Viele hatten mich im Vorfeld gefragt, warum ich mich entschieden hätte, in Großbritannien Medizin zu studieren. Ich bin einfach überwältigt von der Stadt Edinburgh und ihrer Universität. Die University of Edinburgh ist eine äußerst renommierte Universität mit einer jahrhundertelangen Tradition in der medizinischen Lehre. Die University of Edinburgh und die Stadt Edinburgh sind ein fantastischer Ort zum Studieren und Leben! Man trifft alle möglichen Menschen, hat Zugang zu bahnbrechender medizinischer Forschung auf höchstem Niveau und findet hier gleichzeitig ein Tor zur weitläufigen Natur Schottlands.
Meine Motivation für ein Medizinstudium an der University of Edinburgh
Viele hatten mich im Vorfeld gefragt, warum ich mich entschieden hätte, in Großbritannien Medizin zu studieren, obwohl es in Deutschland selbst so viele hervorragende medizinische Fakultäten gäbe, aus denen man eine Universität auswählen könne. Von meinen vielen Beweggründen war der wichtigste, dass ich weiterhin auf Englisch studieren wollte. Ich besuchte eine internationale Schule, an der viel Wert auf ein Auslandsstudium gelegt wurde. Dies war jedoch nur ein logistischer Grund für meinen Umzug nach Großbritannien. Ich hatte viele persönliche Gründe, mich für Großbritannien und insbesondere für Schottland als Ort meiner medizinischen Ausbildung zu entscheiden. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Herrn Peter Karle, Chefredakteur von Medizinerlaufbahn.de, der mich bei meiner Planung und Vorbereitung für ein Medizinstudium in Großbritannien mit seinen Tipps und Infos unterstützt hat.

Das Logo der University of Edinburgh
Was meine persönlichen Gründe angeht, so war ich einfach überwältigt von der Stadt Edinburgh und ihrer Universität. Die University of Edinburgh ist eine äußerst renommierte Universität mit einer jahrhundertelangen Tradition in der medizinischen Lehre. Dies motivierte mich, mich intensiv vorzubereiten, denn eine solche Vorbereitung war erforderlich, um zu den akademisch angesehenen Kohorten zu gehören, die dort studierten. Die Herausforderung, genau an diese Universität zu kommen, war also auch eine meiner Motivationen, in Edinburgh studieren zu wollen.
Neben der Universität ist auch Edinburgh selbst einfach wunderschön. Mit ihrer 900-jährigen Geschichte bietet diese Stadt überall eine Vielzahl historischer Sehenswürdigkeiten. Auch die Tatsache, dass Edinburgh das Tor zum Rest von Schottland ist, hat mich fasziniert. Schottland bietet unglaubliche Schönheit, angefangen bei den hoch aufragenden Highlands bis hin zu den feierlichen und friedlichen Inseln im Norden. Außerdem sind die Schotten die freundlichsten und gastfreundlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Mit all diesem Wissen erwartete ich Großes von der Universität und von Edinburgh.
Das Bewerbungsverfahren, Vorbereitung und erste Hürden
Das Bewerbungsverfahren war einschüchternd und herausfordernd zugleich. Da ich um das Ansehen und den Ruf der Universität of Edinburgh wusste, war mir klar, dass ich mich gut vorbereiten musste, um eine Chance auf einen Studienplatz zu haben. Zum Zeitpunkt meiner Bewerbung im Jahr 2024 musste ich einige Hürden nehmen, bis ich die E-Mail mit der Zusage für einen Studienplatz erhielt.
Zunächst musste ich auf der Bewerbungswebsite der „UCAS“ (Universities & Colleges Admissions Service), einer zentralisierten unabhängigen Stelle, die in Großbritannien die Vergabe fast aller Erststudienplätze organisiert, vier medizinische Fakultäten auswählen, an denen ich in Großbritannien studieren wollte. Ich entschied mich für Edinburgh, Birmingham, Leicester und das King’s College London. Von Anfang an war ich entschlossen, in Edinburgh zu studieren!

Blick in den Innenhof des Old College der University of Edinburgh
Für alle diese Universitäten musste ich ein persönliches Statement verfassen, einen einseitigen Aufsatz, in dem ich die Gründe für mein Medizinstudium und alles, was ich zur Vorbereitung auf ein Medizinstudium getan hatte, darlegte. Glücklicherweise hatte ich meinen Universitäts- und Karriereberater, der mir dabei half. Mehr dazu später. Danach musste ich mich auf die Aufnahmeprüfung vorbereiten, die alle medizinischen Fakultäten in Großbritannien verlangen. Das ist der „UCAT“ – der University Clinical Aptitude Test. Für diejenigen, die sich auf ein Studium in Deutschland vorbereiten: Der „UCAT“ ähnelt in seiner Prüfungsgestaltung am ehesten dem „TMS“ – dem Test für Medizinische Studiengänge.
Die Vorbereitung auf den „UCAT“ war schwierig und wohl die schwierigste Prüfung, die ich je abgelegt habe. Die Lernkurve ist steil, einfach aufgrund der Art der Prüfung. Sie ähnelt eher einem IQ-Test als einer wissensbasierten Prüfung. Hinzu kommt, dass die Zeitvorgabe für den „UCAT“ knapp bemessen ist.
Meine Bewerbung
Nach all den Vorbereitungen bestand die erste Bewerbung aus meinem Motivationsschreiben, meinem „UCAT“-Ergebnis und meinen voraussichtlichen Noten, da ich meine schulischen Abschlussprüfungen noch nicht abgelegt hatte. Ich hatte ein ordentliches „UCAT“-Ergebnis und einen Notendurchschnitt von 1,0. Ich bewarb mich im September 2023 und erhielt im März 2024 eine Einladung zum Vorstellungsgespräch in Edinburgh. Da wusste ich, dass ich mich ein wenig ausruhen konnte.
Das Vorstellungsgespräch
Statistisch gesehen erhalten etwa 60 Prozent der Bewerber*innen, die es bis zur Vorstellungsrunde geschafft haben, einen Studienplatz an der Universität Edinburgh. Das Vorstellungsgespräch besteht eigentlich aus drei Mini-Vorstellungsgesprächen und einer Gruppenarbeit.
Um mich darauf vorzubereiten, hatte ich mich mit der Geschichte des „NHS“ (National Health Service), dem staatlichen und öffentlichen Gesundheitsdienst in Großbritannien beschäftigt und auch meine Kenntnisse der medizinischen Ethik aufgefrischt. Während des Vorstellungsgesprächs werden sowohl das tatsächliche Wissen als auch die persönlichen Beweggründe für das Medizinstudium geprüft. In der Gruppenarbeit erhält man ein medizinisches Thema, meistens eine relevante Debatte zum Thema öffentliche Gesundheit, und wird gebeten, zusammen mit zwei anderen Bewerber*innen eine kurze mündliche Präsentation zu erstellen. Dieser Teil hat mir am besten gefallen, da er nicht so stressig war und die Interviewer*innen auch etwas lockerer waren.
Nach dem Vorstellungsgespräch war ich sehr nervös und wartete gespannt darauf, ob ich angenommen worden war oder nicht. Leider geben die meisten Universitäten in Großbritannien kein genaues Datum bekannt, an dem ihre Entscheidung getroffen wird. Und genau dies hat mich aus der Fassung gebracht, als ich es herausfand. Ich habe es zufällig erfahren, als ich meine E-Mails am Bahnhof checkte. Vor Freude hüpfend bereitete ich mich sofort auf mein Studentenleben in Edinburgh vor und war beruhigt, dass sich all meine Vorbereitungen am Ende ausgezahlt hatten!
Rückblickend würde ich sagen, dass die Aufnahme an der Medizinischen Fakultät der University of Edinburgh selbst stressiger ist als die Zeit, die man tatsächlich an der Medizinischen Fakultät verbringt. Für internationale Studierende ist es sogar noch schwieriger, einen Platz zu bekommen. So bewarben sich zum Beispiel in meinem Bewerbungsjahr 500 internationale Bewerber*innen, aber nur 20 erhielten einen Platz! Man kann mit Fug und Recht sagen, dass es keineswegs einfach ist, als internationaler Student an der Universität of Edinburgh angenommen zu werden.
Die finanzielle Seite eines Auslandsstudiums
Neben den akademischen Aspekten muss natürlich auch die finanzielle Seite eines Studiums im Ausland berücksichtigt werden. Ein Studium als internationaler Student in Großbritannien ist keineswegs günstig. In meinem Einstiegsjahr an der University of Edinburgh betrugen die Gebühren 37.500 £ (43.339 €), die leider für diejenigen, die im Jahr 2025/2026 beginnen, auf 52.000 £ (60.096 €) gestiegen sind.
Edinburgh ist wunderschön und bietet alles, was man sich nur vorstellen kann, aber gleichzeitig ist es nicht preiswert, dort zu leben. Der Hauptcampus der Medizinischen Fakultät in den Jahren 1–3 befindet sich im Zentrum der Stadt, sodass das Wohnen in der Nähe sofort teuer wird. Danach, in den Jahren 4–6, ist es eine Frage der Präferenz, da der Campus in die Royal Infirmary of Edinburgh (RIE) im Südosten der Stadt verlegt wird. Der Nahverkehr, insbesondere die Busse in Schottland, ist für Personen unter 21 Jahren dank der „Young Scot-Karte“ kostenlos. Das ist sehr praktisch, wenn man mit dem Unterricht an der Royal Infirmary of Edinburgh beginnt.
Sprachliche und organisatorische Vorbereitung
Nun zur sprachlichen und organisatorischen Vorbereitung eines Studiums im Ausland. Je nachdem, welche Art von Abitur Du hast, z. B. Abitur, International Baccalaureate (IB) usw., können sich die Anforderungen ändern. Da ich das „IB“ auf Englisch absolviert habe, musste ich keinen Englischtest ablegen, um meine Sprachkenntnisse für die Universität nachzuweisen. Ansonsten akzeptiert die Universität sowohl TOEFL- (Test of English as a Foreign Language) als auch IELTS- (International English Language Testing System) Ergebnisse.
(Hinweis der Redaktion von Medizinerlaufbahn.de: Wer ein Studium im Ausland in Englisch absolvieren, als Ärztin/Arzt im englischsprachigen Ausland arbeiten möchte, findet unter folgendem Titel einen sehr interessanten Erfahrungsbericht: „Der IELTS Sprachtest – persönliche Erfahrungen, Einschätzungen und Tipps einer Assistenzärztin“.)
Ich würde auch empfehlen, so viele medizinische Biografien wie möglich auf Englisch zu lesen, vorzugsweise von britischen Autor*innen selbst, um ein Verständnis dafür zu bekommen, wie das britische Gesundheitssystem funktioniert. Mein Lieblingsbuch wäre „Do No Harm” von Henry Marsh. Darüber hinaus gibt es unzählige medizinische YouTuber, die dokumentieren, wie es ist, sich in Großbritannien zu bewerben und zu studieren. Einer von ihnen, ebenfalls ein internationaler (und postgradualer) Bewerber, war Kharma Medic. Er hat sehr anschaulich erklärt, wie jeder Schritt des Prozesses als internationaler Medizinstudent aussieht.
Notwendige Unterlagen für ein Studium in Großbritannien
Was die Dokumente für einen Aufenthalt in Großbritannien angeht, so hängt dies davon ab, welchen Reisepass man besitzt. Bei einigen sind möglicherweise weniger Unterlagen erforderlich als bei anderen. In der Regel werden jedoch alle aufgefordert, ein Studentenvisum und eine Krankenversicherung abzuschließen. In meinem Fall musste ich die Krankenversicherung für sechs Jahre im Voraus bezahlen – insgesamt etwa 6.500 €. In einigen Ländern muss man sich vor der Einreise nach Großbritannien auch einer Tuberkuloseuntersuchung und einer Impfung unterziehen. Das Wichtigste dabei ist, dass man sich rechtzeitig vor dem Umzug vergewissert, dass alle erforderlichen Dokumente und Bescheinigungen vorliegen. Ich schlage vor, damit zu beginnen, sobald die Universität die Informationen verschickt hat.

Großbritannien – das Ziel vieler internationaler Medizinstudierenden
Mein erstes Studienjahr im Medizinstudium an der University of Edinburgh
Das Studienjahr in Großbritannien umfasst zwei Semester – Semester 1 (Sep-Dez) und Semester 2 (Jan-Apr/Mai). Jedes Semester hat ein eigenes „Thema/eine eigene Einheit”, das/die während des gesamten Semesters unterrichtet wird. Im ersten Semester meines ersten Jahres hatte ich beispielsweise die Einheit „Body in Motion” (Körper in Bewegung), in der wir etwas über das Muskel- und Skelettsystem sowie die damit verbundene Anatomie gelernt haben. Im 2. Semester hatte ich „Lebenserhaltung”, in welchem wir etwas über Kardiologie, Pulmologie, Hämatologie, Urologie und das Fortpflanzungssystem gelernt haben.
Diese Einheiten werden in Vorlesungen unterrichtet – zu etwa 98 Prozent persönlich und der Rest online. Die zusätzlichen Kurse, wie Ethik und öffentliche Gesundheit, werden aber in Gruppen-Tutorials unterrichtet und das ganze Jahr über mit Aufsätzen bewertet. Die Vorlesungen, mit Ausnahme der Anatomie Vorlesungen, werden immer aufgezeichnet und dann hochgeladen, damit man sie bei Bedarf noch einmal ansehen kann. Es ist schwierig, gute Beziehungen zu den Dozenten aufzubauen, da es viele Student*innen gibt, die am Ende der Vorlesungen immer eifrig Fragen stellen. Ich würde daher empfehlen, gezielt auf die Tutor*innen zuzugehen, denn in der Regel verbringt man mindestens eine Sitzung pro Woche mit ihnen in einer kleineren Gruppe.

Wie ich mit einer Lupe neurochirurgische Fertigkeiten an einem Ei übe
Mir persönlich hat die allgemeine Lehrmethode an der Universität sehr gut gefallen. Die Technologie wird wirklich gut genutzt, wie zum Beispiel die Vorlesungsaufzeichnungen und digitalen Anatomie Atlanten (Complete Anatomy). Es gibt auch einen kostenlosen Zugang zu allen medizinischen Ressourcen, die man benötigt. Also keine Online-Produkte kaufen, bevor man an die Universität kommt, da dies eine Geldverschwendung sein könnte.
Leben und Wohnen in Edinburgh
Das persönliche und soziale Leben in Edinburgh ist fantastisch. Egal, wo man sich in der Stadt befindet, aufgrund ihrer Größe kann man alle Orte ganz einfach zu Fuß erreichen. Jeder, der nicht aus Schottland stammt, bekommt im ersten Studienjahr garantiert einen Platz in einer Unterkunft. Das Schönste daran ist, dass man Freunde in der ganzen Stadt hat, von denen einige vielleicht sogar zusammenleben, und dass man sie spontan besuchen kann. Die Medizinstudenten sind in der Regel ein eingeschworener Haufen, da jeder jeden kennt und alle miteinander befreundet sind – und dies trotz fast 300 Studenten pro Jahrgang! Aber man findet auch in anderen Studiengängen jede Menge Freunde.

Blick vom Gipfel des Calton Hill in Edinburgh auf die Princes Street, das Balmoral Hotel und das Edinburgh Castle
Die Stadt Edinburgh hat alles zu bieten, von Hügeln und Bergen bis hin zu Stränden. Zu meinen Lieblingsaktivitäten gehören Tennis spielen in den Meadows, Wandern auf dem „Arthur’s Seat“ oder den „Pentlands“ oder einfach nur mit Freunden etwas trinken gehen in einem der 400 Pubs von Edinburgh. Es gibt zudem unzählige Vereine/Studentenclubs, etwa 350, in denen man seine Interessen ausleben und Leute mit unterschiedlichem Hintergrund kennenlernen kann. Diese reichen von Sport bis Literatur, und speziell in der Medizin gibt es viele Vereine mit unterschiedlichen medizinischen Interessen.
Mein Fazit

Traumhafter Blick in den Cairngorms, einer Berggruppe im Nordosten Schottlands, vom Gipfel des Loch Nagar
Die University of Edinburgh und die Stadt Edinburgh sind ein fantastischer Ort zum Studieren und Leben! Man trifft alle möglichen Menschen, hat Zugang zu bahnbrechender medizinischer Forschung auf höchstem Niveau und findet hier gleichzeitig ein Tor zur weitläufigen Natur Schottlands. Ich würde empfehlen, sich so viele Informationen wie möglich zu beschaffen, sich frühzeitig vorzubereiten und offen für alles zu sein, was dieser Ort zu bieten hat. Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, meinen Erfahrungsbericht zu lesen, und wer weiß, vielleicht sehen wir uns bald in Edinburgh!
Manas Rupakheti
Edinburgh, August 2025