Auslandssemester Medizin in Spanien – Erasmus

Spanien, Madrid, Universidad de Autónoma de Madrid (28.01.-18.06.2025)

Dieses Jahr im Frühjahr absolvierte ich von Januar bis Ende Juni ein Erasmus-Auslandssemester an der Universidad de Autónoma de Madrid am Hospital Universitario de la Princesa. In diesem Erfahrungsbericht möchte ich über meine Motivation, die Organisation des Auslandsaufenthaltes und meine Erfahrungen berichten. Außerdem will ich ein paar Tipps weitergeben, die Euch vielleicht weiterhelfen können.

Meine Motivation

Da ich sehr gerne Erfahrungen im Ausland sammle, wie z.B. bei meiner Famulatur in China am Tongji Klinikum in Wuhan, und gerne Sprachen lerne, war die Möglichkeit eines Erasmus-Austauschs sehr ansprechend für mich. An meiner Universität in Frankfurt am Main hatten wir die Möglichkeit, in vielen Ländern der EU ein Auslandssemester im Rahmen des Erasmus-Programms zu absolvieren. Einige Universitäten boten den Unterricht auf Englisch an. Dazu zählten unter anderem die Universitäten in Mailand, Athen und Prag.

Wiederum andere Universitäten boten den Unterricht nur in ihrer Landessprache an. Dazu zählten alle Universitäten in Frankreich und Spanien. Da ich bereits sehr rudimentäre Spanischkenntnisse aus meiner Schulzeit besaß und Spanisch eine Sprache war, welche ich sehr gerne lernen wollte, entschied ich mich für eine spanische Universität. Zur Auswahl standen unter anderem die Universitäten in Alicante, Valencia und Madrid. Da ich gerne eine Zeit lang in Madrid leben wollte und das Spanisch in Madrid im Vergleich zu anderen Orten besser zu verstehen ist, entschied ich mich schlussendlich für Madrid.

Die Bewerbung

Nachdem ich diese Entscheidung gefasst hatte, machte ich einen Termin mit der in Frankfurt am Main für den Auslandsaustausch zuständigen Ansprechpartnerin aus. Durch das Gespräch erfuhr ich die Anforderungen, welche ich erfüllen musste und dass ich mich erst auf das übernächste Semester in Madrid bewerben könnte. Sehr wichtig ist deshalb für alle, die Interesse an einem Auslandssemester haben, sich nochmals die Fristen anzugucken und sich früh genug zu bewerben. 

Die Anforderungen waren, ein Motivationsschreiben auf Spanisch zu verfassen und ein B2 Sprachzertifikat vorzulegen. Da ich eine gute Freundin hatte, die fließend Spanisch sprach, war die erste Erfordernis kein Problem. Ich kann jedem an dieser Stelle empfehlen, „ChatGPT“ zu verwenden, um den geschriebenen Text kontrollieren zu lassen. 

Das zweite Erfordernis, das B2 Zertifikat, stellte sich für mich als schwieriger heraus. In der Schule hatte ich nur rudimentäre Spanischkenntnisse aufgebaut, welche über die Jahre noch schlechter geworden waren. Zum Glück konnte ich das Sprachzertifikat nachreichen.

Spanisch lernen

Mein Ziel war es, möglichst effizient Spanisch neben dem Studium zu lernen. Hierfür verfolgte ich zwei Strategien. Zum einen nahm ich an den angebotenen Kursen an der Universität Teil, zum anderen versuchte ich mir, in meiner Freizeit selbst Spanisch beizubringen.

Vor allem in der Anfangszeit waren die Sprachkurse sehr hilfreich. Sprachen lernen ist ein Marathon, kein Sprint und kann deshalb manchmal sehr demotivierend sein. Ich besuchte zuerst einen Spanischkurs mit meinem Mitbewohner, der speziell für Medizinstudierende ausgelegt war. Schnell bemerkte ich jedoch, dass das Niveau noch niedriger war als das, was ich bereits besaß. Deshalb schrieb ich mich im nächsten Semester in einem Spanischkurs ein, der extra für diejenigen war, die ein Erasmus-Semester in Spanien absolvieren wollten. Obwohl in diesem Kurs viele waren, die deutlich besser Spanisch sprachen als ich, habe ich schnell gemerkt, dass mir dieser Kurs mehr brachte. Ein weiterer Vorteil war, dass ich durch diesen Kurs in Kontakt mit anderen Studierenden kam, welche das gleiche Ziel hatten wie ich. Dies gab mir Motivation und half mir auch, einige organisatorische Fragen zu klären.

Spanien – das Ziel vieler Medizinstudierenden, die sich für ein Erasmus-Auslandssemester im Rahmen ihres Medizinstudiums interessieren

Spanien – das Ziel vieler Medizinstudierenden, die sich für ein Erasmus-Auslandssemester im Rahmen ihres Medizinstudiums interessieren 

Neben den Kursen, welche ich besuchte, fing ich an, Spanisch nebenbei allein zu lernen. Hierbei haben mir fünf Dinge besonders geholfen:

  • „Fluent Forever“ von Gabriel Wyner

Ein Buch, von welchem ich viele Tipps für mein eigenes Lernen übernahm. Zusammengefasst wird erklärt, wie man sich das Sprachenlernen am besten strukturiert und wie man am effektivsten Karteikartensysteme, wie „Anki“, nutzen kann, um zielgerichtet Grammatik und Vokabeln zu lernen. Auch wenn ich während meiner Studienzeit selbst nie viel „Anki“ benutzt hatte, hat mir dieses Vorgehen viel geholfen. Um einen kleinen Einblick in dieses Buch zu bekommen, kann man sich auch eines der vielen YouTube Videos hierzu ansehen.

  • „Language Transfer“ von Mihalis 

Eine kostenlose App, welche Sprachen beibringt auf Basis von Englischsprachkenntnissen. Am besten selbst downloaden und ausprobieren, sie ist wirklich gut, vor allem für den Anfang.

  • „Busuu App“ 

Kostenlose App zum Sprachenlernen mit einem interessanten Konzept, bei dem sich Sprachenlernende gegenseitig korrigieren können. Sowohl Grammatik- als auch Vokabelwissen werden vermittelt.

  • „Italki“ 

Website, auf der man preisgünstig Sprachtrainer finden kann. Habe ich vor allem genutzt für die Vorbereitung auf den Sprachtest an meiner Universität.

  • „ChatGPT“ 

Wirklich sehr gut zum Sprachen lernen. Man kann sich Sätze für den Alltag geben lassen, wichtige Vokabeln oder es allgemein als Übersetzungs-App nutzen. Hat mir während meiner Zeit in Spanien und darüber hinaus für das Sprachenlernen viel geholfen.

Ausgestattet mit diesem Hilfsmittel habe ich in jeder freien Minute Spanische Podcast z.B. „No es el fin de mundo“ und Musik gehört, Spanische YouTube Videos, unter anderem „Lightspeed Spanish“ oder Filme auf „Netflix“ mit dualen Untertiteln angeguckt und versucht mit Spaniern oder Lateinamerikanern in meiner Umgebung Spanisch zu sprechen. Im „Chipotle“, in der Nähe meiner Wohnung, arbeiten viele Lateinamerikaner. Dies half mir sehr viel, mein Spanisch effizient in kürzester Zeit zu verbessern.

An dieser Stelle möchte ich noch eine persönliche Nachricht an die Leserinnen und Leser meines Erfahrungsberichtes richten. Vor allem in der Anfangsphase hatte es mich sehr frustriert, nicht alle perfekt verstehen zu können und Wörter zu vergessen, welche ich eigentlich beherrschen sollte. Es hilft sehr, sehr viel, wenn man eine offenere Haltung zu Fehlern und Nichtwissen einnimmt. Wie bereits erwähnt, Sprachenlernen ist ein Marathon, kein Sprint. Fehler gehören dazu. Es zählt, dass man nicht die Motivation und den Spaß verliert. Jeden Tag ein bisschen lernen reicht!

Als ich mich persönlich bereitfand, absolvierte ich einen Sprachtest an meiner Universität. Ich bestand ihn und konnte so das geforderte Sprachzertifikat nachreichen!

Organisation Madrid

Nachdem das Motivationsschreiben losgeschickt und das Sprachzertifikat einige Monate später nachgereicht war, dauerte es nicht lange, bis ich die Rückmeldung bekam, dass ich in Madrid angenommen wurde. Auch alle meine Freunde, welche sich gleichzeitig mit mir für ein Erasmus Auslandssemester beworben hatten, wurden in ihrer Erst Wahl angenommen. Es scheint, dass die Bewerbung auf Auslandsemester, zumindest in Frankfurt am Main, deutlich einfacher ist als in anderen Studiengängen.

Nachdem ich die Zulassung erhalten hatte, folgte die nächste Etappe der Organisation. Wir mussten auf einer Bewerbungswebsite nach und nach Formulare ausfüllen und Dokumente einreichen, wie zum Beispiel Reisepass und Führungszeugnis. Manche Dinge der Organisation waren echt frustrierend, weil nicht ganz transparent war, was der nächste Schritt sein sollte. Hierfür würde ich empfehlen, sich mit anderen Medizinstudierenden zusammenzuschließen, welche auch an dieselbe Universität gehen möchten.

Die Wohnungssuche

Parallel zum Einreichen der geforderten Formulare musste ich eine Wohnung in Madrid organisieren. Ca. einen Monat vorher begann ich damit. Schnell fand ich eine Wohnung auf „Uniplaces.com“. Ich hatte hierbei sehr viel Glück, denn die Wohnung war für Madrid relativ günstig (450 Euro/ Monat) und nur fünf Minuten Fußweg von meinem Krankenhaus entfernt. 

Eine Freundin von mir hatte sich dazu entschieden, erstmal eine Übergangswohnung in einem Hostel zu mieten und sich dann vor Ort die Wohnungen anzusehen. Gegebenenfalls kann man auch nach Beginn des Semesters in einer der Semester WhatsApp Gruppen nachfragen. So oder so findet man etwas.

Mein Erasmus-Auslandssemester in Madrid

Innerhalb des Erasmusprogrammes bei meinem Auslandssemester in Madrid hatte ich jeden Wochentag von morgens 8:00 Uhr bis 12:00 Uhr Praktika und direkt danach Unterricht bis 14:00 Uhr oder 15:00 Uhr. Ich hatte jeweils zwei Wochen Praktika in der Neurologie/Neurochirurgie, Augenheilkunde und Dermatologie.

Die meisten Ärztinnen und Ärzte am Hospital Universitario de la Princesa der Universidad de Autónoma de Madrid waren sehr freundlich und hatten viel Lust, uns Sachen beizubringen. Was mich besonders positiv überrascht hat, war, dass einige Ärzt*innen sogar extra Wert daraufgelegt haben, die Namen der einzelnen Medizinstudierenden auswendig zu lernen. 

Für die Organisation der Praktika würde ich empfehlen, so schnell wie möglich in eine der WhatsApp Gruppen der Student*innen vor Ort zu kommen. Dadurch kann man sich bei Fragen direkt an Mitstudenten wenden und bekommt auch schneller etwas von spontanen Änderungen mit. Alle Studentinnen und Studenten waren zu mir sehr freundlich.

Für den OP erhielt man die Kleidung vor Ort. Ich würde empfehlen einen eigenen Kittel mitzubringen – für die Praktikumstage in der Ambulanz oder auf der Station. Was mich ein bisschen verwundert hat, war, dass Medizinstudierende in Spanien im Vergleich zu denen in Deutschland weniger praktisch machen durften. Wenn man aber freundlich fragte, ließen einen die Ärztinnen und Ärzte schonmal ein paar Diagnostiken an den Patient*innen üben und halfen einem dabei. Deshalb würde ich immer raten, offen nachzufragen. 

Besonders hat mir am Hospital Universitario de la Princesa die Zeit in der Ambulanz gefallen. Dort hatte man die Möglichkeit, eins zu eins mit einer Ärztin/einem Arzt die Patient*innen zu untersuchen und sich bei Fragen direkt an die jeweilige Ärztin/den jeweiligen Arzt zu wenden. Da ich sehr großes Interesse an der Neurologie und der Dermatologie hatte und bemerkte, dass sich mein Spanisch durch die Ambulanz rasch verbesserte, habe ich nochmal extra nachgefragt, ob ich ein paar Tage länger mit in die Ambulanz gehen könnte. Die Ärztinnen und Ärzte haben sich sehr darüber gefreut und direkt zugesagt. Als sie mein Interesse bemerkten, erklärten sie mir zudem noch mehr Sachen. Deshalb würde ich jedem raten, bei besonderem Interesse an einem der Fachgebiete vor Ort gezielt noch mal in der Klinik nachzufragen, ob man freiwillige Praktika machen kann. Für das Sprachenlernen und das Erlernen von medizinischen Fähigkeiten war dies sehr hilfreich.

Ich habe versucht, immer ein bisschen früher aus den Praktika rauszukommen, um vor der ersten Unterrichtsstunde um 12:00 Uhr noch etwas zu essen. Sonst war es meistens erst möglich, um 14:00 Uhr oder 15:00 Uhr etwas zu essen. Essen gab es in der Cafeteria im Untergeschoss der Klinik. Neben belegten Baguettes bekam man ab 13:00 Uhr ein warmes Mittagsmenü mit Studentenrabat.

Leben in Madrid – ein paar kleine persönliche Tipps

Für die Mobilität innerhalb Madrids kann man sehr gut die Metro nutzen. Hierbei sei gesagt, dass sie jeden Tag nur bis ca. 24:00 Uhr nachts fährt, danach muss man entweder mit dem Bus oder „Uber“ fahren. Am besten macht man einen Termin aus an der „Estación de Sol“ für eine „Tarjeta Transporte“. Dies ist eine Karte, die man jeden Monat an einem der Automaten aufladen kann.

Lebhaftes und buntes Treiben in der Nähe der Puerta de Sol in Madrid bei Nacht

Für das Reisen innerhalb Spaniens kann ich die Züge sehr empfehlen. Tickets kann man bei „Trainline.com“ buchen. Alternativ ist es auch möglich, über „FlixBus“ mit Bussen zu reisen. Besonders lohnend zu bereisen, finde ich Valencia und Alicante. Solltet Ihr im März in Spanien sein, würde ich empfehlen, die „Fallas“ zu besuchen. Dabei handelt es sich um ein traditionelles Fest in Valencia, das ungefähr eine Woche dauert. Während dieses Festes werden überall in der Stadt wunderschöne Holzstatuen aufgebaut, die am letzten Tag verbrannt werden.

Die Gran Via in Madrid bei Nacht

Die Gran Via in Madrid bei Nacht

Für den Frühling und Winter in Madrid würde ich empfehlen, warme Kleidung mitzunehmen, es kann wirklich sehr kalt und regnerisch werden. Im Sommer gegen Juni wird es wirklich sehr heiß. Viele Madrilenen gehen zu dieser Zeit in kleinere Dörfer in der Umgebung. Nehmt Euch deshalb für diese Zeit luftige Kleidung mit.

Mein Fazit

Alles in allem bin ich sehr froh über meine Erfahrungen, die ich bei meinem Erasmus-Auslandssemester in Madrid gesammelt habe. Obwohl die Organisation manchmal nervig sein kann, lohnt es sich allemal. Habt deshalb keine Angst und traut Euch, das Erasmus-Auslandssemester zu absolvieren. Ich hoffe, mein Erfahrungsbericht konnte einen kleinen Einblick in meine eigene Erasmus-Erfahrung bieten und Euch ein wenig weiterhelfen. Viel Erfolg bei Eurem Erasmus-Auslandsaufenthalt!

E., K.

Frankfurt am Main, August 2025