Mein M3 Examen im Mai 2022 – ein letzter Endspurt

Und dann war es plötzlich da, das Ende meines Praktischen Jahres. Ich hatte mir meine Fehlzeiten für das Ende des PJ und die danach anstehende Lernzeit aufgespart, da ich nicht so ganz direkt mit dem Lernen beginnen, sondern mir eine kleine Auszeit genehmigen wollte. Einfach um Energie zu tanken, bevor er dann in wenigen Wochen anstand, der 3. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung – mein M3 Examen im Mai 2022! 

M3 Examen – Ende meines Praktischen Jahres

Am 17.03.22 endete mein PJ – einen Monat vor seinem offiziellen Ende, da ich mir alle meine 20 Tage Fehlzeiten für das Ende des PJ und die danach anstehende Lernzeit aufgespart hatte. So ganz direkt wollte ich aber dennoch nicht mit dem Lernen beginnen, da ich mir nach dessen Vollendung erst einmal eine Auszeit genehmigen wollte. Mit einer Gruppe aus insgesamt sechs Freunden ging es dann gemeinsam nach Fuerteventura, wo wir in einer Finca eine Woche Ruhe und Sonne genießen konnten. In meinem Fall war dieser Trip auch genau richtig, um dem tristen Trott des diesigen Märzes zu entfliehen, Energie zu tanken und einen inneren Tapetenwechsel zu vollführen. Die darauffolgenden 36 Tage sollten dem Recht geben!

Meine Prüferkombination hatte ich bereits im Dezember 2021 erhalten, dadurch blieb genug Zeit, sich um Altprotokolle zu kümmern und die Lage einzuschätzen.

Fächerkombination und Protokolle – 3. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung | M3 Examen

Meine Prüfungsfächer unterteilten sich neben den beiden Pflichtanteilen aus Chirurgie und Innere Medizin in mein Wahlfach Radiologie und Gynäkologie als viertes Fach. Unseren Prüfer aus der Radiologie kannte ich bereits aus meinem PJ sehr gut, er ist selbst Neuroradiologe und setzte dort auch in der Prüfung seinen Schwerpunkt; später mehr dazu. Unsere Prüferin in Gynäkologie war frisch habilitiert und noch ohne M3-Erfahrung sowie ohne Protokolle. Die beiden übrigen Prüfer stammten aus der Thoraxchirurgie, beziehungsweise der Gastroenterologie. Alle prüften aber klinikrelevantes Allgemeinwissen und kein Spezialwissen aus ihrer persönlichen Expertise. Mit all dem konnte ich also durchaus zufrieden sein, ausgeschlossen wurde zwar nichts, doch ist das im echten “Arztleben” auch nicht anders.

Die Altprotokolle organisierten wir uns daher recht früh im März 2022 und konnten dadurch auch einen Eindruck des Fragestils der einzelnen Prüfer gewinnen sowie deren häufig aufgegriffenen Themen. Das aufmerksame Durcharbeiten von Altprotokollen empfehle ich ganz deutlich! Für mich bildete dies nämlich die Basis für alle weiteren Schritte in meinem Lernen.

Meine Lernstrategie für das M3 Examen

Ganz zu Beginn meiner Vorbereitung legte ich mir alle verfügbaren Altprotokolle zu den Prüfern vor, sie schwankten zwischen einer Seitenzahl von 5 – 40 Seiten pro Prüfer, schrieb alle Themen heraus, die innerhalb unseres Beobachtungszeitraumes vorkamen, und markierte jene, die sich doppelten. Anhand dieser Liste konnte ich meine Vorbereitungen besser strukturieren. Dieses „Triage System“ brachte mir nicht nur Übersicht, sondern auch eine bessere Prioritätensetzung während meiner Vorbereitung.

Den Stundenplan, den ich mir eigentlich zu Beginn vorgenommen hatte, verwarf ich aber nach ein paar Tagen.

Angesichts der wenigen Fächer, verglichen mit dem M2 Examen, konnte ich hier nach Gefühl vorgehen und Innere Medizin und Chirurgie überschnitten sich ja teilweise, was deren Krankheitsbilder betrifft.

Zur Vorbereitung nutzte ich vornehmlich die Lernkapitel, die „Amboss“ in seinem M3-Lernplan eingeordnet hatte. Jedoch arbeitete ich auch hier nicht alle Kapitel durch, denn Themen, die noch nie von den Prüfern gefragt wurden und auch sonst nach meinem Empfinden nicht drohten, abgefragt zu werden, ließ ich aus. Außerdem nutzte ich noch für Innere Medizin und Chirurgie die jeweiligen „80 Fälle“-Bücher, die sich sehr gut zwischendurch oder unterwegs lesen lassen. Dort wird fallbasiert Wissen aufgearbeitet und klinisch strukturiert dargestellt, wie man es auch in einem mündlichen Examen gefragt werden könnte.

Spazierengehen, Laufen, Fahrrad fahren - alles, was den Geist nach einem Lerntag beruhigt, lohnt sich

Spazierengehen, Laufen, Fahrrad fahren – alles, was den Geist nach einem Lerntag beruhigt, lohnt sich

In den ersten Wochen arbeitete ich alle Kapitel ab, die entweder bereits von den Prüfern gefragt worden waren oder aber hohe Relevanz im klinischen Kontext hatten und somit natürlich gestreift werden könnten.

Dazu machte ich mir Lernzettel, welche sich auch wirklich nur auf die für mich relevanten Aspekte begrenzten. Zu Anfang hatte ich nämlich gemerkt, dass es für mich oftmals nur ein bestimmtes Stichwort brauchte, um den Faden wieder zu finden. Sobald ich bei der Endokarditis also an die avaskulären, von Endokard bekleideten Herzklappen dachte, fiel mir bereits Vieles wieder ein: die Pathophysiologie von Keimbesiedlung der Klappen und den Vegetationen, die sie bilden; die Vegetationen, die weiter ulzerieren (Endocarditis acuta) oder fibrosieren (E. lenta), damit zu Komplikationen führen, wie man sie durch das Echo aufspürt und warum man sie so lange antibiotisch therapieren muss (avaskulär!). Diese Gedankenkaskade sprang bei mir an, sobald ich das fett angemarkerte Schlüsselwort „Klappenvegetationen“ auf meinem Zettel las.

Bis zur vorletzten Woche fertigte ich diese Lernzettel an und schaute nur gelegentlich in die beiden Fallbücher hinein. Danach intensivierte ich die Vorbereitung anhand von Fällen, schaute die sehr empfehlenswerten M3-Simulationen von „Amboss“ auf YouTube sowie die Videos der Deutschen Röntgengesellschaft zum Thema M3. Außerdem wiederholte ich ab diesem Zeitpunkt ständig meine Lernzettel und markierte mir meine Schlüsselworte. Nachdem ich mir dank der Vorbereitung meiner Fallbücher in der Diagnosestellung sicher war, fokussierte ich mich in den letzten zwei Tagen nur noch auf die Wiederholung.

M3 Examen – Ausgleich und Freizeit – „mens sana in corpore sano“

Neben dieser doch sehr intensiven Lernzeit innerhalb der 36 Tage an Vorbereitung war es mir ein großes Anliegen, auch einen Ausgleich zu finden. Aufgrund des verglichen mit meinen Kommiliton*innen eher frühen Termins, folgte meine Vorbereitungsperiode dem Motto „kurz und schmerzlos“. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre es zwischendurch auch sicherlich gut gewesen, ganze Tage frei zu nehmen und Ablenkung zu bekommen. In meinem Zeitraum tat ich dies jedoch nur einmal, nämlich als ich mit meiner Partnerin einen Tagesausflug mit einem Kleinflugzeug an die Nordsee machte. An den übrigen Tagen habe ich mein Lernprogramm jedoch durchgezogen.


Hierbei bleibt zu sagen, dass ich insbesondere zu Beginn nur von 8:00 Uhr bis 14:00 oder 15:00 Uhr gelernt habe, zum Schluss in der letzten Woche dann über ganze Tage gestreckt. Dies entschied ich während meines Lernens, da ich eine Feststellung machte: Zu Zeiten, in welchen ich konzentriert und ohne Ablenkung nur zwei Stunden durchlernen konnte, schaffte ich dieselbe Menge an Stoff wie sonst in der doppelten Zeit mit Ablenkungen.

Ein entscheidender Hebel war für mich also das Abstellen von Störfaktoren, um mir mehr Zeit und Qualität zu bieten.

Dies erforderte aber Selbstdisziplin und fiel mir auch nicht immer leicht. Für mich war es auch immer einfacher, konzentriert bei der Sache zu bleiben, wenn ich Termine erst nachmittags nach meiner Lernzeit bzw. meiner „aktiven Phase“ wahrnahm. Jeder weiß am besten selbst, nach welchem Rhythmus er am besten arbeiten kann, falls nicht, gibt es auch viele kostenlose Tests, um herauszufinden, ob man eher „Eule“ oder „Lerche“ ist. Ich denke, dass jede Prüfungsphase, insbesondere die besonders intensiven Phasen zu Physikum, M2 oder M3 auch viel Raum zu Selbsterkenntnis und Optimierung der eigenen Fähigkeiten bieten.

Eines meiner absoluten Highlights während der Vorbereitungszeit - der Ausflug an die Nordsee mit einem Kleinflugzeug

Eines meiner absoluten Highlights während der Vorbereitungszeit – der Ausflug an die Nordsee mit einem Kleinflugzeug

Wie auch im M2 Examen habe ich während meiner Lernzeit nahezu jeden Tag ein „home workout“ abgehalten, manchmal auch in meiner Lernpause, wenn ich drohte ins Mittagstief zu verfallen. Diese Dreiviertelstunde, in welcher der Körper übernimmt und der Kopf abschalten kann, lässt neue Reserven tanken.

Außerdem sollte man sich jeden Nachmittag oder Abend auch eine Sache vornehmen, auf die man sich besonders freut, um die Laune hochzuhalten, auch wenn es nur das Kochen eines Lieblingsgerichts ist. 

M3 Examen – Meine Prüfung

Meine Prüfung war der erste Durchgang, nachdem in den letzten zwei Jahren keine Bettenprüfungen stattgefunden hatten. Für meine erfahrenen Prüfer war dies kein Problem. Der Ablauf am ersten Tag war, wie besprochen. Wir kamen auf die thoraxchirurgische Station, bekamen unsere Patienten zugeteilt und durften uns ab 9:30 Uhr mit ihnen beschäftigen. Zunächst studierte ich die Akte der Patientin. Bis auf eine zuvor asymptomatische Karotisstenose und 3-Gefäß-KHK waren kaum Krankheiten bekannt, sie lag stationär postoperativ nach einer Bypass-OP. Schnell machte ich mich daran, sie zu besuchen und erklärte ihr noch einmal das Vorgehen zur Prüfung.

Ich ging mit ihr den Anamnesebogen der Klinik nochmals durch, trug alles ein und fand durch Nachbohren noch ein paar Nebendiagnosen á la Sprunggelenksfraktur 1993. Dies machte aber nichts, denn vor allem hatte ich nun ein Bild von der Patientin und ihrer Geschichte und sie hatte ein Bild von mir. Wir verstanden uns gut und so schrieb ich nach einer sehr kurzen fokussierten körperlichen Untersuchung schnell einen Arztbrief runter. Dafür hatte ich zwar gut eine Stunde, da ich jedoch nicht herausragend geübt darin war, reichte die Zeit gerade so. Eine Vorlage für den Arztbrief hatte ich mir auch über „Amboss“ geladen, der Gewinn dadurch war aber in meinem Fall begrenzt.

Weiter ging es mit der Vorstellung und Untersuchung der Patientin vor den Prüfern.

Zunächst ließen diese mich in Ruhe untersuchen, später stellten sie Fragen wie: „Was wäre der Befund, wenn die Patientin nun einen mechanischen Ileus hätte?“ Manche Fragen fing ich gut ab, andere brachten mich auch mal ins Grübeln. Alles in allem verlief die Prüfung fair und die Patientin hat großartig mitgemacht. Um 13:30 Uhr war es vorbei.

Am Abend dieses ersten Tages war ich völlig geschafft, ich brauchte einen halbstündigen Mittagsschlaf und wiederholte nur noch für das Gefühl.

Tags darauf wachte ich um 6:00 Uhr in der Früh auf, stärkte mich mit gutem Frühstück und hatte alle Taschen gepackt. Bis es um 12:00 Uhr mit der Prüfung los ging, konnte ich für mein Gefühl noch einmal die Themen wiederholen. Ich denke, dass dies eher eine persönliche Neigung ist, manche wird dies am letzten Tag auch eher unsicher machen.

Mit guter Vorlaufzeit traf ich dann an der Uniklinik ein, verschont vom Stau und mit noch genügend Zeit, um ein kleines Mittagessen zu essen.

Gleich bei Eintritt in den Konferenzraum, in welchem uns Kaffee und Kekse angeboten wurden, wurden wir vom Komitee begrüßt, beruhigt und belehrt, wie die Prüfung nun ablaufen werde. Wir rotierten einzeln durch. Alle drei Prüflinge wurden nacheinander vom jeweiligen Prüfer nebenan geprüft. Die Themenauswahl in Innere Medizin und Chirurgie beinhaltete alles zwischen Notfallversorgung, von Thrombosen und arteriellen Verschlüssen über Vorhofflimmern, bis hin zu Anämie und Autoimmun-Gastritis. Natürlich gab es auch die Themen, die meine Kommiliton*innen gefragt wurden, die ich lieber gehabt hätte, bei Fragen zu Campylobacter oder Guillan-Barré war ich aber froh, nicht am Ball zu sein.

Insgesamt also eine faire Verteilung der Themen, keine Kolibris und keine bösen Überraschungen.

Selbiges galt für Radiologie und das „Viertfach“ Gynäkologie. In Ersterem sollte ich zunächst mit klassischer Röntgenbildgebung beginnen, später dann den Diagnostikalgorithmus beim Schlaganfall am Bildbeispiel erklären. In Letzterem ging es um das Mammakarzinom und das Kardiotokogramm.

Vor allem folgendes ist in all diesen Fächern wichtig:

Struktur. Durch gezieltes Nachfragen und einen klaren diagnostischen Algorithmus kann man sich nahezu jede Diagnose erschließen und ich denke, dies wollen auch die Prüfer sehen. Schließlich ist dies keine Facharztprüfung, sondern der letzte Test, ob man in der Lage ist, als Ärztin/Arzt einen Fall richtig anzugehen. Hilfe braucht es gerade am Anfang früher oder später sowieso immer.

Nachdem es endlich geschafft war, fiel mir eine große Last von den Schultern! Den übrigen Tag genoss ich in der Sonne und später mit der Familie beim Essen.

M3 Examen – Und danach?

Rückblickend bin ich sehr froh, dass diese Zeit nun vorbei ist. Realisiert, dass ich nun mit meinem gesamten Medizinstudium fertig und noch besser, ab sofort Arzt bin, habe ich es noch nicht.

Am meisten freue ich mich aber nun auf die Zeit, die danach kommt: „Endlich nur noch in dem Bereich lernen, der mich wirklich am allermeisten packt und motiviert. Endlich mal ein paar Jahre Schluss haben, wenn Feierabend ist und endlich das nächste Kapitel beginnen.“

Nach bestandener Prüfung ging es raus in die Heimat. Sekt musste aber sein!

M3 Examen – Nach bestandener Prüfung ging es raus in die Heimat. Sekt musste aber sein!

Mein nächstes Kapitel wird dabei wie folgt beginnen. Ich werde zunächst in meiner Essener Uniklinik in der Radiologie anfangen zu arbeiten. Dort kenne ich das Team schon und habe hier auch mein PJ absolviert. Diese Vorschau motiviert mich immens!

K. L.

Essen, den 12.05.2022


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