Mein Physikum 2023 – Meine Erfahrungen mit dieser großen Herausforderung  

Nach all den Monaten Schweiß und Tränen war ich wirklich unfassbar erleichtert, es endlich geschafft zu haben! Um denen, die ihr Physikum, den 1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, noch vor sich haben, einen kleinen Einblick zu geben und Euch vielleicht ein Stück der Angst zu nehmen, würde ich hier gerne meine Erfahrungen und Erinnerungen über mein Physikum teilen! 

Nur Mut! Ihr schafft das!

Das Physikum – man könnte es auch den „Tyrannen der Vorklinik“ nennen, denn so gefürchtet wie diese, ist wahrscheinlich keine andere Prüfung im Medizinstudium. Schon ab Tag eins des Studiums wird man auf diesen wichtigen Meilenstein der Medizinerlaufbahn vorbereitet. Nicht selten hört man alle Arten von Schauergeschichten und möchte sich am liebsten gar nicht erst vorstellen, wie man eines Tages selber diese große Herausforderung meistern muss. 

Um denen, die ihr Physikum, den 1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, noch vor sich haben, einen kleinen Einblick zu geben und Euch vielleicht ein Stück der Angst zu nehmen, würde ich hier gerne meine Erfahrungen und Erinnerungen über mein Physikum teilen. 

Vor dem Anatomiegebäude der Friedrich-Schiller-Universität in Jena

Vor dem Anatomiegebäude der Friedrich-Schiller-Universität in Jena

Das Physikum ist in einen schriftlichen und einen mündlichen Teil gegliedert. Der schriftliche Teil findet vom Zeitraum her normalerweise vor dem mündlichen Teil statt. Je nach Universität und Prüfungstermin hat man unterschiedlich lange Zeit zwischen den beiden Prüfungsteilen.  Da sich die beiden Prüfungsformate ja deutlich voneinander unterscheiden, hatte ich mich individuell auf die einzelnen Prüfungsteile vorbereitet. 

Die schriftliche Prüfung 

Für die schriftliche Prüfung gibt es viele mögliche Vorbereitungsstrategien. Einige Medizinstudierende bereiten sich analog mit Büchern, Endspurtskripten oder anderen Materialien vor, andere nutzen Online-Plattformen wie „via medici“ oder „AMBOSS“. Diese bieten verschiedene strukturierte Lernpläne vor, die zwischen 30 und 60 Tagen lang sind. Natürlich könnt Ihr Euch auch Euren eigenen Lernplan zusammenstellen. Für jeden Tag ist eine bestimmte Anzahl an Kapiteln und Themen zum Durcharbeiten vorgesehen. Zusätzlich kann man jeden Tag zu den Themen des vorherigen Tages Übungsfragen kreuzen. Am Ende des Lernplans kreuzt man die Physikums Prüfungen der letzten Jahre, so ähnlich wie eine Generalprobe. 

Ich hatte mich für den 50 Tage Lernplan von „AMBOSS“ entschieden. Da es von Universität zu Universität variiert, wie viel Zeit einem zwischen Semesterende und schriftlichem Physikum bleibt, kann es sein, dass man schon während des 4. Semesters mit dem Lernplan anfangen sollte. Bei mir war dies der Fall, also hatte ich gegen Ende des 4. Semesters mit dem Lernplan begonnen. Ich hatte dann während der normalen Klausurenphase im 4. Semester den Lernplan unterbrochen und nach den Klausuren weitergemacht. Dies war eine ziemlich stressige Zeit, da wir wie gesagt für Klausuren und Physikum parallel lernen mussten. Allerdings musste man dann die Klausurthemen für das schriftliche Physikum „nur“ noch wiederholen. 

Das Lernen mit dem „AMBOSS“-Lernplan hat grundsätzlich gut geklappt und inhaltlich vollkommen ausgereicht. Ich hatte mir zu den entsprechenden Kapiteln nebenbei Karteikarten geschrieben, um die Themen wiederholen zu können. Dies habe ich jedoch bei den meisten Themen aus Zeitgründen nicht geschafft. Die Lerntage des „AMBOSS“-Lernplans waren nämlich doch recht voll und zeitaufwendig, sodass ich für manche Lerntage mehr als einen Tag gebraucht habe. Deshalb kann ich Euch sehr empfehlen, genügend und großzügig Pufferzeit einzuplanen, falls das eigene Lerntempo die 50 Tage überschreitet! 

Physikum - der AMBOSS Lernplan

Physikum – der AMBOSS Lernplan

Was oft viel zu kurz kommt, aber enorm wichtig ist, sind freie Tage, also Tage, an denen man nicht lernt! Ich war etwas zu ambitioniert in die Lernphase gestartet und hatte mir viel zu wenig Auszeit eingeplant! Diese habe ich im Endeffekt dann aber doch dringend gebraucht und hing als Folge in meinem Lernplan hinterher. Mindestens einen Tag pro Woche solltet Ihr Euch laut meiner Erfahrung also auf jeden Fall vom Lernen freinehmen! Manchmal kam es auch vor, dass ich an einem Tag überhaupt keine Motivation und Energie hatte zu lernen. Damit einen solche Situationen nicht komplett aus der Bahn werfen, ist es umso wichtiger, genügend Zeit einzuplanen. O.K. – ich glaube jetzt habe ich es klar genug gesagt: „Zeit ist wichtig!“  

Die eigentliche schriftliche Prüfung findet an zwei aufeinanderfolgenden Tagen statt. Bei mir waren dies der 22. und 23. August 2023. Die Prüfung besteht aus insgesamt 320 MC-Fragen. Am 1. Tag werden Chemie, Physik, Physiologie und Biochemie abgefragt, am 2. Tag Anatomie, Biologie, Psychologie und Soziologie. Die Prüfung dauert pro Tag vier Stunden. Insgesamt war das schriftliche Physikum absolut machbar, da braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. Solange Ihr eine für Euch passende Lernstrategie findet und dranbleibt, ist auch dieser Teil des Medizinstudiums kein Hexenwerk!  

Die mündliche Prüfung 

Die mündliche Prüfung folgt meist auf die schriftliche Prüfung. Der Zeitraum dazwischen ist, wie bereits erwähnt, unterschiedlich. An meiner Universität begannen die mündlichen Prüfungen fünf Tage nach der schriftlichen Prüfung, die spätesten Termine lagen ca. drei Wochen danach. Normalerweise, aber nicht immer, werden die Termine nach Nachnamen vergeben. Meine mündliche Prüfung war eine Woche nach dem schriftlichen Teil, dementsprechend hatte ich nicht allzu viel Zeit für die Vorbereitung. Geprüft wurden die Fächer Anatomie (dazu Histologie), Biochemie und Physiologie.

Für die mündliche Prüfung hatte ich mir zuerst die Altprotokolle meiner Prüfer*innen durchgelesen und mir die Themen notiert, die gefragt worden waren. Für den Anatomieteil hatte ich mich größtenteils mithilfe der „Prometheus-Atlanten“ und meinen eigenen Aufzeichnungen aus den Vorlesungen vorbereitet. In Biochemie hatte ich mir zu den entsprechenden Themen die Informationen durchgelesen und mir immer Notizen gemacht, weil mir dies beim Lernen geholfen hat. In Physiologie hatte ich auch meine Aufzeichnungen aus den Vorlesungen benutzt. Für Histologie hatte ich mir die Präparate im virtuellen „Histokasten“ meiner Universität nochmals angeschaut und geübt, diese zu erkennen. Generell versuchte ich mir jedes Thema laut vorzusprechen, als Übung für die mündliche Prüfung! Eine weitere hilfreiche Methode war, sich selber Fragen zu stellen und zu beantworten, als würde man gerade in der mündlichen Prüfung sitzen. Hierfür wäre es natürlich praktisch, mit anderen zusammen zulernen, ich hatte darauf aber aus Zeitgründen verzichtet. 

Die Prüfung begann morgens um 8:00 Uhr. In meiner Prüfungsgruppe waren noch drei andere Studierende aus meinem Semester. Zuerst hatten wir 20 Minuten Zeit, zwei Präparate zu mikroskopieren, von denen dann eines abgefragt wurde. Dies ist je nach Prüferin/Prüfer unterschiedlich. Anschließend fing die mündliche Prüfung mit dem Anatomie Teil am Körperspender im Präparier Saal an. Weiter ging es mit Histologie. Dann haben wir den Raum gewechselt und wurden jeweils 10 Minuten Biochemie und Physiologie gefragt. Jede/jeder war zwei Runden dran. 

Die Prüfer*innen waren (erstaunlicherweise) wirklich freundlich und geduldig. Ich hatte große Angst vor der mündlichen Prüfung gehabt und war daher sehr froh, dass die Atmosphäre den Umständen entsprechend angenehm war. Wenn man etwas Falsches gesagt oder etwas verwechselt hatte, haben sie sich sehr verständlich gezeigt und einem auf die Sprünge geholfen. Diese Erfahrung ist natürlich sehr Prüfer*innen spezifisch, aber grundsätzlich wird einem bei Fehlern kein Kopf abgerissen. 

Physikum - Anatomie für Wälzer-Liebhaber

Physikum – Anatomie für Wälzer-Liebhaber 

Was ich wirklich allen empfehlen kann, ist, selbstbewusst aufzutreten und souverän zu reden, auch wenn man sich überhaupt nicht danach fühlt. Hier gilt: „Der Eindruck zählt!“ Solange die Prüferinnen und Prüfer das Gefühl haben, Ihr seid Euch in Eurer Sache sicher, fragen sie nicht so in die Tiefe und sehen über Fehler eher hinweg. Wie wahrscheinlich den meisten von Euch bekannt ist, können es Prüfer*innen nicht leiden, wenn man Antworten als Fragen formuliert. Davon würde ich auch im mündlichen Physikum unbedingt abraten! Ich selber bin eine Kandidatin, die dies sehr oft und sehr gerne macht, aber für das Physikum sollte man sich dies abgewöhnen. 

Die Prüfung dauerte vier sehr lange Stunden und dann war alles endlich vorbei. Nach einer kurzen Besprechung der Prüfer*innen wurden uns die Noten mitgeteilt und wir waren frei. Insgesamt war die mündliche Prüfung natürlich extrem kräftezehrend und deutlich anspruchsvoller als die schriftliche Prüfung! Nichtsdestotrotz kann auch dieser Teil des Physikums gut gemeistert werden – ein bisschen Glück gehört immer dazu! 

Nach all den Monaten Schweiß und Tränen war ich wirklich unfassbar erleichtert, es endlich geschafft zu haben! Im Nachhinein hätte ich mir aber mit deutlich weniger Stress und etwas mehr Ruhe während der Lernphase einen großen Gefallen getan. Versucht, so gut es geht, einen klaren Kopf zu bewahren und mit gesundem Maß an Aufregung an die Sache heranzugehen, dann steht Euch nichts im Weg! 

Ausblick! 

Das 5. Semester ist bei mir nun schon in vollem Gange und ich kann Euch wirklich beruhigen, es wird besser! Ihr könnt Euch auf jeden Fall auf den klinischen Abschnitt im Medizinstudium freuen, der jetzt schon deutlich spannender ist.  Ich habe in den kommenden Ferien meine erste Famulatur und zwar in der Psychiatrie. Ich freue mich schon sehr darauf, viele weitere Erfahrungen zu sammeln! 

L. Tschakarov 

Jena, Dezember 2023 


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