeden Abend zusammen gekocht und uns alle sehr gut verstanden. Es war überhaupt kein Problem, sich ein Zimmer zu teilen und auch mit den Badzeiten gab es keine Probleme. Die Unterkunft hat eine Art Schulausflugsgefühl vermittelt, was alle sehr entspannend und witzig fanden.
Fazit meiner Auslands-Famulatur
Mir hat die Famulatur an der Klinik Diakonissen Schladming sehr gut gefallen! Alle waren sehr freundlich und ich wurde direkt von Anfang an sehr herzlich und liebevoll aufgenommen. Besonders durch die Saison konnte ich sehr viele Sportunfälle mitbehandeln und vor allem den unfallchirurgischen Aspekt kennenlernen.

Samstags in Flachau auf der Skipiste – ein Traum
Auch das attraktive Freizeitangebot sowie die vielen lieben Menschen haben die Famulatur zu einer besonderen Zeit gemacht. Wo sonst kann man auch nach der Arbeit direkt noch auf die Skipiste?
Ich würde diese Famulatur jedem empfehlen, der einmal über den Tellerrand hinausschauen und das österreichische Gesundheitswesen kennenlernen möchte. Ich hatte eine unglaublich schöne Zeit und bedanke mich bei allen, die diese Famulatur so unvergesslich gemacht haben!
Elisa Meichsner
Jena, April 2024
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