Nordrhein-Westfalen, Essen, Universitätsklinikum Essen (06.09.-26.12.2021)
Vier Monate PJ in der Radiologie in der Uniklinik Essen — von Röntgen-Thorax bis PET-MRT. Meine Zeit gefiel mir so gut, dass ich mich während meines Tertials auch entschloss, mich in dieser Abteilung für meine Weiterbildung ab Sommer 2022 zu bewerben. Und ich wurde genommen. Ganz besonders freue ich mich nun, nach Abschluss meines Medizinstudiums in dieser Abteilung als Weiterbildungsassistent anfangen zu dürfen! Mein PJ-Tertial war sicher ein Schlüssel dazu.
Mein Blick zurück
Am Ende eines jeden Jahres lasse ich meist die Geschicke Revue passieren. In diesem Jahr fällt mein Blick insbesondere zurück auf mein Wahltertial, welches ich in der Essener Radiologie am Universitätsklinikum absolvieren durfte. Nicht nur die Möglichkeit gleich zu Beginn im regulären Betrieb mitzuarbeiten und selbst Röntgenbilder, Computertomographien und andere radiologische Bilder mit zu befunden, sondern auch die großartige Lehre durch das ärztliche Team, bei dem man stets willkommen war, an Interventionen und anderen Eingriffen beizuwohnen, machten dieses PJ-Tertial zu einer großartigen Zeit.
Radiologie – mein Wunsch-Wahlfachfach im PJ
Das Radiologie-Tertial am Universitätsklinikum Essen war definitiv mein erster Wunsch! Bewerben musste man sich hierfür über das Studiendekanat. Das Uniklinikum Essen nimmt nicht an der deutschlandweiten, zentralen PJ-Platzvergabe teil, sondern regelt dies intern. Externe Medizinstudierende sind daher am besten beraten, sich über dessen Internetseite oder das direkte Gespräch mit dem Dekanat zu informieren.
Häufig stehen Wohnungen zur (Unter-)Miete in der Nähe des Klinikums im Stadtteil Holsterhausen zur Verfügung. Im ganzen Stadtteil Holsterhausen wohnen viele Medizinstudierende und genießen die kurzen Wege zum großen Klinik-Campus. Fünf Fahrradminuten entfernt, liegt auch der beliebte Stadtteil Rüttenscheid, der mit einer großen Ausgehmeile auf der Rüttenscheider Straße viele Kneipen, Restaurants und andere schöne Etablissements bietet. Ebenso ist auch der Baldeney-See gut zu erreichen, der gerade im Sommer nicht nur zum Radfahren, sondern auch zum Schwimmen, Surfen oder zur Bootsfahrt einlädt. Das Klinikum selbst bietet auch mehrere Cafés, eines davon, insbesondere für die Medizinstudierenden gedacht, mit günstigeren Preisen als auch eine große Mitarbeiter-Mensa, die für PJler*innen ebenfalls Vergünstigungen bietet. Die Aufwandsentschädigung für PJler*innen liegt insgesamt bei 560.- Euro.
Strahlenschutz ist in der Radiologie besonders wichtig
PJ-Tertial in der Radiologie am Universitätsklinikum Essen
Der erste Tag meines PJ-Tertials in der Radiologie am Universitätsklinikum Essen begann um 7:30 Uhr mit der alltäglichen Frühbesprechung. Gleich danach erhielten wir vier PJler*innen mit der ersten Einweisung durch den lehrbeauftragten Oberarzt der Abteilung unsere Zugänge zum Befundungssystem der Klinik. Wir wurden zudem ermuntert, am besten gleich heute noch unseren ersten Befund zu verfassen. Direkt im Anschluss führte uns einer der jungen Assistenzärzt*innen durch die Abteilung, zeigte uns all die verstreuten Standorte und gab uns zudem Tipps, welche Befundungsstationen des Öfteren freistünden und somit von uns PJler*innen gut mitbenutzt werden könnten. Auch er hatte hier in der Radiologie sein PJ absolviert und konnte uns somit Tipps aus erster Hand geben. Übergeben wurden wir an einen der „dienstälteren“ PJler, der uns mit dem RIS und PACS, den beiden relevanten Programmen für die Radiolog*innen, vertraut machte.
Die Arbeit mit dem PACS erforderte natürlich eine Eingewöhnung und war in den ersten zwei Tagen noch verbunden mit dem Suchen der Instrumente auf der Leiste, dem richtigen Formulieren, wie „der Freigeber“ es gerne hätte, und vielen weiteren Eigenheiten.
Danach verteilten wir uns auf die verschiedenen freien Arbeitsplätze, an denen sich zumeist auch andere Assistenzärzt*innen befanden, die ebenfalls befundeten und jederzeit mit Rat zur Seite standen. Mein erster Befund war ein klassischer „Röntgen-Thorax“-Befund. Bei diesem ersten Befund lernte ich direkt, dass es hierbei nicht auf die reine Menge oder die absolute Vollständigkeit des Textes ankam, sondern viel mehr darauf, alle kommentarwürdigen Strukturen auf dem Röntgenbild genauestens begutachtet zu haben und, falls möglich, in einen sinnigen Zusammenhang mit den klinischen Angaben und Fragestellungen zur Patientin/zum Patienten zu bringen.
Oftmals habe ich in meinen ersten Befunden noch eine Fülle an unauffälligen Strukturen beschrieben und war hierbei entweder viel zu sensitiv oder nicht genau genug, um die feinen Zeichen in einem Röntgenbild zu erkennen. Mit der Wendung „zu sensitiv“ nehme ich hierbei Bezug auf einen O-Ton unseres Oberarztes, der nicht wollte, dass wir „die Leute kränker machen, als sie sind“. Er war es auch, der uns in einem der regelmäßig stattfindenden „Teachings“ erklärte, welche Grenzen der Aussagekraft die konventionelle Bildgebung schlichtweg hat. Oft kommt es nur auf die Position der Patientin/des Patienten an. Grundsätzlich wurden beispielsweise alle Patient*innen auf der Intensivstation täglich mit einer Röntgenaufnahme des Thorax versehen, um unter anderem asymptomatische Pneumonien bei ihnen früh zu erkennen.
Innerhalb der ersten Woche konnte ich meine Fähigkeiten als Befunder im Röntgen aber deutlich steigern und ich sah anhand meiner am Vortag freigegebenen Befunde, dass sich bei diesen immer weniger Unterschiede zu meiner ursprünglichen Formulierung zeigten bis hin zu einer glatten Freigabe. Dieses Nachlesen war auch eine Chance, jeden Tag Feedback zu bekommen und seinen Fortschritt zu messen.
Außerdem habe ich auch zu Beginn regelmäßig die Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Eine/einer der Assistenzärzt*innen hat dann meinen Befund abgewartet und „nachgeschallt“ und den Befund geschrieben.
Eines meiner Highlights war zudem der Einblick in die Interventionelle Radiologie. Das Universitätsklinikum Essen ist nämlich unter anderem eine Klinik, die sich auf die Onkologie und die Therapie sehr spezieller Tumorentitäten wie das Aderhautmelanom spezialisiert hat. Auf das Universitätsklinikum Essen bin ich bereits in meinem letzten Erfahrungsbericht zu meinem chirurgischen Tertial an dieser Klinik genauer eingegangen.
Zudem ist am UK Essen eine große Neuroradiologie ansässig, auf der ich jederzeit willkommen war, in der Angiographie den Interventionen beizuwohnen, meine Fragen zu stellen oder gar bei manchen diagnostischen Eingriffen zu assistieren. Die Ausstattung am Standort Essen ist wirklich auf einem sehr hohen Standard.
Jeden Morgen fanden nach der Frühbesprechung um 07:30 Uhr „Teachings“ für die Assistenzärzt*innen und uns Medizinstudierende statt, auf denen jeweils ein anderer Assistenzarzt zusammen mit einem Oberarzt einen Vortrag zu einem speziellen Thema aus den Fachbereichen hielt. Diese Vorträge gingen etwa bis 08:00 Uhr, anschließend verteilten sich alle auf ihre zugewiesenen Arbeitsplätze, die über das gesamte Klinikum verteilt waren, mit dem Kern der Abteilung in der Chirurgischen Klinik.
Von da an ging es auch für uns PJler*innen ans Befunden. Wir unterstützten die Assistent*innen in nahezu allen „Arbeitslisten“ (Röntgen, Kinderradiologie, CT, MRT, usw.). Wir suchten uns je einen freien Arbeitsplatz mit einer radiologischen „Workstation“, die gerade nicht belegt war. Durch die Nähe zu den Assistent*innen konnte man hier nicht nur seine Fragen anbringen, die sich bei den unterschiedlichen Patient*innen auftaten, sondern auch deren Arbeitsalltag miterleben. Im Vergleich zu vielen anderen Fachabteilungen, die ich in verschiedenen Krankenhäusern miterlebt hatte, hatten die Assistent*innen in Essen ein tolles Arbeitsklima als auch einen guten Bezug zu deren Oberärzt*innen, denen sie auch Fragen stellen konnten und zumeist nicht mehr Überstunden als zwingend nötig. Meine Tage als PJ-Student gingen zumeist jedoch nur bis etwa 14:00 Uhr, spätestens dann wurde mir nämlich nahegelegt, meine verbleibende Studienzeit auch etwas zu genießen, bevor es dann richtig mit dem Arbeiten los geht.
Während meiner Zeit in diesem Tertial konnte ich außerdem noch an einem zweitägigen Radiologie Kongress in Dortmund, dem „Radiologie Kongress Ruhr“ teilnehmen, auf dem ich als Student kostenlos an allen Seminaren teilnehmen konnte. Seitens unseres Oberarztes war dafür nur eine kurze Absprache nötig, bis wir hierzu freigestellt wurden. Auch für Besprechungen oder Aufgaben im Rahmen meiner Doktorarbeit, die ich zu erledigen hatte, war Zeit. Generell hatte man als PJler*in durch die eigenen Zugänge, aber auch in der allgemeinen Wahrnehmung, ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Freiheiten, mit welchen Schwerpunkten man sich den Tag über beschäftigen wollte.
In einem CT-Scanner wie diesem hier werden dutzende CT-Studien täglich aufgenommen
Bewerbung auf eine Assistenzarztstelle in der Radiologie am Universitätsklinikum Essen!
Meine Zeit in der Radiologie am Universitätsklinikum Essen gefiel mir so gut, dass ich mich, nachdem ich hierüber natürlich schon länger nachgedacht hatte, während meines Tertials auch entschloss, mich in dieser Abteilung für meine Weiterbildung ab Sommer 2022 zu bewerben. Das Gespräch mit den Leitern der Abteilung verlief äußerst angenehm und ich wurde kurz nach dem Gespräch von der Assistentin des Direktors kontaktiert mit der freudigen Nachricht, dass ich „selbstverständlich“ genommen werde. Meine Weiterbildung wird deshalb also gleich an meinem Wunschhaus beginnen, worüber ich sehr glücklich bin!
Mein Fazit
Abschließend kann ich bei diesem Wahltertial von einem vollen Erfolg sprechen! Ich habe die Klinik jeden Tag mit dem Wissen verlassen, dass ich heute etwas Neues gelernt habe. Zudem habe ich Dank erhalten von den Assistenzärzt*innen, denen man durch seine Mitarbeit schon nach wenigen Tagen der Einarbeitung wirklich Unterstützung bieten und viele Tätigkeiten selbst durchführen konnte.
Die Abteilung legte viel Wert auf die Lehre für die Medizinstudierenden! An einem Tag wurden alle PJler*innen sogar zu einer Besprechung eingeladen, bei der wir unsere Gedanken zur Möglichkeit der Verbesserung der klinischen Lehre in der Radiologie einbringen sollten. Ich hatte während meines Tertials auch flexibel die Möglichkeit, meine Urlaubstage zu nehmen – einen Bescheid geben, genügte. Insgesamt war die Arbeitsatmosphäre für mich und die Kolleg*innen sehr angenehm und auch an Tagen, an denen viel zu tun war, blieb der Teamgeist und die Moral bestehen!
Morgens auf dem Weg zu meinem Arbeitsplatz am Universitätsklinikum Essen
Ganz besonders freue ich mich nun, nach Abschluss meines Medizinstudiums in dieser Abteilung als Weiterbildungsassistent anfangen zu dürfen! Mein PJ-Tertial war sicher ein Schlüssel dazu. Jederzeit würde ich diese Entscheidung für ein PJ-Tertial in der Radiologie am Universitätsklinikum Essen noch einmal treffen!
K., L.
Essen, Januar 2022
Neueste Blogbeiträge auf Medizinerlaufbahn.de: