Famulatur in China – HNO und Augenheilkunde

China, Wuhan, Tongji Klinikum (04.03.-02.04.2024)

Meine Famulatur in der HNO und in der Augenheilkunde absolvierte ich am Tongji Klinikum der Huazhong University of Science & Technology in Wuhan im fernen China. Ich kann Euch eine Famulatur oder einen PJ-Abschnitt in China wärmstens empfehlen! Es war für mich eine unglaubliche Erfahrung! Ich habe so viel Neues gelernt, einerseits medizinisch, andererseits kulturell.  

Famulatur im Ausland – Meine Motivation

Da ich sehr an anderen Kulturen interessiert bin und in meinem Leben gerne viel Reisen möchte, hatte ich mich dazu entschieden, meine Famulaturen im Ausland zu machen, weil man im Leben nicht oft die Möglichkeit hat, ein bis zwei Monate in einem anderen Land zu verbringen. Das Tongji Klinikum in Wuhan wurde mir von Herrn Peter Karle, Chefredakteur von Medizinerlaufbahn.de und Referent zum Thema „Famulatur und PJ im Ausland“, empfohlen, da dieses Klinikum in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Medizin e.V. (DCGM) ein ausgezeichnetes „Famulatur-Austauschprogramm“ hat. Es gibt auch die Möglichkeit, PJ-Abschnitte am Tongji Klinikum in Wuhan zu absolvieren.

Bewerbung & Organisatorisches

Das Bewerbungsverfahren für meine Famulatur am Tongji Klinikum, einer Klinik der Maximalversorgung und Lehrkrankenhaus der Huazhong University of Science & Technology (HUST) in Wuhan, lief sehr einfach ab. Ich hatte mich ungefähr ein halbes Jahr im Voraus beworben und Frau Dr. med. Silja Zhang, der Ansprechpartnerin vom International Office am Tongji Klinikum, eine Mail geschickt mit meinem Lebenslauf und einem kleinen Anschreiben, dass ich gerne für einen Monat eine Famulatur in Wuhan machen würde und sie hatte ja gesagt. Sie ist sehr freundlich und da sie aus Deutschland kommt, hatte ich die Bewerbung auf Deutsch geschrieben. 

Für den Studienaufenthalt in China brauchte ich ein Visum und hatte ein X2-Visum beantragt, welches insgesamt 260 Euro gekostet hat. Die Universität in Wuhan hatte mir ein Einladungsschreiben sowie die „Admission Notice“ zugeschickt, die man für den Visumsantrag benötigte.

In diesem Hotel ganz in der Nähe des Tongji Klinikums war ich während meiner Famulatur in Wuhan untergebracht.

In diesem Hotel ganz in der Nähe des Tongji Klinikums war ich während meiner Famulatur in Wuhan untergebracht.

Den Antrag konnte man ganz einfach online auf der Seite des „Chinese Visa Application Centers“ in Berlin oder Frankfurt stellen. Da ich in Berlin wohne, hatte ich den Antrag persönlich vorbeigebracht, aber man konnte den Antrag auch per Post schicken. Dieser wurde auch freundlicherweise sofort bearbeitet und am nächsten Tag hatte ich einen Termin, um meine Fingerabdrücke einzuscannen und zwei Wochen später konnte ich meinen Reisepass mit Visum abholen. Es war sehr einfach und die Leute in der Visa-Stelle waren sehr hilfsbereit und freundlich.

Es gab bei mir keine bestimmten Impfbestimmungen, die kontrolliert wurden. Man hatte mir nur gesagt, ich sollte gegen Hepatis A und B geimpft sein. Dennoch solltet Ihr für den Notfall eine Auslandskrankenversicherung haben.

Meine Tipps zum Gepäck:

  • Einen Adapter, weil die Steckdosen in China anders sind.
  • Lockere Kleidung für den Klinikalltag; schickere Kleidung, da es in China öfters vorkommt, dass man Einladungen zum Essen oder zu Veranstaltungen bekommt.
  • Reiseapotheke
  •  Studentenausweis. Er ermöglicht sehr oft Ermäßigungen.
  • Geschenke für die Gastgeber und Ärztinnen/Ärzte – z.B. deutsche Süßigkeiten.
  • Vordruck der Famulatur-/PJ-Bescheinigung zur Anerkennung beim LPA

Meine Tipps zu Apps: Vor der Reise herunterladen

  • „Alipay“ – zum Bezahlen. Beinhaltet aber noch mehr Apps, wie z.B. „DIDI“, chinesische „Uber“.
  • „Trip.com“ – für Züge, Hotels, Flüge und Sehenswürdigkeiten
  • „WeChat“ – Chinesische WhatsApp, aber man kann auch damit bezahlen.
  • Übersetzer App
  • „MAPS.ME” – Chinesische Google Maps
  • Währungsumrechner
  • „Astrill VPN“ – in China sind Google, WhatsApp, Instagram etc. verboten und damit kann man das umgehen. Ich habe es nur für mein IPad gebraucht, denn die eSim ermöglicht schon einem Zugang zu den Apps.

Da in China die westlichen Apps, wie WhatsApp, Google, Instagram etc. verboten sind, versucht mit Eurer Familie und Euren Freunden während der Zeit über „WeChat“ zu kommunizieren. Wichtig dabei ist, dass, wenn Ihr Euch registriert, Ihr von einer Person verifiziert werden müsst, die „WeChat“ bereits hat. Ansonsten könnt Ihr mit Eurer Uni-Mail mit Euren Familien und Euren Freunden aus Deutschland reden, da diese in der Regel nicht verboten ist.

Anreise und Unterkunft

Ich war ein paar Tage, bevor meine Famulatur anfing, nach China geflogen, da es, wie bei mir geschehen, passieren kann, dass der Flug erstmal gecancelt wird. Man hat mit großer Wahrscheinlichkeit einen Zwischenstopp in Shanghai oder Peking, weshalb ich Euch empfehlen würde, dort Euch Eure Simkarte, z.B. „ChinaMobile“, zu holen und dort Euer Geld wechseln zu lassen, da dies in Wuhan eher schwieriger war. Dies ist aber nicht zwingend notwendig. Ich hatte mir damals eine eSim über „Holafly“ geholt, was ich sehr empfehlen kann. In China wird komplett kontaktlos gezahlt, weshalb ich kein Bargeld brauchte, aber man kann sich sicherheitshalber ein bisschen was wechseln lassen.

Meine Unterkunft in Wuhan im Wuhan Asia Hotel

Meine Unterkunft in Wuhan im Wuhan Asia Hotel

Man muss aber nicht direkt nach Wuhan weiterfliegen, manchmal lohnt es sich auch, von Shanghai oder Peking aus mit dem Zug nach Wuhan zu fahren. Man wurde auch entweder am Flughafen oder am Bahnhof abgeholt und zum Hotel gebracht. Ich habe auch direkt eine Mensa-Karte mit 1.000 RMB-Guthaben, eine Bahnkarte, meinen Kittel und mein Namensschild, man braucht ein kleines Passbild für das Namensschild, bekommen.

Für meine Famulatur in Wuhan bekam ich eine Unterkunft im „Wuhan Asia Hotel“ (616 Jiefang Ave, 430015 Wuhan) gratis gestellt. Dies ist ein sehr gutes 4-Sterne Hotel mit einem Wäscheservice und gratis Frühstück und liegt direkt gegenüber vom Klinikum.

Vor dem Beginn der Famulatur erhielt ich ein Informationsblatt, in welchem alles Wichtige stand.

Meine Famulatur am Tongji Klinikum in Wuhan

Ich hatte meine Famulatur am Tongji Klinikum aufgeteilt. Die erste Hälfte habe ich in der HNO-Ambulanz verbracht und die zweite Hälfte in der Augenheilkunde-Ambulanz. Man konnte Frau Dr. med. Silja Zhang vom International Office am Tongji Klinikum vor der Famulatur schreiben, wenn man eine bestimmte Station priorisierte.

In der Regel ging der Arbeitstag von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr und man hatte von 12:00 Uhr bis 14:30 Uhr Pause, aber ich hatte gefragt, ob ich stattdessen keine Pause machen und dafür früher Feierabend machen könne, was freundlicherweise erlaubt wurde und dadurch konnte ich ein bisschen mehr von Wuhan sehen.

An meinem ersten Arbeitstag ging ich zum International Exchange Office (Gebäude 7, 14. Stock, Raum 1419), von wo aus ich mit den anderen Medizinstudierenden zusammen zu unseren Stationen gebracht und einem das Klinik Gelände gezeigt wurde.

Das Ambulanz Gebäude des Tongji Klinikums in Wuhan

Das Ambulanz Gebäude des Tongji Klinikums in Wuhan

In der HNO-Ambulanz wurde ich von Dr. You betreut. Das Gute hierbei war, dass Dr. You deutsch konnte, da er in Deutschland promoviert hatte. Dr. You ist sehr freundlich, man konnte ohne Probleme viele Fragen stellen und zudem hat er für mich auch immer freundlicherweise übersetzt.

Montags, mittwochs und freitags war ich immer bei der ambulanten Sprechstunde dabei, bei der ich meistens zugeschaut habe, aber auch manchmal die Patient*innen untersuchen durfte. Dienstags und donnerstags durfte ich im OP zuschauen. Da ich noch keine Vorerfahrung im OP hatte, durfte ich im OP nicht praktisch mitmachen, aber es war trotzdem sehr interessant zuzusehen, da interessante Eingriffe dabei waren, wie z.B. Mandelentfernungen oder z.B. eine Tumorentfernung.

Blick in einen der vielen OP-Räume am Tongji Klinikum in Wuhan

Blick in einen der vielen OP-Räume am Tongji Klinikum in Wuhan

In der Augen-Ambulanz wurde ich von Dr. Wang betreut, der gut Englisch sprach und einem viele Fragen beantworten konnte. Hier war der Klinikalltag genau andersherum. Am Montag, Mittwoch und Freitag durfte ich im OP zusehen und am Dienstag und Donnerstag war ich immer bei der ambulanten Sprechstunde dabei. Da Dr. Wangs Teams auf Glaukome spezialisiert waren, hatte man fast nur Glaukom Patient*innen.

An einem Nachmittag wurde ich von der Organisation sogar zu einer Besprechung eingeladen. Der Direktor des Instituts für Gesundheitswesen der Universität Bayreuth war in Wuhan zu Gast und hatte ein Meeting am Tongji Klinikum. Ich wurde gefragt, ob ich dabei sein wolle und durfte sogar von meinen Erfahrungen in China erzählen. an einem anderen Abend wurde ich zu einer Konferenz eingeladen, auf der HNO-Ärzte Vorträge hielten, was sehr interessant war.

Freizeit und Reisen in China

Im Laufe meiner Famulatur durfte ich auch andere Städte besuchen, man musste nur aus Versicherungsgründen Frau Dr. med. Silja Zhang vom International Office vorher Bescheid sagen, wann man wo sein würde.

Bei Reisen in China empfehle ich, auch mit den Hochgeschwindigkeitszügen zu den anderen Städten zu fahren, da dies günstiger und im Großen und Ganzen sogar schneller ist, als mit dem Flugzeug. An meinem ersten Wochenende war ich in Peking, wo ich an meinem ersten Tag eine Tour über „GetYourGuide“ zur Chinesischen Mauer gebucht hatte, und am zweiten Tag habe ich den „Himmelstempel“, den „Lama Tempel“, den „Sommer Tempel“ und „die verbotene Stadt“ gesehen.

Ich kann Euch ein Wochenende in Peking sehr empfehlen! Es ist eine schöne Stadt und es war aufregend, so viele berühmte Sehenswürdigkeiten zu sehen. Die Fahrt hat auch nur vier Stunden gedauert. Was mir außerdem in Peking sehr empfohlen wurde, ich aber zeitlich nicht mehr geschafft habe, war, den „Tiananmen Square“ zu besichtigen und die „Universal Studios“ in Peking.

Besuch der berühmten Chinesischen Mauer im fernen China - einfach beeindruckend!

Besuch der berühmten Chinesischen Mauer im fernen China – einfach beeindruckend!

An meinem zweiten Wochenende war ich in Shanghai. Hier ist das Gute, dass alle Sehenswürdigkeiten, die ich sehen wollte, in unmittelbarer Nähe waren, weshalb ich alles an einem Tag geschafft habe. Ich habe mir den „Peoples Square“ angesehen, den „Yu Garden“, der wirklich wunderschön ist und es dort sehr viele Geschäfte gibt, in denen man Essen und Andenken kaufen kann, dann den „Tianzifang“ Stadtteil, „The Bund“ sowie den „Oriental Pearl Radio Tower“ und den „Shanghai Tower“. Shanghai kann ich ebenfalls sehr empfehlen! Mit dem Zug ist man schon in drei Stunden da und man kann noch mehr erkunden, als da, wo ich war.

An meinem dritten Wochenende war ich im „Disneyland“ in Shanghai. Zeitlich hat es nur dafür gereicht, aber da ich am Wochenende zuvor mir schon Shanghai angesehen hatte, war es absolut in Ordnung für mich. Ich kann es Euch wieder nur empfehlen, da es für mich ein absoluter Kindheitstraum war, dort einmal hinzugehen.

Das Leben in Wuhan

Wuhan ist eine Millionenstadt in Zentralchina, in der man die rasend schnelle Entwicklung Chinas an allen Straßenecken spüren kann. Es gibt hochmoderne Shoppingmalls und glitzernde Einkaufsstraßen, aber auch viele arme Bauern, die mit ihren kleinen Transportern Obst und Gemüse an Passanten verkaufen. Man sieht Luxuslimousinen, dominiert wird das Straßenbild aber von Elektrorollern und Fahrrädern. In Wuhan wohnen deutlich weniger Ausländer als in den Großstädten. Entsprechend fällt man auf der Straße stärker auf, weshalb es sein kann, dass man öfter angesprochen wird, aber in China sind die Menschen sehr freundlich und aufgeschlossen.

Im März fängt es in Wuhan langsam an, wärmer zu werden, weshalb ich auch Frühlings- und Herbstkleidung empfehlen würde. Die Kommunikation auf Englisch in Wuhan war sehr schwierig, aber mit einer Übersetzer-App bin ich gut vorangekommen. In den Großstädten sprechen schon mehr Leute englisch, aber auch nicht immer. In China allgemein ist das Leben und vor allem auch das Essen sehr günstig, sowohl in Restaurants als in normalen Geschäften, in denen man schon für zwei bis drei Euro große Mahlzeiten bekommen kann.

Die prächtige Kranichpagode in Wuhan

Die prächtige Kranichpagode in Wuhan

Da ich ein Wochenende früher angekommen war, hatte ich die Möglichkeit, die Stadt zu erkunden, bevor die Famulatur anfing. Ich war im „Huanghelou Park“, in dem der berühmte „Yellow Crane Tower“ ist und in welchem man viele Tempel besichtigen und sich Musik- und Tanz-Aufführungen ansehen kann. Und ich war im „Wuhan Zoo“, in dem ganz viele exotische Tiere aus verschiedenen Ländern zu sehen waren, die man in Deutschland nicht sieht, auch nicht in Zoos. Das Gute ist, alles hat auch sonntags in China offen.

Das letzte Wochenende habe ich ebenfalls in Wuhan verbracht, bevor ich wieder nach Deutschland zurückgeflogen bin. Ich war am „East Lake“, der wunderschön ist und auch weitere Attraktionen hat, im „Wuhan Botanical Garden“ und im „Wuhan Happy Valley“, was ein schöner Abschluss für meine Reise war.

Mein Fazit

Ich kann Euch eine Famulatur oder einen PJ-Abschnitt in China wärmstens empfehlen! Es war für mich eine unglaubliche Erfahrung! Ich habe so viel Neues gelernt, einerseits medizinisch, andererseits kulturell. Wuhan ist vielleicht nicht die erste Stadt, an die man denkt, wenn man eine Famulatur in China machen möchte, aber dafür ist es eine umso authentischere, wenn auch vielleicht etwas herausfordernde Erfahrung, dort einen Monat zu verbringen.

Ich habe auch von anderen Medizinstudierenden nur positive Erfahrungen gehört und ich glaube, Ihr werdet die Zeit hier genießen.

Sena Bulanik

Berlin, April 2024


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