PJ in Rheinzabern – Allgemeinmedizin bei den SüdpfalzDOCs

Rheinland-Pfalz, Rheinzabern, Praxisgemeinschaft Rheinzabern (14.08.-05.11.2023)

Ich habe mein zweites PJ-Quartal in der Allgemeinmedizin in der Praxisgemeinschaft Rheinzabern in der schönen Südpfalz verbracht und kann rückblickend sagen, dass meine Erwartungen an diese Zeit sogar übertroffen wurden! In einem dreimonatigen Abschnitt lernt man die Allgemeinmedizin ganz anders kennen, als es in einer vierwöchigen Famulatur möglich ist. In meiner PJ-Praxis wurde Begeisterung für die Allgemeinmedizin gelebt und die Betreuung von Dr. med. Jonas Hofmann-Eifler und seinem Team war wirklich erstklassig!

Mein Weg in die Südpfalz

In der Planung meines Praktischen Jahrs war schnell klar – ich möchte mein Wahl-Quartal in der Allgemeinmedizin absolvieren! Der Wunsch, Allgemeinmedizinerin zu werden, entstand bei mir während meiner Hausarztfamulatur. Mich fasziniert die langjährige und persönliche Patientenbetreuung, der abwechslungsreiche Arbeitsalltag sowie die Vernetzung mit vielen anderen Fachdisziplinen. In meinem Allgemeinmedizin-Quartal wollte ich für eine längere Zeit diese Art der ärztlichen Tätigkeit kennenlernen und hierzu explizit in eine landärztliche Praxis gehen! 

Herzlich willkommen bei der Praxisgemeinschaft Rheinzabern!

Herzlich willkommen bei der Praxisgemeinschaft Rheinzabern! 

Zum Zeitpunkt meiner PJ-Planung gab es noch keine solche Praxis, die als Lehrpraxis zur Medizinischen Fakultät Mannheim gehörte. Dort waren nur städtische Praxen vertreten. Über einen Kommilitonen erfuhr ich von der Arbeit der SüdpfalzDOCs als Pfälzer Ärztenetzwerk und kontaktierte daraufhin den Vereinsvorsitzenden, Dr. med. Jonas Hofmann-Eifler. Die Praxisgemeinschaft in Rheinzabern kooperierte zu diesem Zeitpunkt bereits seit einiger Zeit als Lehrpraxis für das Blockpraktikum „Allgemeinmedizin“ im klinischen Studienabschnitt mit unserer Fakultät, sodass der Vorschlag, nun auch PJ-Lehrpraxis zu werden, seitens der betreuenden Ärztinnen und Ärzte auf große Freude stieß. Binnen weniger Wochen, gerade rechtzeitig zum Bewerbungsverfahren für die PJ-Plätze, war der Akkreditierungsprozess zur Lehrpraxis abgeschlossen und so konnte ich voller Vorfreude in mein PJ starten.

Ablauf in der Praxis

Um nicht täglich zwischen Mannheim und der Südpfalz pendeln zu müssen, unterstützte mich die Praxis bei der Suche nach einer Unterkunft. Die Netzwerke und Kontakte im ländlichen Bereich sind faszinierend! So dauerte es keine Woche, bis wir eine bezahlbare und passende Bleibe für die drei Monate organisiert hatten. Während der Zeit in Rheinzabern wohnte ich in Kandel, den Arbeitsweg legte ich meist mit dem Fahrrad zurück.

In der Praxis selbst wurde ich sehr herzlich aufgenommen. Das Team der Praxisgemeinschaft in Rheinzabern besteht aus sieben Ärzten und 15 MFAs. Während meines PJ-Quartals arbeitete ich an den verschiedenen Tagen nach einer Art Rotationsplan mit den unterschiedlichen Ärzten zusammen. So konnte ich deren individuelle Schwerpunkte, wie bspw. die Diabetologie, Palliativ- oder Reisemedizin, und ihre eigene Art im Umgang mit den Patient*innen kennenlernen.

Das Team der Praxisgemeinschaft in Rheinzabern freut sich auf interessierte Medizinstudierende!

Das Team der Praxisgemeinschaft in Rheinzabern freut sich auf interessierte Medizinstudierende!

Nach einer kurzen Einarbeitungsphase durfte ich oftmals die Patientinnen und Patienten zuerst sehen, also eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen und das Ganze dokumentieren. Im Anschluss habe ich mir Gedanken über weitere Diagnostik, differentialdiagnostische Überlegungen und therapeutische Optionen gemacht und meine Ideen dann mit den betreuenden Ärzten besprochen und zu einem Konzept für den weiteren Verlauf zusammengefügt. Diese eigenständige Arbeitsweise im geschützten, supervidierten Rahmen ermöglicht es, eine Routine zu entwickeln und sorgt für einen rasanten Wissenszuwachs in kurzer Zeit! 

Ein Konzept, das ich in der Praxis erstmals kennen- und schnell zu schätzen lernte, ist das Konzept der „präventiven Hausbesuche“. Der Fokus dieses Ansatzes liegt darauf, durch gezielte, regelmäßige Hausbesuche eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes oder auch eine Versorgungsproblematik bei geriatrischen Patient*innen frühzeitig erkennen zu können und somit vor dem Eintreten von Akutereignissen intervenieren zu können. Die Hausbesuche müssen nicht immer durch das ärztliche Personal selbst durchgeführt werden, sondern können auch an nicht-ärztliches Personal wie „NäPA“ (Nicht-ärztliche Praxisassistent*innen) delegiert werden. Dr. Jonas Hofmann-Eifler und sein Team praktizieren dieses Konzept schon seit mehreren Jahren und schätzen die Vorteile dieser Form der Prävention sehr. Krankenhauseinweisungen lassen sich oftmals verhindern, die Versorgungssituation des Patienten wird offensichtlich und es wird deutlich, an welchen Stellen ein Unterstützungsbedarf nötig ist! 

Neben der rein medizinischen Komponente fließen so auch sozial- und präventivmedizinische Aspekte in die Versorgung der Patient*innen mit ein. Dies bereichert die hausärztliche Tätigkeit sehr und stellt eine optimale Ergänzung zum normalen Alltag in der Praxis dar!

Was mich an der Allgemeinmedizin begeistert!

Der Alltag in der Allgemeinmedizin macht einfach Freude! Kein Tag ist wie der andere. Die allgemeinmedizinische Praxis deckt so ein weites Spektrum ab – von akuten Erkrankungen wie grippalen Infekten oder gastrointestinalen Beschwerden in der Infekt-Sprechstunde, über psychosomatische Erkrankungen, Reiseberatungen, Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen, Ultraschalluntersuchungen von Abdomen, Schilddrüse und Carotiden, bis hin zu Notfällen wie Anaphylaxie oder akutem Koronarsyndrom. 

Morgens kann man noch nicht sagen, wie der Arbeitstag verlaufen wird und dies macht die Arbeit als Hausärztin/Hausarzt so spannend! Gerade in ländlichen Regionen, wie auch in meiner PJ-Praxis, ist man als Allgemeinmediziner oft erster Ansprechpartner – dies zum einen durch die langjährige, auf Vertrauen und persönlicher Arzt-Patienten-Beziehung basierende Bindung, andererseits aber auch, weil die Wege zur Hausärztin/zum Hausarzt oftmals kürzer sind als zur nächsten Fachärztin/zum nächsten Facharzt oder in die nächste Klinik. 

Auch schätze ich an der Arbeit in der Allgemeinmedizin, dass man die Patientin/den Patienten über viele Jahre begleiten kann, die ganze Familien- und soziale Struktur kennt, oft auch die gesamte Familie betreut. Dies bietet gänzlich andere Möglichkeiten als in der stationären Akutversorgung. Nach einiger Zeit kann man seine eigenen Patient*innen schon so gut einschätzen, dass man schon beim ersten Blickkontakt oder beim Eintritt ins Sprechzimmer sieht, ob es der Patientin/dem Patienten gut oder schlecht geht. Dies ist sehr wertvoll und ich habe diese Art der langjährigen Betreuung in meinem PJ-Quartal zu schätzen gelernt! 

Auch für das Themenfeld der Prävention ermöglicht diese Bindung neue Optionen! Durch die langjährige Betreuung kann man deutlich besser einschätzen, wo und wie man die Patientin/den Patienten im Gespräch abholen muss, um ihn zu einer gesünderen Lebensweise zu bewegen oder von bestimmen Vorsorgeuntersuchungen zu überzeugen.  

Hier wird keine Medizin betrieben, die nur stumpf die Patient*innen nacheinander abarbeitet – in der hausärztlichen Betreuung steht die Patientin/der Patient selbst im Zentrum der ärztlichen Tätigkeit! Und dies in einem ganzheitlichen Ansatz, denn in der allgemeinmedizinischen Praxis laufen alle Pfade zusammen und müssen zu einem individuellen Konzept kombiniert werden. Leitlinien dienen als Grundlage für therapeutische Interventionen, jedoch fließen auch vielfältige Aspekte in Bezug auf die soziale Situation, Begleiterkrankungen und die häusliche Versorgung in die Entscheidungsfindung mit ein.  Hierdurch trifft man oft nicht die standardisierten Entscheidungen, die Patientin/der Patient muss in seiner Ganzheitlichkeit beachtet werden. Dies ist sehr anspruchsvoll, fordert dauerhaft zum Mitdenken auf, aber macht die allgemeinmedizinmedizinische Tätigkeit auch wahnsinnig spannend!

SüdpfalzDOCs Famulatur-PJ-Initiative! – Warum zu den SüdpfalzDOCs?! 

Der Verein „SüdpfalzDOCs e.V.“ wurde 2019 gegründet und zählt heute, nur vier Jahre später, knapp 200 Mitglieder. Hiermit gelten wir als eines der größten Ärztenetzwerke in Rheinland-Pfalz. Mit der auf persönliche Beziehungen setzenden Philosophie „Jung trifft auf Erfahren“ möchten wir durch unser ehrenamtliches Engagement nachhaltig eine attraktive Gesundheitsregion für die ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte schaffen und auf diese Weise die qualitativ hochwertige Versorgung unserer Patient*innen gewährleisten! 

Seit einiger Zeit gibt es die Famulatur- und PJ-Initiative der SüdpfalzDOCs. Unter dem Motto „Allgemeinmedizin zwischen Wein und Rhein“ möchten die SüdpfalzDOCs schon möglichst früh Medizinstudierenden einen Einblick in die hausärztliche Tätigkeit geben, Begeisterung für diese Arbeit wecken und somit dem regionalen Hausärztemangel entgegenwirken. Hierzu bietet der Verein Medizinstudierenden vielfältige Angebote: Über die Fortbildungen und regelmäßigen Netzwerktreffen des Vereins, Hospitationen in anderen Praxen der SüdpfalzDOCs, den Zugang zum Mitgliederbereich mit viel Informations- und Fortbildungsmaterialien, u.a. für den Praxisalltag, bis hin zur Nutzung der „Threema-Konsilgruppe“.

Eine großartige Initiative - die SüdpfalzDOCs e.V. - das Pfälzer-Ärztenetz!

Eine großartige Initiative – die SüdpfalzDOCs e.V. – das Pfälzer-Ärztenetz!

Die Möglichkeit, in anderen Praxen der SüdpfalzDOCs zu hospitieren, empfand ich als sehr besonders. Ich habe in meiner PJ-Zeit jeweils ein bis zwei Tage in der Gynäkologie, HNO, Neurologie und Pädiatrie hospitieren können. Gerade in der Allgemeinmedizin ist eine so breite Hospitation sehr bereichernd, da im hausärztlichen Alltag viele verschiedene Fachrichtungen abgedeckt werden. Es ist in der Allgemeinmedizin von Vorteil, ein breites Wissen zu haben, um richtig entscheiden zu können, ab welchem Punkt man die eigenen Patient*innen zu Fachspezialisten überweisen sollte oder ob man die Behandlung auch selbst durchführen kann. 

Auch die Fortbildungen und Netzwerktreffen der SüdpfalzDOCs habe ich im Rahmen des PJ-Abschnitts sehr geschätzt. Neben wertvollem und fundiertem Fachwissen, was hier vermittelt wird, kommt man in den persönlichen Austausch mit Weiterbildungsassistent*innen, jungen Fachärzt*innen und erfahrenen Kolleg*innen. Man wird als Studierende offen und herzlich aufgenommen und direkt in die Veranstaltungen und Diskussionen miteinbezogen – dies ist wirklich schön. Hier erfährt man aus erster Hand, welche Wege es, u.a. auch als Quereinsteiger*in, in die Allgemeinmedizin gibt, welche Möglichkeiten für Zusatzweiterbildungen und -qualifikationen möglich sind und auch welche Aspekte man in Bezug auf eine Niederlassung, Selbstständigkeit oder als angestellte Ärztin/angestellter Arzt beachten sollte. 

Und die Freizeit?!

Die Südpfalz ist eine wahnsinnig lebenswerte Region! Von tollen Ausflügen mit dem Gravelbike entlang am Rhein oder bis ins nahegelegene Frankreich, über Wanderungen durch die Weinberge oder den Pfälzer Wald bis hin zu Besuchen von Städten wie Speyer oder Landau mit schönen Fachwerkhäusern, netten Cafés und Museen – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei! Viele Ausflugstipps erhielt ich vom Praxisteam, aber auch über die SüdpfalzDOCs und zum Teil über Patient*innen erfuhr ich von neuen Orten, welche ich an den freien Wochenenden oder abends nach Feierabend besuchte. Ein perfekter Ausgleich zum Arbeitsalltag in der Praxis!

Zum Entspannen in der Freizeit - traumhafte Fahrradtouren an den Wochenenden in der schönen Südpfalz

Zum Entspannen in der Freizeit – traumhafte Fahrradtouren an den Wochenenden in der schönen Südpfalz

Mein Fazit aus drei Monaten Allgemeinmedizin in der Südpfalz! 

Ich kann jedem mit Interesse an ambulanter Patientenversorgung nur raten, die Chance eines PJ-Abschnitts in der Allgemeinmedizin zu nutzen! Man erhält einen tieferen Einblick in die Arbeit als Hausärztin/Hausarzt, lernt die besonderen Vorteile einer langjährigen Arzt-Patienten-Beziehung kennen, kann unter Supervision eigenständig arbeiten und ist in den Praxen der SüdpfalzDOCs auf jeden Fall an der richtigen Adresse für eine intensive Betreuung mit viel Freude für die hausärztliche Tätigkeit und qualitativ hochwertiger Lehre! 

Ich kann für mich auf jeden Fall sagen, dass mir die Zeit in meiner PJ-Praxis sehr gefallen und die Vielseitigkeit der hausärztlichen Tätigkeit gezeigt hat. Ich habe die Südpfalz als lebenswerte Region zu schätzen gelernt und das PJ-Quartal hat meinen Wunsch noch weiter bestärkt, später als Allgemeinmedizinerin tätig sein zu wollen!

Weitere Infos zur PJ-Initiative der SüdpfalzDOCs findet Ihr hier: https://www.suedpfalzdocs.de/pj-und-famulatur-in-der-suedpfalz.

Bei Anfragen für einen PJ-Abschnitt in den Praxen der SüdpfalzDOCs meldet Euch gerne unter kontakt@suedpfalzdocs.de oder nutzt das Kontaktformular über unsere Website www.suedpfalzdocs.de.

L. Bade

Rheinzabern, März 2024


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