Oman, Muscat, Sultan Qaboos University Hospital (04.11.-29.12.2024)

Zum PJ ins Ausland! Meine Wahl fiel auf das Sultan Qaboos University Hospital, College of Medicine & Health Sciences, in Muscat, Oman. Die Atmosphäre an diesem Universitätsklinikum war insgesamt sehr positiv und die Förderung der Lehre sowie die Integration der Medizinstudierenden in den klinischen Alltag werden hier geschätzt. Insgesamt empfand ich den Aufenthalt als eine gelungene Kombination aus Lehre und Studium sowie der Chance, ein mir bisher unbekanntes Land und dessen Kultur intensiv kennenzulernen. 

Meine Motivation für einen PJ-Abschnitt in Oman!

Das Praktische Jahr erschien mir als idealer Zeitpunkt, um einen Teil meiner Ausbildung in einem internationalen Umfeld zu absolvieren und Einblicke in ein anderes Gesundheitssystem mit seinen Vorteilen und Herausforderungen zu erhalten. Dabei fiel meine Wahl auf das Sultan Qaboos University Hospital, College of Medicine & Health Sciences, in Muscat, Oman. Es gab hierzu nicht viele Erfahrungsberichte, aber die, die es gab, versprachen einen hohen Stellenwert der Lehre im klinischen Alltag und eine gute Einbindung von nationalen und internationalen Medizinstudierenden. Ich hatte den Wunsch, in ein arabisches Land zu reisen, nicht nur aus kulturellen Gründen, sondern auch, um die Sprache zu lernen. 

Die Bewerbung

Auf der Homepage der Sultan Qaboos University und dort dem College of Medicine and Health Sciences fand man alle wichtigen Informationen für die Bewerbung. Den „Letter Requesting Clinical Elective“ hatte ich von meinem Studiendekanat erhalten, der z.B. nochmal bestätigte, dass man Studentin/Student ist, dass das „Elective“ ein verpflichtender Abschnitt des Medizinstudiums ist und dass der Aufenthalt in Oman befürwortet wird.

Durch die Medizinische Fakultät der Sultan Qaboos University wurden maximal 8 Wochen PJ angeboten. Daher musste man das Tertial splitten. In Halle brauchte man hierfür die Genehmigung des halleschen Studiendekanats (reichte schriftlich per E-Mail). Die Äquivalenz-Bescheinigung vom Dekan der Medizinischen Fakultät der Sultan Qaboos University erhielt man problemlos. Dazu musste man einfach zu der entsprechenden Ansprechpartnerin gehen.

Blick auf den Campus der Sultan Qaboos University in Muscat, Oman

Blick auf den Campus der Sultan Qaboos University in Muscat, Oman 

Außerdem benötigte man für alle nicht Englisch-sprachigen Länder einen Sprachnachweis (A1 reichte bei uns in Halle aus) für das LPA. Isolierte Sprachnachweise wurden z.B. von den Universitäten Halle, Magdeburg, Jena und Leipzig leider nicht angeboten, dafür musste man bereits mindestens ein Semester Sprachkurs der Universität besucht haben. Ich hatte im Vorhinein begonnen, mir Arabisch „old-school“ mit Buch und CD anzueignen und dann einen Test bei einer Sprachschule gemacht. 

Darüber hinaus habe ich zweimal wöchentlich abends einen Sprachkurs in Muscat besucht und meine Arabischkenntnisse auch im Austausch mit Einheimischen weiter ausgebaut. Mit Englisch kam man trotzdem sowohl in der Klinik als auch im gesamten Land problemlos zurecht.

Zur Finanzierung: Ich hatte ein PROMOS-Stipendium des DAAD erhalten. Meist gibt es zwei Bewerbungszeiträume pro Jahr.

Visum

Es gab ein Studentenvisum, das kostenlos war und über die entsprechende Ansprechpartnerin an der Sultan Qaboos University beantragt werden konnte. Mit etwas Glück bekam man dann eine „Residence-Card“, mit der man auch viele Vergünstigungen im Land erhielt.

Ansonsten gab es die Möglichkeit, ein eVisum über die Seite der Oman Royal Police zu beantragen. Dafür eignete sich z.B. das 26B-Visum gut, da man es online (ohne Ausreise) selbst verlängern konnte (ca. 50 Euro). Die Bearbeitung dauerte meist weniger als 24 Stunden. Ich hatte dieses erst eine Woche vor Abflug beantragt, da man es auch nur innerhalb von 30 Tagen zur Einreise nutzen konnte. Dies klappte problemlos.

(Anm. d. Red: Um wirklich auf der sicheren Seite zu sein, sollte man sich immer rechtzeitig bei der Botschaft des jeweiligen Landes nach den aktuellen Einreisebestimmungen erkundigen. Hierbei sollte man unbedingt erwähnen, dass man sich nicht zu Urlaubszwecken, sondern zu einer medizinischen Tätigkeit im Rahmen seines Medizinstudiums im betreffenden Land aufhalten wird.) 

Meine Unterkunft

Ca. 5-10 Minuten von der Universität bzw. dem Universitätsklinikum entfernt gab es eine Unterkunft, eine sog. „OFF-Campus Residence“, für International-Studierende. Hier befanden sich auf acht Etagen mehrere Wohnungen (klimatisiert) mit meist drei Zimmern mit gemeinsamer Küche und Bad. Pro Wohnung gab es ein Zimmer mit eigenem Badezimmer. Manche Wohnungen hatten auch ein kleines Wohnzimmer. Außerdem bestand die Möglichkeit, sich ein Zimmer mit einer anderen Person zu teilen. Die Wohnungen an sich und die Etagen waren geschlechtergetrennt. Im 8. Stockwerk des Gebäudes gab es zudem ein Esszimmer, in welchem Frühstück, Mittag- und Abendessen gestellt wurde, was im Mietpreis inkludiert war. Zudem gab es hier einen Gemeinschaftsraum mit Sesseln und Fernsehapparat.

Nahegelegene Oasenstadt Nizwa - bekannt für ihren Souq

Nahegelegene Oasenstadt Nizwa – bekannt für ihren Souq  

Wenige Gehminuten entfernt, fand man einen kleinen Supermarkt, (Fastfood-) Restaurants, Cafés, einen Geldautomaten, eine Tankstelle, einen Friseur und Fitnessstudios. Ansonsten lag die Unterkunft allerdings etwas abseits und ein Auto war hilfreich. Jeden Morgen und am Nachmittag/Abend fuhr mehrmals ein Shuttle-Bus zum und vom Universitätsklinikum (10 Min.).

Ich habe die Gemeinschaft im Wohnheim sehr genossen und bin auf sehr viele hilfsbereite Menschen gestoßen. Wir haben meist zusammen Abend gegessen, sind in ein Café gegangen und haben auch viele gemeinsame Ausflüge gemacht.

Das Wohnheim ist sehr beliebt und daher manchmal ausgebucht. Man sollte die Wohnung also frühzeitig bei Ms. Umaima anmelden und ggf. auch erneut nachfragen, ob man einen Platz erhalten hat. Ansonsten kann man sich auch an den Koordinator im International-Office der Sultan Qaboos University wenden.

Mein Tagesablauf in der Chirurgie am Sultan Qaboos University Hospital 

Die Sultan Qaboos University, auf deren Campus das Sultan Qaboos University Hospital liegt, wurde von eben diesem Sultan errichtet, dem nach allgemeiner Meinung das Land maßgeblich seinen Aufschwung und die Entwicklung in den vergangenen Jahren zu verdanken hat. Der medizinische Standard ist hoch und mit europäischen Standards vergleichbar.

Um 7:30 Uhr fuhr der Shuttle-Bus von der Unterkunft zur Universität und setzte einen am Universitätsklinikum ab. Um 8:00 Uhr begann die Frühbesprechung der gesamten chirurgischen Abteilung. Hierbei wurden die Patient*innen von den „Interns“ (wie PJ) vorgestellt und im Team besprochen. Hier wurde bereits mit der Lehre begonnen. Es wurden Fragen an die Studierenden gestellt oder von den Studierenden radiologische Bilder befundet. 

Danach ging es zur Visite in den verschiedenen Teams der Allgemeinchirurgie:

  • Team 1: Endocrine Surgery
  • Team 2: Hepato-Biliary-Surgery
  • Team 3: Trauma-Team 
  • Team 4: General Surgery 
  • Team 5: Vascular Surgery und ACS-Team (Acute Care Surgery). 

Je nach Ärztin/Arzt wurde hier Englisch oder Arabisch gesprochen und die Fälle wurden mit den betreuenden Studierenden erörtert.

Blick auf den Campus der Sultan Qaboos University in Muscat, Oman

Blick auf den Campus der Sultan Qaboos University in Muscat, Oman

Ich hatte mich dem Team 3 (Trauma-/General Surgery) angeschlossen. „Trauma Surgery“ ist hier nicht gleichzusetzen mit Unfallchirurgie in Deutschland. Letzteres wird im Oman dem Gebiet der „Orthopedics“ zugeordnet. Das Trauma-Team wurde bei akuten Fällen in die Notaufnahme gerufen – so z.B. bei Verkehrsunfällen, Sturz aus großer Höhe, etc. Die Visiten wurden oft von Dr. Hani geleitet, der viel erklärt, Rückfragen gestellt und die Visiten stets auf Englisch durchgeführt hat. Dr. Hani war auch für die internationalen Medizinstudierenden zuständig, allerdings 2025 für ein Jahr in der Stadt Salalah. Es empfiehlt sich, sich einem der o.a. Teams anzuschließen und ggf. nach einiger Zeit zu wechseln. Wenn man wenig Arabisch spricht/versteht, kann man sich z.B. auch den indischen Ärzt*innen anschließen, da dann Englisch gesprochen wird.

Anschließend gab es mehrere Optionen. Man konnte in die „Out Patient Clinic“ (OPD) gehen, in der jedes Team einen festen Tag in der Woche hatte – Team 3 immer montags. Man konnte aber auch ohne „sein“ Team immer dorthin gehen. Für den OP gab es ebenso für jedes Team feste Tage – Team 3 immer am Donnerstag und am Sonntag. Hier konnte man jedoch jeden Tag hingehen, wobei die Pflege am Eingangstresen eine Liste mit allen Operationen des Tages hatte. Ich persönlich war eher weniger im OP, da sich meist die lokalen Studierenden einwaschen durften und je nachdem von diesen auch viele zum Zuschauen im OP waren. Dies hat mich nicht gestört, da ich im vorherigen Teil meines gesplitteten Chirurgie Tertials bereits im deutschen Krankenhaus Erfahrungen im OP gesammelt hatte.

Außerdem hatte man die Möglichkeit, sich den lokalen Medizinstudierenden anzuschließen – den „Junior Students“ 3. Studienjahr, „Senior Students“ 5. Studienjahr). Diese hatten meist um 10:00/10.30 Uhr ein systematisches „Bedside-Teaching“ und anschließend Seminare. Hierzu gab es einen Plan, den die Studierenden einem gerne zusandten. Auch die lokalen Studierenden waren jeweils einem Team mit zugeteilt und besuchten je nachdem OPD oder OP.  

Für das Mittagessen konnte man in die Cafeteria gehen. Für ausländische Medizinstudierende gab es eigentlich kein kostenloses Mittagessen. Die Studierenden der Sultan Qaboos University bekommen jedoch mehr als reichlich Essens-Coupons für einen ganzen Monat, die sie gerne großzügig teilen. 

Nach dem Mittagessen gab es eine Fallvorstellung im Sinne eines Vortrags durch die Medizinstudierenden selbst.  Ansonsten bot es sich auch hier an nochmals ins OPD oder in den OP zu gehen. Nachmittags fand zudem eine Abschluss-Visite im Team statt und jeden Dienstagmorgen die Radiologie-Demo, bei der ausgewählte Fälle durch die Kolleg*innen der Radiologie erläutert wurden.

Die Stationen im Sultan Qaboos University Hospital waren für die Patient*innen nach Geschlechtern getrennt. Das ärztliche Personal war jedoch für beide Hälften der Station zuständig. So konnte eine Patientin auch von einem Arzt behandelt werden und umgekehrt.

Insgesamt bestand meine Tertial Hälfte in Muscat eher weniger aus praktischer Tätigkeit, sondern mehr aus theoretischer Lehre. Blutabnehmen und Flexülen legen ist dort Aufgabe der Pflege. Wie oben bereits erwähnt, hatte ich das Praktische bereits in meiner ersten Tertial Hälfte in Deutschland „vorgezogen“.  Daher konnte ich nun mein theoretisches Wissen wiederholen, vertiefen und erweitern. Dabei waren auch die Unterschiede zwischen den dortigen Diagnostik- und Therapieansätzen und den im Studium in Deutschland erlernten interessant.

Noch einige wichtige Anmerkungen zur Kleidung! Die Medizinstudierenden vor Ort sind in ihren eigenen bunten Scrubs, meist auch mit Kittel, erschienen. Ich habe niemanden in weißen Scrubs gesehen. Manche waren auch zivil-schick gekleidet mit Kittel darüber. Es wurde leider kein Kittel gestellt. Daher hatte ich mir meinen eigenen Kittel mitgebracht und darunter zivil getragen. Für Frauen: Ellenbogen und Sprunggelenke sollten bedeckt sein. Im OP wurden Kleidung und Schuhe/Schuhüberzieher gestellt.

Leben in Oman

Das Sultanat Oman ist flächenmäßig etwas kleiner als Deutschland. Von den ca. 5 Millionen Einwohnern sind grob ca. 52 Prozent Omanis und 48 Prozent Gastarbeiter – v.a. aus Indien, Bangladesch und Pakistan. Die englische Sprache ist daher sehr verbreitet.Ich bin auf viele freundliche Menschen im Land gestoßen und habe die großherzige Gastfreundschaft der Omanis kennengelernt.

Ausflug in die Al Wahiba Wüste - nur zwei Stunden von Muscat entfernt

Ausflug in die Al Wahiba Wüste – nur zwei Stunden von Muscat entfernt

Als Praktikumszeit zu empfehlen, sind die Monate November bis April, da dies klimatisch am angenehmsten ist, sowohl im Alltag als auch für Ausflüge im Land. Im Sommer herrschen z.T. Temperaturen über 50°C. Die Klinik ist so wie die meisten Orte klimatisiert.Im Land selbst gibt es sehr viel Wüste und Gebirge und dazwischen immer wieder Palmenoasen, Plantagen oder Wadis, in denen sich nach starken Regenfällen (selten) reißende Flüsse bilden können. An den Küsten kann man Schnorcheln, Schildkröten oder mit etwas Glück Biolumineszenz, das Wunder des Meeresleuchtens, beobachten.Mit dem Auto kann man viele der Sehenswürdigkeiten von Muscat aus auch als Tagesausflug erreichen, wobei für das Leben im Land generell ein Auto ziemlich hilfreich war.

Al Jebel Akhdar - der grüne Berg im Al Hajar-Gebirge zum Wandern und Genießen der Aussicht auf die Plateau-Plantagen

Al Jebel Akhdar – der grüne Berg im Al Hajar-Gebirge zum Wandern und Genießen der Aussicht auf die Plateau-Plantagen

Blick zurück und Fazit

Die Atmosphäre am Sultan Qaboos University Hospital war insgesamt sehr positiv und die Förderung der Lehre sowie die Integration der Medizinstudierenden in den klinischen Alltag werden hier geschätzt. Es wurde viel Zeit für die Anleitung und Betreuung aufgewendet und man fand stets die Möglichkeit, auf die Kolleginnen und Kollegen zuzugehen, sei es, um bei einer Untersuchung oder einem Eingriff zuzusehen.

Die Mutrah-Corniche in Muscat, Oman

Die Mutrah-Corniche in Muscat, Oman

Insgesamt empfand ich den Aufenthalt als eine gelungene Kombination aus Lehre und Studium sowie der Chance, ein mir bisher unbekanntes Land und dessen Kultur intensiv kennenzulernen. Ich kann diese Erfahrung nur empfehlen, da sie nicht nur Einblicke in ein anderes Gesundheitssystem bietet, sondern auch wertvolle Perspektiven auf kulturelle Aspekte von Gesundheitsfragen eröffnet.

F. Vieregge

Halle, Januar 2025


Neueste Blogbeiträge auf Medizinerlaufbahn.de: