PJ in der Schweiz – Orthopädie

Schweiz, Zürich, Schulthess Klinik (26.12.2022-16.04.2023)

Ich bin sehr dankbar für meine Zeit an der Schulthess Klinik, in Zürich und in der Schweiz! Die Erfahrungen, die man an der Schulthess Klinik in Zürich in der Orthopädie sammeln kann, sind sehr wertvoll! Wer gern im OP steht und das Fach der Orthopädie liebt, ist hier genau richtig! Ich kann es nur weiterempfehlen, Auslandserfahrungen während des PJs zu sammeln!

Motivation & Organisation

Die Schulthess Klinik gehört laut dem US-Nachrichtenmagazin „Newsweek“ zu den führenden orthopädischen Kliniken weltweit (Stand 2022). Dabei hatten mich besonders die hohe Qualität der Patientenversorgung und insbesondere das breite Spektrum der Orthopädie mit all seinen Facetten von der Sportmedizin, über Kinder- und Jugendorthopädie bis hin zur Wirbelsäulen- und Neurochirurgie überzeugt.

Atemberaubender Blick vom Uetliberg auf Zürich

Atemberaubender Blick vom Uetliberg auf Zürich

Mit meiner Bewerbung zweieinhalb Jahre im Voraus erhoffte ich mir hervorragende Weiterentwicklungsmöglichkeiten für meine anvisierte Facharztausbildung im Bereich der Orthopädie. Da die Plätze allgemein in der Schweiz sehr begehrt sind, empfiehlt es sich, frühzeitig Bewerbungen zu verschicken. Dennoch besteht auch die Möglichkeit, dass man kurzfristig Zusagen bekommt. In meinem Fall verlief die Kommunikation nach der Zusage mit dem Personalmanagement unkompliziert. Ein Zimmer im Personalwohnheim, als auch ein Parkplatz können bei Bedarf mitorganisiert werden.

Meine Arbeit an der Schulthess Klinik in Zürich

Die Arbeit an der Schulthess Klinik, akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Zürich, war in vielerlei Hinsicht ereignisreich und voller wertvoller Erfahrungen. Die Hierarchien sind allgemein in der Schweiz sehr flach und ein „Du“ mit der Oberärztin/dem Oberarzt oder gar Chefärztin/Chefarzt zeigt auch im übertragenen Sinne, dass man Teil des Teams ist und je nach Kenntnisstand auch als volles Mitglied bzw. als Kolleg*in gesehen wird. Die Einbindung der Student*innen in den Klinikalltag, sei es im OP oder gar auf Station, war fest vorgesehen. Dennoch blieb es den Medizinstudierenden vor Ort selbst überlassen, wie man sich untereinander aufteilte. Je nachdem, wie viele Medizinstudierende während des Tertials vor Ort waren, verbrachte man mehrere Tage unter der Woche im OP oder vermehrt auf Station.

Der Aufgabenbereich der Unterassistent*innen im OP reichte je nach Operation vom einfachen Hakenhalten bis hin zur 1. Assistenz. Ich selbst habe vermehrt Zeit am Tisch der Operateure der unteren Extremität verbracht. Je nach Interessensgebiet empfiehlt es sich, ein OP-Team über einen längeren Zeitraum zu begleiten. So wächst über die Zeit das Vertrauen und man darf bei Gelegenheit auch mehr assistieren. Wer über einen Zeitraum von vier Monaten da ist, hat ausreichend Zeit, neben der oberen und unteren Extremität, die verschiedenen spezialisierten Bereiche wie Wirbelsäulen- oder Kinder- und Jugendorthopädie zu durchlaufen.

Die Stationsarbeit umfasste die Aufnahme der Patient*innen, welche am Folgetag operiert wurden. Häufig waren es 5-10 Patient*innen, sodass man zeitig mit dieser Aufgabe fertig war und die Möglichkeit hatte, an verschiedenen Sprechstunden teilzunehmen. Letzteres kann ich nur weiterempfehlen! Während der Sprechstunden kann man nicht nur Untersuchungstechniken erlernen und anwenden, sondern kriegt auch bei Interesse und Nachfrage Verschiedenes erklärt.

Zudem gab es jede Woche regelmäßig praktisch-theoretische Fortbildungen für Medizinstudent*innen und für Assistenzärzt*innen, an denen wir auch teilnehmen konnten.

Einmal im Tertial übernahm man als Unterassistent*in einen Pikett-Dienst, bei welchem man spät anfallende OPs (nach 17:00 Uhr) und gegebenenfalls Operationen an Wochenenden abdecken musste.

Für die Ärzteschaft inkl. Unterassistent*innen betrug die Arbeitszeit 50 Stunden pro Woche bzw. 10 Stunden pro Tag. Vorbehalten blieben abweichende Spezialregelungen für besondere Verhältnisse. Überstunden wurden ausbezahlt.

Wohnen in Zürich

Das Personalwohnheim war eine sehr gute Gelegenheit, verhältnisweise günstig in Zürich zu leben. Für ca. CHF 430.- erhielt man ein Einzelzimmer in einer Wohngemeinschaft gestellt. Das Zimmer war ca. 16m2 groß und voll möbliert (Bett, Tisch, Stuhl, Schrank, Truhe, Bettzeug). Gemeinsam mit zwei bis drei weiteren Klinikmitarbeiter*innen teilte man sich die Gemeinschaftsküche und das Bad. Waschmaschine und Wäschetrockner standen im Untergeschoss kostenlos zur Verfügung.

Ich persönlich habe die Zeit im Wohnheim sehr genossen. Man wusste die örtliche Nähe zur Klinik während der Rufbereitschaft zu schätzen. Zudem konnte man mit anderen Mitbewohner*innen im Personalwohnheim auch gemeinsame Unternehmungen vornehmen und neue Kontakte knüpfen.

Freizeit

Ich war im Zeitraum von Dezember bis April in der Schweiz. Die Berglandschaft ist nicht nur im Sommer, sondern besonders im Winter atemberaubend. Vor allem für Wintersportinteressierte bietet dieser Zeitraum traumhafte Möglichkeiten. Gemeinsam mit weiteren Unterassistent*innen machte es gleich doppelt so viel Freude, die Stadt und die Umgebung zu erkunden. Zürich hat viele schöne Ecken, wo man es sich vor allem am „Züri See“ gemütlich machen kann – im Sommer mit einer Picknickdecke, im Winter mit einer heißen Schokolade. Der „Uetliberg“ bietet eine wunderbare Aussicht auf die Stadt. Die Seefahrt in Zürich als auch am Vierwaldstättersee kann ich aus eigener Erfahrung nur weiterempfehlen!

Traumhafte Aussicht vom Pilatus einem Bergmassiv südlich von Luzern

Traumhafte Aussicht vom Pilatus einem Bergmassiv südlich von Luzern

Neben Zürich sind auch weitere Städte in der Schweiz sehr gut mit der Bahn zu erreichen, darunter zählt auch Luzern. In Luzern sollte man sich auf alle Fälle auch den „Pilatus“ anschauen. Die Aussicht ist traumhaft!

Wer gern nach Italien reisen möchte, der kann dies mit der sehr guten Zuganbindung ebenfalls tun. Von Zürich bis nach Mailand dauert es nur drei Stunden und auf der Zugfahrt kann man ebenso die Landschaft bestaunen.

Good to know!

Im Folgenden versuche ich einige Tipps für Euren Aufenthalt in Zürich und der Schweiz zusammenzufassen.

  • Essen

In der Schweiz sind vor allem die Lebenshaltungskosten sehr hoch und das merkt man, wenn es um das Thema Essen geht. Nicht primär bezogen auf die Preise in den Einkaufsläden, sondern vor allem, wenn man essen geht. Doch auch hier gibt es gute und günstige Möglichkeiten.

Zum Beispiel gibt es an der Schulthess Klinik in Zürich eine „anti-food waste Aktion“. Um 13:40 Uhr durfte man sich vom Buffet für nur CHF 3.- seinen Teller belegen und sein Mittagessen genießen. Zudem erhielt man dort pro Tag als Mitarbeiter*in ein gratis Heißgetränk. Und im OP gab es kostenlosen Kaffee und Brot mit Aufstrich.

Zudem konnte man auch sein Mittagessen hoch in den Aufenthaltsraum vom OP bestellen.

  • Sport

Personen, die gerne in ihrer Freizeit Sport treiben oder neue Sportarten ausprobieren möchten, sollten sich das Sportprogramm „ASVZ“ der Universität Zürich zu Herzen nehmen. Insbesondere, wenn man vier Monate und damit ein ganzes Tertial absolviert, kann man als Student*in von einem breiten Angebot profitieren.

Die Schulthess Klinik selbst hat auch ein hauseigenes Fitness-Studio, welches ich ebenfalls sehr weiterempfehlen kann.

  • Verkehrsmittel

Wer gern zu Fuß unterwegs ist, der kommt auch im Zentrum von Zürich gut von A nach B. Das Fahrrad ist vor allem im Sommer eine sehr gute Option und man kann sich Fahrräder in der Stadt ausleihen. Ansonsten empfehle ich die Monatskarte. Über „SwissPass“ und „Halbtax“ erhält man zusätzlich Vergünstigungen, vor allem, wenn man im Fernverkehr unterwegs ist, aber auch für Museumsbesuche.

  • Versicherungen

Ich persönlich hatte trotz einer Auslandskrankenversicherung eine Schweizer Krankenversicherung für meinen Aufenthaltszeitraum abgeschlossen. Klärt dies vor Antritt Eurer Reise mit dem Krankenhaus oder Eurer Krankenversicherung ab. Ansonsten sind die Kosten auch überschaubar.

  • Rundfunkgebühren

Mit Aufenthalt in der Schweiz und entsprechendem temporären Wohnsitz muss man Rundfunkgebühren zahlen. Nach einigen Wochen bekommt man Post von der „SERAFE AG“. Hier lohnt es sich, telefonisch Kontakt aufzunehmen. Statt dem vollen Jahresbeitrag kann man stattdessen anteilig für vier Monate seine Rundfunkgebühr begleichen.

  • SIM-Karte

Ich selbst hatte für meinen Aufenthalt in der Schweiz problemlos einen „eSIM-Vertrag“ mit einem der Schweizer Anbieter abgeschlossen. Vor allem das unbegrenzte Datenvolumen und die monatliche Kündbarkeit sind hervorzuheben.

  • Städteführung in Zürich

Neben zahlreichen Stadtführungen möchte ich vor allem auf die „freewalk-Veranstaltungen“ von „Freewalk Zürich“ aufmerksam machen. „Free Walking Tours Zürich“ ist eine gemeinnützige Organisation und bietet kostenlose Touren auch durch Zürich an. Ich selbst kann die Stadtführung nur weiterempfehlen! Nähere Informationen findet man auf deren Website. https://www.freewalk.ch/swiss/

  • Kunsthaus und weitere Museen in Zürich

In Zürich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich kulturell weiterzubilden. Darunter zählen neben dem „FIFA-Museum“ vor allem das „Kunsthaus“ und zahlreiche weitere Museen. Hier lohnt es sich besonders, als Student*in von Vergünstigungen zu profitieren.

Im „Kunsthaus“ konnten jeden Mittwoch die Dauerausstellungen ohne Eintritt besichtigt werden. Lediglich für die Sonderausstellungen musste an diesem Tag bezahlt werden.

Ein lohnendes Ausflugsziel - der Vierwaldstättersee

Ein lohnendes Ausflugsziel – der Vierwaldstättersee

Mein Fazit

Ich bin sehr dankbar für meine Zeit an der Schulthess Klinik, in Zürich und in der Schweiz! Ich kann es nur weiterempfehlen, Auslandserfahrungen während des PJs zu sammeln! Man schließt nicht nur neue Freundschaften mit weiteren Unterassistent*innen und Mitarbeiter*innen der Klinik vor Ort, sondern man lernt eine andere Kultur und auch ein anderes Gesundheitssystem kennen. Die orthopädische Weiterbildungsmöglichkeit und die Erfahrungen, die man an der Schulthess Klinik in Zürich sammeln kann, sind sehr wertvoll! Wer gern im OP steht und das Fach der Orthopädie liebt, ist hier genau richtig!

Atemberaubender Blick vom Uetliberg auf Zürich - PJ in der Schweiz

Malerischer Blick auf den Zürichsee

Des Weiteren bietet die Schweiz mitsamt seinen Landschaften die Möglichkeit, neben dem Stadtleben die Zeit auch abseits in der Natur zu genießen. Ich kann es Euch nur ans Herz legen. Ich würde dieses Tertial jederzeit nochmals machen!

M., A.

Köln, Juni 2023


Neueste Blogbeiträge auf Medizinerlaufbahn.de: