Bayern, München, kbo-Heckscher Klinikum (11.03.-30.06.2024)
16 Wochen PJ in der Kinder- und Jugendpsychiatrie! Mir hat dieses PJ-Tertial am kbo-Heckscher-Klinikum in München sehr gut gefallen! Von Anfang an wurde ich super in das Team aufgenommen! Alle Ärzt*innen, Therapeut*innen und alle anderen Mitarbeitenden waren sehr nett. Für mich war diese Zeit eine Bestätigung, die Facharztausbildung Kinder- und Jugendpsychiatrie zu wählen und ich könnte mir sehr gut vorstellen, am kbo-Heckscher-Klinikum zu arbeiten!
Motivation und Entscheidung für ein PJ-Tertial in der Kinder- und Jugendpsychiatrie!
Die Kinder- und Jugend-Psychiatrie ist ein relativ kleines und neues Fach in der Medizin und wird nicht von jeder Universität als Prüfungsfach für das 3. Staatsexamen angeboten. Ich hatte jedoch Glück gehabt und konnte während meines 9. Semesters im Medizinstudium einige wenige Vorlesungen und sogar Patientenvorstellungen besuchen. Diese kurzen Kontakte reichten aus, um in mir das Interesse für die Kinder- und Jugend-Psychiatrie zu wecken.
Als wir uns für die PJ-Tertiale anmelden mussten, recherchierte ich über die verschiedenen Themen, die dieses Fach beinhaltet und merkte, wie sehr mich die Krankheitsbilder faszinierten, besonders auch, weil es sich von den übrigen somatischen Fächern unterschied. Ich konnte mir sogar vorstellen, hier meine fachärztliche Weiterbildung zu machen. Und wie kann man besser ausprobieren, ob es wirklich zu einem passt als während einem vier-monatigen PJ-Tertial?
Ich erkundigte mich nach den verschiedenen Standorten kinder- und jugendpsychiatrischer Kliniken und entschied mich schließlich für das kbo-Heckscher-Klinikum in München. Für mich waren wichtige Punkte: die Erfahrungsberichte verschiedener PJ-Bewertungsportale, die Lage der Klinik und das Gebäude selbst. Bei den Bewertungen schaute ich besonders auf die Punkte Lehre, Unterstützung, Einblick in verschiedene Stationen, selbstständiges Arbeiten, Aufnahme in das Team und eigene Patientenbetreuung. Die Klinik zeigte sich mir außerdem als sehr offenes, helles und modernes Krankenhaus in guter Lage, mitten in Giesing, nahe der Münchner Innenstadt, mit guter öffentlicher Anbindung.
Ich war überzeugt, dass ich hier ein tolles Tertial mit spannenden Einblicken erhalten würde – und wurde auch nicht enttäuscht! Viel mehr bestätigte die Zeit am kbo-Heckscher-Klinikum in München meinen Wunsch, meinen Facharzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu machen!
Das kbo-Heckscher-Klinikum in München
Das kbo-Heckscher-Klinikum in München gehört zu einem Verbund von zehn Standorten in Oberbayern, die jährlich rund 15.000 Kinder und Jugendliche ambulant, in Tageskliniken und stationär behandeln. In München befindet sich eine Klinik mit offenen und geschützten Stationen, sowie einer Tagesklinik und ambulanten Therapiemöglichkeiten. Insgesamt gibt es hier 78 voll- und 33 teilstationäre Plätze.
Das kbo-Heckscher-Klinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in München – Copyright kbo-Heckscher-Klinikum
Ich selbst war die meiste Zeit auf einer geschützt-stationären Station. Hier kommen die Kinder und Jugendlichen (bis 18 Jahre) zur Abwendung akuter Eigengefährdung, Krisenintervention, emotionalen Stabilisierung, Medikationsanpassung, Entgiftung und Perspektivenplanung. Jedoch hatte ich auch die Möglichkeit, in der Suchtambulanz, Ambulanz, Tagesklinik und in der offen-stationären Station zu hospitieren und somit einen allumfassenden Einblick in die abwechslungsreiche Arbeit der Kinder- und Jugendpsychiater zu erhalten.
Der Tagesablauf bzw. der Wochenplan
Der Tag in meinem PJ-Tertial in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am kbo-Heckscher-Klinikum begann offiziell um 8:30 Uhr mit der Morgenrunde. Hier berichteten die Ärztinnen und Ärzte des Zwischen- und Nachtdienstes über die Neuaufnahmen, gesehene Patient*innen, Telefonate und von besonderen Vorkommnissen auf den Stationen. Diese endete meist gegen 9:00 Uhr. Anschließend ging man in sein Büro und organisierte den Tag.
Nun folgte der „somatische“ Teil: Blut abnehmen bei neuen stationär aufgenommenen Patient*innen, Verbandswechsel und Wunddokumentation sowie eine ausführliche körperlich-neurologische Untersuchung. Täglich wurden die neuen Patient*innen auch mit der Oberärztin oder dem Oberarzt der Station in einer kleinen Runde gesehen. Mittags gab es immer eine große Übergaberunde mit dem Pflege- und Erziehungsdienst der Station. Hier wurden die Patient*innen aus deren Sichtweise besprochen. Sie zeigten auf, wie gut sich diese in die Gruppe einfügten, an Aktivitäten teilnahmen und wie das Verhalten in verschiedenen Situationen und zu unterschiedlichen Uhrzeiten zu bewerten war. So konnte sich für die Ärztinnen und Ärzte ein viel ganzheitlicheres Bild der Patient*innen darstellen.
Gemeinsam Ziele erreichen! Sporttherapie in der Turnhalle des Standorts Rottmannshöhe – Copyright kbo-Heckscher-Klinikum
Jeden Tag gab es darüber hinaus noch eine weitere Besprechung. Montags beispielsweise eine große Runde mit den verschiedenen Therapeut*innen der Kunst-, Sport-, Ergo- und Musiktherapie. Dienstags fand immer eine Fortbildung zu einem gewissen Thema für alle Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen der Klinik statt. Mittwochs erfolgte die große und ausführliche Visite. Hier sprachen die Patient*innen für etwa zehn Minuten mit einem interprofessionellen Team aus Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen, Sozialdienst sowie Pflege- und Erziehungsdienst. Donnerstags fand nochmals eine ausführlichere Kurvenvisite vor dem Wochenende statt. Man sieht, es wurde nie langweilig und es gab immer etwas zu tun. Als PJlerin/PJler war man natürlich immer und überall erwünscht und wurde gut eingebunden!
Zu diesen Pflichtterminen kamen noch Einzelgespräche mit den Patient*innen hinzu, bei denen es um eine gemeinsame Perspektivplanung sowie Stabilisierung der akuten Situation ging. Außerdem fanden noch Elterngespräche und -telefonate statt, um deren Sicht bezüglich der Situation kennen zu lernen. Und natürlich, wie in der Somatik auch, musste alles dokumentiert und Entlassbriefe geschrieben werden. Auch wenn diesen der Ruf vorauseilt, viel zu detailliert, zu ausführlich und ein riesiger Arbeitsaufwand zu sein, kann ich dies tatsächlich so nicht ganz bestätigen.
Offiziell endete der Tag um 17:00 Uhr, aber oftmals konnte ich ein bisschen früher gehen, wenn alle Aufgaben erledigt waren und keine Gespräche mehr anstanden. An den Wochenenden und auch an den Feiertagen gab es die Möglichkeit, an Diensten teilzunehmen. Auch dies war sehr spannend und man bekam nochmals einen ganz anderen Einblick in die Arbeit – und dafür auch Freizeitausgleich!
Die Bewerbung für meinen PJ-Abschnitt in München
Da das kbo-Heckscher-Klinikum ein Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München ist, erfolgte die Platzverteilung ganz einfach über das PJ-Portal. Falls man von einer anderen Universität kommt, ist auch keine Immatrikulation an der LMU notwendig.
Erfreulich war, dass man eine monatliche Aufwandsentschädigung von 530€ erhielt und ein kostenfreies, leckeres Mittagsessen. Auch erhält man einen eigenen Schlüssel, ein Telefon und ein Namensschild. Eigentlich sind dies alles Selbstverständlichkeiten, aber leider ist dies in vielen, vor allem größeren, Krankenhäusern nicht so.
Mein Fazit
Mir haben die 16 Wochen meines PJ-Tertials in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am kbo-Heckscher-Klinikum in München sehr gut gefallen! Von Anfang an wurde ich super in das Team aufgenommen! Alle Ärzt*innen, Therapeut*innen und alle anderen Mitarbeitenden waren sehr nett. Ich habe meine Entscheidung nicht bereut und finde die Kinder- und Jugendpsychiatrie ein sehr interessantes und vielseitiges Fach! Für mich war es eine Bestätigung, die Facharztausbildung Kinder- und Jugendpsychiatrie zu wählen, und ich könnte mir darüber hinaus sehr gut vorstellen, am kbo-Heckscher-Klinikum zu arbeiten!
Therapie ist nicht nur Sprechen, auch Musik hilft – Musiktherapie im Krachraum – Copyright kbo-Heckscher Klinikum
Generell kann ich jedem empfehlen, in diesem Fachgebiet zumindest einmal eine Famulatur zu absolvieren. Denn es zeigt, wie vielseitig die Medizin ist, dass der Mensch nicht nur an körperlichen Beschwerden leiden kann und die psychische Gesundheit mindestens genauso wichtig ist, wie die körperliche.
Meiner Meinung nach hilft ein Einblick in eine (Kinder- und Jugend-) Psychiatrie ebenso, Vorurteile gegenüber psychiatrischen Einrichtungen aufzudecken und gegenüber der Thematik „Psychische Erkrankung“ zu sensibilisieren. Im besten Fall kann man so im eigenen Umfeld einen positiven Einfluss haben und unterstützend wirken. Durch den Kontakt mit Kindern und Jugendlichen aus allen Gesellschaftsschichten bekommt man einen breiten Einblick in diese, kann so seinen eigenen Horizont erweitern und anderen Menschen viel offener und verständnisvoller begegnen.
S., L.
München, Juni 2024