PJ in Australien – Chirurgie 

Australien, Southport, Gold Coast University Hospital (20.11.2023-14.01.2024)

Zwei Monate meines chirurgischen Tertials absolvierte ich am Gold Coast University Hospital in Southport im Bundesstaat Queensland an der wunderschönen Ostküste Australiens. Meine Zeit vor Ort war ein wunderbarer Mix aus wertvollen Erfahrungen in der Chirurgie und unvergesslichen Erlebnissen in und um Gold Coast herum. Ich würde jedem, der nicht vor dem organisatorischen Aufwand zurückschreckt, einen PJ-Abschnitt am Gold Coast University Hospital in Australien wärmstens empfehlen!

Mein Ziel: Australien!

Ich verbrachte zwei Monate meines chirurgischen Tertials am Gold Coast University Hospital in Southport im Bundesstaat Queensland an der wunderschönen Ostküste Australiens. Das Krankenhaus ist ein Level 1 Major Trauma Centre, weshalb in der Notaufnahme immer sehr viel los ist und es viele interessante und spannende Fälle zu sehen gibt. Meine Zeit vor Ort war ein wunderbarer Mix aus wertvollen Erfahrungen in der Chirurgie und unvergesslichen Erlebnissen in und um Gold Coast herum.

Infos rund um die Bewerbung

Die Bewerbung war leider sehr kompliziert und wurde erst durch einen privaten Kontakt möglich. Ich bewarb mich direkt bei einem Professor vor Ort, der mir zwei Rotationen in der Chirurgie zusicherte. Später stellte sich heraus, dass ich mich noch offiziell bei der Universität bewerben musste, um am Ende auch die Unterschrift des Dekans und das Universitätssiegel zu erhalten. Dies war mit sehr viel Aufwand verbunden, da im Vorhinein noch sehr viele Dokumente beglaubigt oder in Australien beantragt werden mussten. Da ein Praktikum vor Ort normalerweise nur für maximal einen Monat möglich war und auch dann nicht flexibel zu unseren PJ-Zeiträumen, musste sich mein Kontakt persönlich einsetzen, um zwei Monate zu unseren Tertial-Zeiträumen heraus zu handeln. 

Für diese zwei Monate zahlte ich 1.000 AUD an Studiengebühren und rund 200 AUD für Dokumente, welche ich für die Bewerbung benötigte (100 AUD „Application Fee“ plus 50 AUD „Australian Police Certificate“ plus 25 EUR amtliche Beglaubigungen in Deutschland). Für ein zweimonatiges unbezahltes Praktikum reichte das kostenlose Touristenvisum aus. 

Koala im Coombabah Lake Conservation Park - einem Naturschutzpark in der Gold Coast-Region - einer meiner Geheimtipps

Koala im Coombabah Lake Conservation Park – einem Naturschutzpark in der Gold Coast-Region – einer meiner Geheimtipps 

(Anm. d. Red: Um wirklich auf der sicheren Seite zu sein, sollte man sich immer rechtzeitig bei der Botschaft des jeweiligen Landes nach den aktuellen Einreisebestimmungen erkundigen. Hierbei sollte man unbedingt erwähnen, dass man sich nicht zu Urlaubszwecken, sondern zu einer medizinischen Tätigkeit im Rahmen seines Medizinstudiums im betreffenden Land aufhalten wird.)

Da ich von November bis Januar vor Ort war, hatten die Studierenden vor Ort Ferien, weswegen ich keine anderen Studierenden kennenlernte. Dies war aber überhaupt nicht schlimm, da die Ärztinnen und Ärzte sehr aufgeschlossen waren und die „Juniordoctors“ („Interns“) ungefähr dem Niveau eines PJlers entsprechen.

Meine chirurgischen Rotationen im Gold Coast University Hospital

Den ersten Monat meines PJ-Abschnittes in der Chirurgie am Gold Coast University Hospital in Southport absolvierte ich in der „Acute Surgical Unit“ und den zweiten in der „Trauma Unit“ und der Notaufnahme. Die „Acute Surgical Unit“ wurde von Allgemeinchirurg*innen geführt und führte in erster Linie Appendektomien, Cholezystektomien und Abszessspaltungen durch. Nicht selten wurden auch Hiatushernien, Sinus pilonidales und rektale Fisteln operativ versorgt. Da zu dieser Zeit keine anderen Studierenden vor Ort waren, durfte ich jeden Tag im OP assistieren – meist sogar als erste Assistenz. Mehrmals die Woche fanden Teachings zu diversen chirurgischen Themen statt, zu denen ich mich jederzeit dazusetzen durfte. Die Ärzt*innen waren wahnsinnig aufgeschlossen und hilfsbereit und versuchten einem zwischen den OPs so viel wie möglich zu erklären.

Die „Trauma Unit“ betreute alle komplexeren Trauma Patient*innen und war multidisziplinär aufgestellt mit „Trauma Nurses“, „Trauma Surgeons“, „Case Managern“ und Vertreter*innen einer Trauma Selbsthilfegruppe. In dieser Gruppe wurden zweimal pro Tag Visiten begangen. Dabei wurde sich sehr viel Zeit für die Patient*innen genommen und intensiv Rücksprache mit Physiotherapeut*innen, Ernährungsberater*innen, dem Schmerzteam, Pharmazeut*innen und anderen Fachärzt*innen wie z.B. für Orthopädie, MKG, Neurochirurgie und Innere Medizin gehalten. 

Das „Trauma Team“ behielt vor allem den Überblick über die diversen Verletzungen und sorgte dafür, dass jede Verletzung vom jeweils zuständigen Fachgebiet adäquat versorgt wurde und keine weiteren Verletzungen übersehen wurden. Zu meiner Überraschung wurden von den Unfallchirurg*innen meist Frakturen der Rippen, des Sternums und der Clavulae versorgt, während die restlichen Frakturen hauptsächlich von den Orthopäd*innen operiert wurden. Darüber hinaus wurden von den Unfallchirurg*innen jedoch auch explorative Laparotomien zur Detektion von bisher unauffälligen inneren Verletzungen durchgeführt. Was außerdem sehr spannend war, war, dass das „Trauma Team“ zu jedem größeren Trauma Alarm im Schockraum dazu gerufen wurde und ich jedes Mal mitgehen durfte. 

Auch in der „Trauma Unit“ gab es regelmäßige Teachings, Radiologie Meetings, um diffizile Fälle durchzusprechen, und Mobidity und Mortality Meetings, um Komplikationen der letzten Patient*innen zu analysieren. Durch den Einsatz meines persönlichen Kontaktes vor Ort, durfte ich bei einem groß angelegten Planspiel zusehen, bei welchem ein Massenanfall von Verletzten durchgespielt und die Versorgungsstrukturen des Krankenhauses anhand eines realen Beispiels getestet wurden. Sehr positiv aufgefallen ist mir das multidisziplinäre, sehr kompetente und reflektierte Arbeiten eines eingespielten Teams, welches einen großen Fokus auf psychische Gesundheit und partizipative Kommunikation auf Augenhöhe setzt. 

Auch hier in der „Trauma Unit“ war das Team wieder sehr aufgeschlossen und sehr darauf aus, dass ich in der kurzen Zeit möglichst viel sehen und lernen konnte. So durfte ich mehrmals im OP assistieren und für einige Tage in die Notaufnahme gehen. Die Notaufnahme wurde von sogenannten „ED-Doctors“ geführt, welche in Australien spezialisierte Fachärzt*innen sind und internistische, chirurgische und psychiatrische Patient*innen betreuen. 

Da die Teams am Gold Coast University Hospital so nett, die Arbeit so spannend und der organisatorische Aufwand im Vorhinein so groß war, wollte ich so viel wie möglich aus diesem Chirurgie-Tertial mitnehmen und blieb zumeist bis um 17:00 Uhr in der Klinik.

Wohnen in Gold Coast

Wohnungen sind in Australien leider recht teuer. Die besten Angebote findet man jedoch meistens über „Flatmates“ und „Facebook“. Ich habe mit einer Freundin in einem kleinen Zimmer in einer 7er WG gewohnt und pro Woche 180 AUD gezahlt, alleine wären es 280 AUD/Woche gewesen. 

Meine Unterkunft in Southport, Gold Coast

Meine Unterkunft in Southport, Gold Coast

Die Wohnung lag in der „Minnie Street“ in Southport, was für mich ganz angenehm war, da ich mit dem Fahrrad in 20 Minuten jeweils zum Krankenhaus oder zum Strand fahren konnte. Wer nicht so gerne Fahrrad fahren möchte, dem würde ich empfehlen, möglichst nah an der Tram zu wohnen, welche direkt vor dem Klinikum hält und dazu noch sehr günstig ist. 

Freizeit an der Gold Coast

Ich würde jedem empfehlen, sich vor Ort ein günstiges Fahrrad zu kaufen. Fahrradfahren mag zwar in Australien leider ein bisschen gefährlicher sein, dafür sieht man mehr von der Stadt, kann an der wunderschönen Strandpromenade die Küste hochfahren und kommt an Strände und Orte, die mit dem ÖPNV nicht erreichbar wären.

Natürlich laden die ewig langen Strände zu ausgiebigen Strandspaziergängen und Surfsessions ein. Wer schwimmen gehen möchte, sollte am besten nur zwischen den Flaggen ins Wasser gehen, da die Strömung recht stark ist und der eine oder andere Hai vorbei schwimmen könnte.

Einfach traumhaft - Blick auf Main Beach, einen Vorort der Stadt Gold Coast im Bundesstaat Queensland - Australien

Einfach traumhaft – Blick auf Main Beach, einen Vorort der Stadt Gold Coast im Bundesstaat Queensland – Australien

In Gold Coast gibt es immer wieder tolle Events und auch jede Menge Bars – insbesondere der Stadtteil „Surfers Paradise“ ist für sein Nachtleben bekannt. Zudem gibt es viele kleine Künstlermärkte, die jede Woche in einem anderen Stadtteil von Gold Coast stattfinden.

Beeindruckendes Ausflugsziel und absolutes Highlight - der Lamington-Nationalpark im Südosten des australischen Bundesstaates Queensland

Für die absoluten Highlights aber braucht Ihr unbedingt ein Auto! Fahrt für ein Wochenende in die wunderschönen Nationalparks „Lamington“ und „Springbrook“. Hier könnt Ihr an paradiesischen Wasserfällen entlang wandern und abends gemütlich um ein Lagerfeuer herumsitzen. Ein letzter Geheimtipp ist der „Coombabah Nationalpark“ mit etlichen freilebenden Koalas und Kängurus.

Mein Fazit

Zusammenfassend durfte ich in meiner zweimonatigen Zeit in Gold Coast unglaublich viele wertvolle Erfahrungen sammeln, wundervolle und spannende Dinge sehen und erleben – am Gold Coast University Hospital, aber auch in meiner Freizeit. Ich hatte dabei den Eindruck, dass in Australien alle ein bisschen freundlicher sind und deutlich respektvoller miteinander umgehen. Besonders im Krankenhaus Alltag hat mir dies gut gefallen und konnte somit zu einer angenehmen Lernatmosphäre beitragen! 

Ich würde jedem, der nicht vor dem organisatorischen Aufwand zurückschreckt, einen PJ-Abschnitt am Gold Coast University Hospital wärmstens empfehlen!

G.- L.

München, Januar 2024


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