Japan, Tokio, Tokyo Medical & Dental University Hospital (TMDU) (01.03.2025–30.03.2025)
Meine Famulatur in Tokio war eine unglaublich bereichernde Erfahrung – sowohl medizinisch als auch kulturell! Ich habe viel über plastische und rekonstruktive Chirurgie gelernt und konnte mich dadurch in meiner Entscheidung, mich nach dem Studium in diesem Fachgebiet zu spezialisieren, bestärken! Zudem ist Japan ein faszinierendes Land mit einer perfekten Mischung aus Tradition und Moderne.
Meine Motivation für eine weitere Famulatur im Ausland
Nachdem ich bereits eine Famulatur in der HNO und Augenheilkunde in China am Tongji Hospital in Wuhan absolviert hatte und davon begeistert war, wollte ich erneut eine medizinische Auslandserfahrung in einem asiatischen Land machen. Besonders interessierte mich Japan, da es in der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie sehr fortschrittlich ist und die Tokyo Medical & Dental University (TMDU) oft internationale Student*innen für Famulaturen annimmt. Ich möchte mich nach dem Medizinstudium in dieser Fachrichtung spezialisieren und sah in dieser Famulatur eine großartige Gelegenheit, diese Abteilung am dortigen University Hospital näher kennenzulernen. Die gemachte Erfahrung hat mein Vorhaben definitiv bestätigt!
Bewerbung & Organisatorisches
An der Tokyo Medical & Dental University musste ich mich privat bewerben, da keine Organisation und auch meine Universität nicht mit der TMDU zusammenarbeitet. Durch eigene Recherche fand ich das Tokyo Medical & Dental University Hospital und nahm etwa ein halbes Jahr im Voraus Kontakt mit dem „Institute of Global Affairs“ auf. Mein Ansprechpartner war sehr nett und hilfsbereit. Er bat mich, die zuständigen Personen meiner Heimatuniversität in die Kommunikation mit einzubinden.
Für die Bewerbung musste ich folgende Unterlagen einreichen:
- Antragsformular
- Lebenslauf
- Leistungsnachweis meiner Universität
- Motivationsschreiben
- Bild meines Reisepasses
- Bestätigung meiner Haftpflichtversicherung
- Impfnachweis
- Tuberkulose-Test (ca. 79 €)
Da ich die deutsche Staatsbürgerschaft habe und meine Famulatur unbezahlt sowie unter 90 Tage war, benötigte ich kein Visum.
(Anm. d. Red: Um wirklich auf der sicheren Seite zu sein, sollte man sich immer rechtzeitig bei der Botschaft des jeweiligen Landes nach den aktuellen Einreisebestimmungen erkundigen. Hierbei sollte man unbedingt erwähnen, dass man sich nicht zu Urlaubszwecken, sondern zu einer medizinischen Tätigkeit im Rahmen seines Medizinstudiums im betreffenden Land aufhalten wird.)
Allerdings musste ich die Studiengebühr von 29.700 Yen (ca. 180 €) selbst bezahlen. Falls Eure Heimatuniversität mit der TMDU zusammenarbeitet, könnt Ihr von dieser Gebühr befreit werden – es lohnt sich also, dies vorher zu prüfen! Falls Ihr die Gebühr selber zahlen müsst, versucht den Zeitraum so zu legen, dass sich die Famulatur nicht in zwei Monate überschneidet, weil Ihr sonst für zwei Monate die Studiengebühr zahlen müsst, obwohl Ihr nur einen Monat dort seid.
Meine weiteren Kosten waren:
- Flug: Selbst bezahlt
- Unterkunft: Selbst organisiert und finanziert
Meine Tipps zum Gepäck
- Adapter: Die Steckdosen in Japan unterscheiden sich von denen in Deutschland.
- Kleidung: Im März gibt es sowohl kühle, regnerische als auch warme Tage – also am besten Frühlings- und Herbstkleidung mitnehmen.
- Reiseapotheke: Schmerzmittel, Pflaster und persönliche Medikamente.
- Vordruck der Famulatur-Bescheinigung für die Anerkennung beim LPA. Kümmert Euch früh genug um den Stempel, weil es da bei mir das Problem gab, dass mein Zertifikat weitergeleitet werden musste und ich den Stempel erst später erhalten habe.
- Arztkittel und Masken
Anreise & Unterkunft
Ich reiste einige Tage vor Beginn meiner Famulatur an, um eventuelle Flugverspätungen auszugleichen, den Jetlag zu verarbeiten und Tokio in Ruhe zu erkunden. Eine eSim von „Saily“ ermöglichte mir direkt nach der Landung eine funktionierende Internetverbindung.
Der beste Weg, um in Japan Geld zu wechseln, ist es, direkt an einem „Seven-Eleven-Automaten“ mit einer Mastercard, Visa oder Kreditkarte Bargeld abzuheben, da dort der Wechselkurs besonders gut ist. Falls man keine dieser Karten besitzt, gibt es in der Stadt viele Wechselstuben, die eine Alternative bieten. Allerdings sollte man auf keinen Fall am Flughafen Geld tauschen, da dort der Wechselkurs deutlich schlechter ist. Generell kann man in Japan genauso wie in Deutschland sowohl mit Karte als auch Bar zahlen. Dennoch gibt es einige kleine Stände oder Märkte, die nur Bargeld akzeptieren – es lohnt sich also, immer ein wenig Bargeld dabeizuhaben. Vor allem wenn man die Studiengebühr zahlt, denn dies erfolgt vor Ort mit Bargeld.
Das Tokyo Medical & Dental University Hospital
Am ersten Tag meldete ich mich im „Global Affairs Office“ (Gebäude 1, 4. Etage), wo ich von meinem Ansprechpartner empfangen wurde. Er führte mich durch das Krankenhaus und zeigte mir alle wichtigen Bereiche. Zudem erhielt ich einen Krankenhausausweis, mit dem ich Zugang zu allen relevanten Bereichen hatte, ein Telefon, um die Ärzt*innen kontaktieren zu können, was ich jedoch nicht gebraucht habe, einen Spind, in dem ich meine persönlichen Sachen sicher verstauen konnte, sowie einen Informationszettel über die Klinik, ein „Life Safety Handbook“ und einen „Japan Life Guide“.
Am letzten Tag Eurer Famulatur müsst Ihr das Telefon und Euren Ausweis zurückgeben, aber daran werdet Ihr einen Tag vorher per Mail erinnert.

Blick auf den Tokyo Medical and Dental University M&D Tower
Das Tokyo Medical & Dental University Hospital ist modern ausgestattet und verfügt über zahlreiche Annehmlichkeiten. Besonders praktisch war der „Seven-Eleven“, in dem man sich jederzeit Snacks oder ein Mittagessen holen konnte sowie ein „Starbucks“ direkt im Gebäude. Außerdem gibt es eine Bibliothek und Lerncafés, die sich hervorragend zum Arbeiten eignen und in denen ich auch auf andere ausländische Studierende traf.
Meine Famulatur in der Plastischen & Rekonstruktiven Chirurgie in Tokio
Mein Arbeitstag begann um 08:00 Uhr mit einer kurzen Morgenbesprechung, die ca. 15 Minuten dauerte (mittwochs ab 7:45 Uhr). Danach hatte man die Möglichkeit, zu frühstücken oder sich auf die bevorstehenden Operationen vorzubereiten. Die erste OP startete gegen 09:00 Uhr und ich verbrachte den Großteil meiner Zeit im OP-Bereich, wo ich viele interessante Eingriffe beobachten konnte.
Während meiner Famulatur im Krankenhaus hatte ich die Gelegenheit, zahlreiche unterschiedliche Operationen mitzuerleben. Die Vielfalt an Eingriffen war beeindruckend – es gab täglich neue, spannende Fälle aus verschiedenen chirurgischen Fachrichtungen. Dadurch war kein Tag wie der andere und es kam keine Langeweile auf. Besonders für alle, die sich für die Chirurgie interessieren, ist ein Aufenthalt hier ideal, da man einen umfassenden Einblick in viele unterschiedliche OP-Techniken und Fachbereiche bekommt. In anderen Fachrichtungen kann es passieren, dass sich Fälle oft wiederholen – das war hier definitiv nicht der Fall.
Meine Highlights waren:
- Mediale Plantar-Lappenplastik
- Hauttransplantationen
- DIEP-Flap (Brustrekonstruktion mit Eigengewebe)
- Cheiloplastik (Lippenrekonstruktion)
- Mikrotie (Rekonstruktion der Ohrmuschel)
- Zungen- und Unterkieferrekonstruktion nach Tumorentfernung
- Neurochirurgische OP bei Moyamoya-Syndrom
- Gaumenspalten-OPs
- Rekonstruktion einer Gynäkomastie
Neben diesen Spezialfällen durfte ich auch alltägliche Eingriffe mit assistieren wie Steißbeinfistel-OPs, Brustwarzenrekonstruktionen und Hernien-OPs beobachten. Da müsst Ihr aber fragen, ob Ihr dabei sein dürft – also es wird Euch wahrscheinlich nicht angeboten.
Die technische Ausstattung war sehr fortschrittlich – beispielsweise wurden automatische Herzdruckmassage-Geräte eingesetzt.

Meshgraft bei Hauttransplantationen
An drei Tagen durfte ich auch bei der Visite dabei sein, was ich als angenehme Abwechslung empfand, da der Arzt meinte, dass die OPs, die an diesem Tag stattfanden, nicht so lehrreich seien oder wenn die erste OP am Tag gecancelt wurde. Die Patientenzimmer in Japan sind deutlich besser ausgestattet als in Deutschland und auch viel privater, sodass Patient*innen ihre Privatsphäre haben, obwohl sie in einem Mehrbettzimmer liegen.
Die Ärzt*innen waren sehr nett. Betreut wurde ich von Dr. Ishida und Dr. Mori. Trotz Sprachbarrieren waren alle immer bemüht, mir Dinge zu erklären und Fragen zu beantworten. Es gab noch viele andere Ärzt*innen im Team, wie zum Beispiel Dr. Tomohiro. Er sprach sehr gut Englisch, erklärte einem viel und hatte mir sogar angeboten, mir etwas über Mikrochirurgie beizubringen, was sowohl sehr nett als auch äußerst informativ war.
Leben & Freizeit in Tokio
Tokio bietet unzählige Sehenswürdigkeiten, eine beeindruckende Architektur und eine faszinierende Mischung aus Tradition und Moderne. Besonders begeistert haben mich „Shibuya“ und „Shinjuku“, zwei der bekanntesten Viertel Tokios, die als Shoppingparadiese gelten. Wer gerne einkauft, sollte unbedingt mit einem leeren Koffer anreisen! Neben den riesigen Einkaufszentren gibt es dort auch unzählige Restaurants und Bars, die das Viertel besonders am Abend zum Leben erwecken.

Blick auf den Tokyo Tower bei Nacht
Ein weiteres kulturelles Highlight war der „Senso-ji Tempel“ in „Asakusa“, einer der ältesten und bedeutendsten Tempel Tokios. Die imposante Tempelanlage und die belebte Einkaufsstraße davor vermitteln einen Einblick in das traditionelle Japan. Ebenfalls beeindruckend war der „Tokyo Skytree“, von dessen Aussichtsplattform man einen atemberaubenden Blick über die Stadt hat – besonders bei Sonnenuntergang ein unvergessliches Erlebnis. Alternativ bietet auch der „Tokyo Tower“ eine großartige Aussicht und erinnert mit seiner Form ein wenig an den Eiffelturm.
Ich hatte meine Unterkunft in „Ueno“ gebucht, was nur zwei Haltestellen vom Krankenhaus entfernt war und was ich Euch auch sehr empfehlen kann, da es in dieser Gegend einen großen Bazar gibt mit Essen, Klamotten und Souvenirs und es auch eines der günstigeren Viertel in Tokio ist.
Ein absolutes Muss sind die interaktiven Kunstausstellungen „TeamLab Borderless“ und „TeamLab Planets“. Diese digitalen Installationen sind einzigartig und lassen Besucher in eine völlig neue Welt eintauchen. Besonders faszinierend fand ich die Räume, die sich durch Licht, Spiegel und Wasser ständig verändern.

Die berühmte japanische Kirschblüte – eines der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur
Auch ein Abstecher nach „Odaiba“, einer künstlichen Insel in der Bucht von Tokio, hat sich gelohnt. Dort gibt es nicht nur einen Stadtstrand, sondern auch eine kleine Nachbildung der Freiheitsstatue. Außerdem besuchte ich die „Warner Bros. Studio Tour“, ein Paradies für Filmfans, die sich für die Entstehung großer Blockbuster interessieren.
An den Wochenenden nutzte ich die Gelegenheit für Ausflüge in andere Städte Japans. Einer meiner schönsten Trips führte mich zum „Mount Fuji“, der mit seiner majestätischen Erscheinung und der beeindruckenden Naturkulisse einfach unvergesslich war.
Ab Ende März beginnt auch die Kirschblüten Saison, welche in Japan sehr beliebt ist.
Ein weiteres Highlight war Kyoto, eine Stadt voller Geschichte und Tradition. Besonders beeindruckend fand ich den „Fushimi-Inari-Schrein“ mit seinem unzähligen roten „Torii“, den „Nara-Park“, in welchem zahme Hirsche frei herumlaufen, und den „Arashiyama Bambuswald“, dessen riesige Bambusstämme eine fast magische Atmosphäre schaffen.
Auch Osaka durfte auf meiner Reise nicht fehlen. Dort besuchte ich das imposante „Osaka Castle“, schlenderte durch die lebendige „Namba-Region“ und hatte eine großartige Zeit in den „Universal Studios Japan“, die besonders für Film- und Freizeitparkfans ein absolutes Highlight sind.
Japan bietet unendlich viele Möglichkeiten für spannende Entdeckungen – von modernen Metropolen über historische Tempel bis hin zu den beeindruckenden Naturlandschaften. Dank des gut ausgebauten Bahnnetzes konnte ich viele Orte schnell und unkompliziert erreichen, sodass ich meine Zeit dort voll ausnutzen konnte.

Hausgemachte Ramen – eine japanische Nudelsuppe
Falls ihr es zeitlich einrichten könnt, empfehle ich Euch auch, nach Okinawa zu fahren. Ich habe es leider zeitlich nicht geschafft, aber es soll wohl eine der schönsten Inseln Japans sein und von Tokio aus gibt es schon Hin- und Rückflüge ab 100 €.
Das Essen in Japan war ein Highlight! Ich habe sowohl günstige, traditionelle Nudelhäuser, ca. 2 € pro Mahlzeit, als auch internationale Restaurants ausprobiert und man wird hier definitiv nicht enttäuscht.
Mein Fazit
Meine Famulatur in Tokio war eine unglaublich bereichernde Erfahrung – sowohl medizinisch als auch kulturell! Ich habe viel über plastische und rekonstruktive Chirurgie gelernt und konnte mich dadurch in meiner Entscheidung, mich in diesem Bereich zu spezialisieren, bestärken!

Traumhafter Blick auf den Mount Fuji – den höchsten Berg Japans
Japan ist ein faszinierendes Land mit einer perfekten Mischung aus Tradition und Moderne. Ich kann eine Famulatur dort nur empfehlen – sei es für das Fachliche oder einfach, um dieses einzigartige Land kennenzulernen!
Sena Bulanik
Berlin, April 2025
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