Wer ein Studium im Ausland in Englisch absolvieren, als Ärztin/Arzt im englischsprachigen Ausland arbeiten möchte, kommt in vielen Fällen nicht an einem besonderen Sprachtest vorbei – dem „International English Language Testing System“, kurz genannt „IELTS“. Für meine Bewerbung als Assistenzärztin im Ausland war der Test definitiv Pflicht und deshalb bin ich froh, diese Hürde schon einmal genommen zu haben und hoffe nun, meinen Wunsch-Job zu erhalten!
Meine Gründe für den IELTS Test!
Für mich stand schon seit Längerem fest, dass ich den „IELTS“ (International English Language Testing System) absolvieren muss.

Beeindruckender Blick auf Sydney von der Fähre aus
Für meine beiden PJ-Abschnitte letztes Jahr in Australien, jeweils acht Wochen PJ in der Inneren Medizin am Royal Melbourne Hospital in Melbourne und am St. Vincent’s Hospital in Sydney, hatte ich noch Glück, dass sie meine Englischkenntnisse aus dem Abitur anerkennt haben. Jetzt wollte ich mich jedoch auf einen PhD im Ausland als auch die Approbation im Ausland und dies in Australien mit absolvieren der AMC-Prüfung (Australian Medical Council Examination) bewerben. Gründe für den „IELTS“ Academic sind also zum Beispiel Auslandssemester, Studium im Ausland oder Berufschancen im Ausland.
Erste Infos rund um den Sprachtest
Die Punktzahl, die es bei diesem Sprachtest, dem „IELTS“, zu erreichen gilt, variiert je nach Universität oder Voraussetzung. Meist wird jedoch ein Score von 7.0 vorausgesetzt. Wichtig ist auch, dass es in keiner Subkategorie zu weniger als 7.0 kommen darf.
Zudem noch zu erwähnen ist, dass die Gültigkeit des „IELTS“ sich meist auf zwei Jahre beschränkt, dann muss man den Test wiederholen. Man kann diesen Test sowohl online am eigenen Computer als auch vor Ort in speziellen Testzentren absolvieren. Ich hatte mich für eine vor Ort Variante entschieden, da mein WLAN zu Hause nicht das Schnellste ist und ich auf keinen Fall wollte, dass es nachher an den Bedingungen scheitert. Ob man lieber in gewohnter Umgebung oder in einem Testzentrum den Test absolviert, ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich.
Die Preise für den Test unterscheiden sich je nach Option nicht und man sieht auf der offiziellen Website die jeweiligen Daten veröffentlicht. Meist finden die Tests am Wochenende statt und es gibt eine freie Wahl bezüglich des Datums. Ein Termin morgens ist für den schriftlichen Teil geplant und den Time Slot für die mündliche Prüfung kann man für den Nachmittag buchen. Ich hatte den Testtag online circa vier Wochen im Voraus gebucht und hatte am Tag der Prüfung zuerst meinen schriftlichen Teil vormittags und nachmittags den mündlichen Teil, der relativ kurz war. Der mündliche Teil findet vor Ort im Testzentrum in einem Büro und per Videokonferenz statt. Die Tests werden in verschiedenen deutschen Städten angeboten.
Ich komme aus Köln, jedoch war in Köln Sommerpause und deshalb musste ich, um den Test zu absolvieren, nach Düsseldorf fahren, was auch kein großes Problem war. Die Anfahrt war problemlos möglich und das Gebäude, in dem der „IELTS“ stattfand, war gut ausgeschildert. Es haben damals circa 15 Leute teilgenommen. Da die Anzahl der Teilnehmer*innen begrenzt ist, sollte man mindestens zwei Wochen eher seine Anmeldung einreichen.
Vor Antritt und auch Buchung des Termins sollte man sich vorher im Klaren sein, ob die Chancen gut sind, das gewünschte Ergebnis zu erzielen oder ob man noch etwas mehr Zeit und Arbeit in die Vorbereitung investieren sollte. Man kann den „IELTS“ Test wiederholen, aber die Kosten sind doch mit 249 € recht hoch für eine Prüfung. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, einzelne Testunterpunkte gegen einen etwas geringer ausfallenden Aufpreis zu wiederholen (bis 6 Wochen nach Testtag).
Meine Vorbereitung auf den Test
Wie man sich vorbereitet, ist natürlich jedem selbst überlassen. Es gibt zahlreiche Kurse, Mitgliedschaften, Videos und Bücher – von kostenfrei bis hin zu mehreren 1.000 € ist da einiges dabei.

Das Lernen für den IELTS konnte beginnen
Ich persönlich hatte zur Vorbereitung die frei verfügbaren Beispiel Tests auf der „IELTS“ Webseite benutzt, zudem Podcasts gehört und mir YouTube Videos von der mündlichen Simulation angeschaut. Was mir zusätzlich gut geholfen hat, war der YouTube Kanal von „IELTS Advantage“. Es gibt zahlreiche „Experten“, die ihre Strategie für die beste halten. Allerdings sollte man sich nicht zu sehr auf sogenannte Fachmeinungen verlassen, sondern mit gutem Gewissen die Fragen beantworten. Viele betonen, dass besonders für den schriftlichen Teil Phrasen von Bedeutung sind und unbedingt eingebracht werden müssen, um ein gewisses Level zu erreichen. Ich würde allerdings abraten, sich auf diese Aussagen zu verlassen, da das Einbringen von Vokabeln und Phrasen nicht das eigene Level widerspiegelt. Die Prüferinnen und Prüfer haben zahlreiche Tests korrigiert und wahrscheinlich bleibt es nicht unentdeckt, wenn man einfach Floskeln auswendig lernt.
Der „IELTS Test“ – meine persönlichen Einschätzungen und Tipps
Der Test an sich besteht aus vier Kategorien: lesen, hören, schreiben und sprechen. Diese werden auch jeweils einzeln bewertet und dann gibt es daraus abgeleitet noch eine Gesamtbewertung. Die Bewertung reicht von 5.0 bis 9.0.
Folgende Links kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung empfehlen:
- IELTS Test Taker Portal: Sinnvollste Website (original „IELTS“), auf die man nach Registrierung zugreifen kann und alle Prüfungen ablegen kann. Man sieht auch Beispiellösungen beim Schreibt Test zu jeder Benotung.
Ich muss an dieser Stelle dazu sagen, dass ich sowohl ein Forschungssemester in Kanada als auch ein weiteres Auslandssemester in Südkorea verbracht habe und nach der Schule ein Jahr im Ausland war. Ich lese eigentlich alle Bücher, Forschungsberichte etc. auf Englisch, schaue Filme und Serien auf Englisch und habe zudem den Großteil meines PJ im Ausland verbracht. Somit habe ich kein Problem mit der englischen Sprache an sich. Wenn man nicht im Ausland war oder sich unsicher fühlt, Englisch zu sprechen, hilft es definitiv, anzufangen Serien oder Filme zu schauen, Bücher zu lesen und Podcast zu hören. Dies hilft für das generelle Verständnis und erweitert das Vokabular.
Trotzdem weicht die Struktur der Texte in der Schreibaufgabe ab von dem, wie man vielleicht intuitiv antworten würde. Deshalb ist es aus meiner Sicht definitiv notwendig, sich mit den Strukturen des Tests auseinander zu setzen.
Auch kann man zum Beispiel mit eher schlechteren Kenntnissen und Verständnis trotzdem eine gute Punktzahl erzielen oder mit guten Englischkenntnissen auch schlecht abschneiden, wenn man die Struktur beziehungsweise den Erwartungshorizont nicht erfüllt.
Durch das Medizinstudium hat man keinerlei Wissen oder Erfahrung, wie man Texte verfasst, deshalb hier kurz etwas zu den wichtigen Punkten der Schreibaufgabe im „IELTS“.
- Vokabular:
Man sollte zahlreiche Synonyme lernen, damit man einfach Wiederholungen vermeidet. Auch hilft es Satzanfänge/Connection Words zu variieren.
- Struktur:
Es hilft definitiv, sich vorab einmal die Fragestellung gezielt aufzuschreiben, dass man nicht das Thema verfehlt. Daraufhin sollte man seine Argumente aufbauen. Ich würde mich festlegen, ob ich dem Statement/der Frage zustimme oder nicht und dann dahingehend auflisten, was ich als Argumente benutze und wie ich die Hypothese widerlegen oder untermalen kann. Dazu sollten jeweils Beispiele genannt werden.
- Fragetypen:
Der erste Teil zielt auf das Beschreiben von Graphen, Tabellen oder Karten ab. Es muss immer eine Einführung, Hauptteil und Schlussfolgerung vorhanden sein und es wird eine Wortzahl von 150 empfohlen.
Man sollte hierfür weniger Zeit einplanen und auch die Gewichtung liegt mit 1/3 deutlich unter dem zweiten schriftlichen Teil.
Der zweite Teil zielt auf eine Stellungnahme ab. Hierbei sollte man klar Stellung nehmen und nicht neutral sein. Der schriftliche Teil besteht aus einer Einführung, bei der man das Thema und die Fragestellung paraphrasiert und Stellung nimmt.
Im Hauptteil erfolgt dann die Erklärung der Stellungnahme. Dabei arbeitet man seine Argumente anhand von Beispielen auf und teilt sie dem Leser mit. Man sollte mindestens drei Argumente mit Beispielen untermauern können. Der Schlussteil ist dann wie eine kleine Zusammenfassung und hebt das Hauptargument noch einmal hervor. Ich würde circa 25 Minuten für das Schreiben nehmen und definitiv 5 Minuten zum Probelesen einplanen.
Im Internet findet man alles Mögliche an Empfehlungen für die jeweilige Vorbereitungszeit. Da fängt es an von einer Woche bis zu drei Monaten. Ich finde drei Monate sind deutlich zu viel und eine Woche doch zu kurz, denn auch, wenn man gut Englisch spricht, trotzdem aufs Glatteis geführt werden kann.
Ich hatte mich circa fünf Wochen vorbereitet und dies neben meinem PJ. Ich habe auf dem Weg zur Arbeit medizinische Podcast gehört, da sie mich interessieren. Dann, nach der Arbeit, habe ich zum Beispiel Tests durchgearbeitet und abends, wenn ich müde war, mir noch Erklär-Videos angeschaut. Ich persönlich gehe lieber sehr gut vorbereitet in Prüfungen, denke aber auch, dass man innerhalb von 3-4 Wochen antreten kann, um zu bestehen. Oft wird auch nur ein Score von 6,5 verlangt, was ich mir ausgesucht habe. Muss allerdings 7.0 sein, ist der Sprung von 6,5 auf 7,0 jedoch höher als von 6,0 auf 6,5 – weshalb dies tendenziell eher schwieriger zu erreichen ist.
Und dann war er da – mein Testtag!
An einem Samstag ging es morgens früh nach Düsseldorf, wo um 9:30 Uhr der Test anfangen sollte. Man sollte jedoch früher vor Ort sein, um sich zu registrieren. Dies haben zwei Angestellte in die Hand genommen und man musste ein Foto machen, seinen Reisepass und die E-Mail mit Testeinladung vorzeigen. Für mich etwas ärgerlich war es, dass sich das Ganze um über 30 Minuten verzögert hatte, da ein Teilnehmer zu spät kam und wir auf denjenigen gewartet haben. Dies war natürlich nett von den Organisatoren, da vorher in der E-Mail stand, dass Verspätung mit Nichtbestehen gleichgesetzt werde.
Nun konnte man im Warteraum Platz nehmen. Seinen Rucksack und Wertsachen konnte man entweder dort lassen oder in einem der Spinde abschließen. Toiletten wurden auch zur Verfügung gestellt und Getränke durfte man mit in den Computerraum nehmen. Es gab auch die Option mit der schriftlichen Papiervariante, allerdings finde ich das Tippen am Computer deutlich einfacher als auf Papier zu schreiben. Zudem ist die Ergebnis Auswertung schneller als bei der anderen Methode. Die Computer standen relativ nah beieinander, waren aber durch spezielle Bildschirme und gestellte Wände sehr gut abgeschirmt. Man erhielt vor Ort noch Bleistift, Papier und einen Stift für persönliche Notizen und ein eigenes Kennwort zum Einloggen.
Die Organisatoren befanden sich die ganze Zeit über im Raum und waren auch bei Fragen ansprechbar, gaben natürlich keine Hilfestellung, aber bei technischen Problemen konnte dies helfen. Zwischendurch durfte man auch auf Toilette gehen, man verlor aber dadurch viel Zeit. Während des Tests wurde kontinuierlich die verbliebene Zeit am Computer angezeigt. Für mich war die Zeit mehr als ausreichend. Einzig beim schriftlichen Abschnitt hätte ich gerne noch mehr Zeit gehabt. Der schriftliche Abschnitt war auch der letzte Teil des ersten Blocks und umfasste zwei Teile. Beim ersten Teil ging es meist um einen Graphen, den man mit möglichst vielen verschiedenen Wörtern beschreiben als auch auf die einzelnen Beziehungen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten eingehen sollte. Der zweite Teil umfasste eine deutliche Stellungnahme zu politischen, sozialen oder aktuellen Situationen.
Der letzte Teil nach der Mittagspause war ein Videotelefonat mit einem Prüfer von extern. Das Gespräch war deutlich aufgegliedert und man hat gemerkt, dass es von einfach nach anspruchsvoll gegliedert war. So fingen wir mit einer Vorstellung an über Wohnort, Hobbies und Freizeitmöglichkeiten. Dann ging es um die Frage, ob ich schon mal jemandem etwas beigebracht hätte und was dabei einfache oder schwierige Punkte waren, die ich festgestellt hätte und inwieweit mir dies für meine Zukunft geholfen habe. Das Ganze war für mich eher etwas vage und ich konnte nicht wirklich etwas mit der Frage anfangen, da ich auch keine Geschwister oder Cousinen/Cousins habe, denen ich mal etwas beigebracht habe.
Das Punkte System reichte von 5.0-9.0, was gleichzusetzen war mit den verschiedenen Kategorien von A1 bis C2. Man merkte jedoch einen Unterschied – besonders beim Sprung von 6.5 auf 7.0. Ich hatte einen Gesamtscore von 8.0, aber mein schlechtestes Schreiben mit 7.0. Lesen war für mich die einfachste Aufgabe. Hier habe ich auch die volle Punktzahl einfach erreicht, weil man durch das Medizinstudium gelernt hat, Texte gut zu überfliegen und die wichtigsten Sachen herauszufiltern. Die Texte an sich waren auch sehr breit gefächert – von verschiedenen Hyänenarten in Afrika bis hin zur Politik.
Fehler, die man vermeiden sollte!
- Zeitmangel! Das letzte, was man möchte, ist, dass man aufgrund von Zeitmangel es nicht schafft, den Test zu beenden. Dadurch entstehen viele Fehler, die man einfach hätte vermeiden können. Deshalb empfehle ich, vorher so viel wie möglich unter Testbedingungen zu lernen und einmal eine Stoppuhr anzuschalten.
- Rechtschreibfehler! Hier sollte man am besten auch vorher noch mal bei den selbst geschriebenen Texten oder Vokabeln überprüfen, ob man Rechtschreibfehler gemacht hat. Diese gilt es zu vermeiden, da dies auch als Fehler gewertet wird und man Punkte verliert. Es gibt bei der Prüfung keine AutoKorrektur wie bei Word!
- Nervosität. Ich habe leider immer Probleme bei Prüfungssituationen und kann nicht mein volles Potenzial ausschöpfen, da ich zu nervös bin. Mir haben hierbei und auch während des Medizinstudiums Atemübungen geholfen, um meinen Puls zu beruhigen und nicht die Nerven zu verlieren.
Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?!
Ich denke, ich würde beim nächsten Mal einen anderen Termin aussuchen, um morgens früh nicht noch eine Stunde Auto fahren zu müssen. Allerdings würde ich trotzdem immer wieder im Test-Center antreten! Einfach weil man eine Sicherheit hat, falls etwas falsch läuft.
Ich würde mir also einen Termin in einem Testzentrum aussuchen, der näher an meiner Heimatstadt liegt. Sonst glaube ich, würde ich nicht viel ändern. Eventuell habe ich zu viel Zeit in die Vorbereitung investiert, da ich vorher schon keine Probleme mit Englisch hatte, ich aber sichergehen wollte, den Test zu bestehen. Man kann definitiv auch mit weniger Aufwand das gleiche Ergebnis erzielen. Ich bin aber trotzdem froh, viel Zeit investiert zu haben, weil es sich letztendlich auch ausgezahlt hat.
Vielleicht würde ich auch schon früher meinen Termin für den Test buchen und nicht zwei Wochen im Voraus, weil man ab der Buchung Zugriff auf das Portal mit zahlreichen Übungstests hat und nicht auf inoffizielle Internet Versionen zurückgreifen muss. Die Kombination aus schriftlichen Probetexten, Leseverstehen und Hörverstehen gekoppelt, mit Erklär Videos finde ich eine gute Herangehensweise, die ich auch definitiv beibehalten würde.
Mein Fazit zum „IELTS“
Als Fazit kann ich definitiv sagen, dass der „IELTS Test“ kein Meisterwerk ist und man berücksichtigen muss, dass auch viele Abiturient*innen oder jüngere Leute zu diesem Test antreten, mit weniger Erfahrung und schlechteren Englisch Kenntnissen, und man sich deshalb nicht von diesem Test einschüchtern lassen sollte.

Traumhafter Sonnenuntergang vom Dudley Range Park aus in Sydney
Für meine Bewerbung als Assistenzärztin im Ausland war der Test definitiv Pflicht und deshalb bin ich froh, diese Hürde schon einmal genommen zu haben und hoffe, dass ich ihn so schnell nicht noch einmal absolvieren muss und ich in der Zwischenzeit meinen Wunsch-Job erhalte!
S. Kleiss
Sydney, Januar 2025
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